
Die Ausbildungsstrukturen im Fahrradhandwerk stehen vor dem Kollaps. Während einzelne regionale Akteure wie die IHK Chemnitz und Betriebe wie Diamant tatkräftig handeln, versagen Bundesverbände und Industrie auf ganzer Linie. Symbolpolitik ersetzt Strategie, interne Machtspiele blockieren Fortschritt. Das Ergebnis: fehlende Fachkräfte, überforderte Werkstätten und schlecht montierte Produkte. Wer weiterhin wegschaut, gefährdet nicht nur das Handwerk, sondern auch die Sicherheit der Kundschaft.
Chemnitz zeigt, wie es geht – während andere blockieren
Die IHK Chemnitz hat kürzlich einen eigenen Prüfungsausschuss für Zweiradmechaniker: innen und -Mechatroniker: innen ins Leben gerufen – ein dringend notwendiger Schritt in einer Branche, die an ihrer Ausbildungspolitik zu scheitern droht. Mit an Bord: Ernst Brust, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Mikromobilität, der seine Erfahrung direkt in die Prüfungsentwicklung einbringt. Unterstützt wird die Initiative von der Firma Diamant, die mit einer hervorragend ausgestatteten Lehrwerkstatt bis zu 10 Auszubildende jährlich begleitet. So sieht echte Nachwuchsförderung aus – praxisnah, engagiert, konkret.
Berlin inszeniert, statt zu investieren
Der ZIV veranstaltet lieber Azubi-Tage mit Storebesuchen und Hauptstadtführungen, als sich ernsthaft für die strukturelle Ausbildungssicherung einzusetzen. Politische Sichtbarkeit ersetzt keine Werkstattausrüstung, kein Diagnosetool und schon gar keinen Fachlehrer an der Berufsschule. Das Handwerk kämpft – und wird im Stich gelassen. In Städten in ganz Deutschland ist der Frust in den Werkstätten greifbar: Der Nachwuchs fehlt, die Schulen sind schlecht ausgestattet, die Prüfungen oft nicht praxisgerecht. Betriebe stemmen die Ausbildung aus eigener Kraft – ohne Rückhalt von Bundesverbänden oder Industrie.
BIV: Zerstritten, zahnlos, zukunftslos?
Der Bundesinnungsverband Zweirad-Handwerk (BIV) wird seinem Namen nicht gerecht. Statt die Interessen des Handwerks zu bündeln, verliert er sich in Konflikten mit den Landesinnungen.
Die Folge: Lähmung statt Führung – ein gefährlicher Stillstand in einer Branche, die dringend Struktur benötigt.
Leasinganbieter & Industrie: Gewinn ohne Gewissen
Die Leasingbranche boomt, die Industrie profitiert vom E-Bike-Trend – doch kaum ein Akteur investiert in Ausbildung oder Werkstattinfrastruktur. Dabei werden gerade diese Fachkräfte morgen gebraucht, wenn Flotten gewartet, Systeme geprüft und Schäden behoben werden müssen. Wer jetzt nicht handelt, sabotiert den eigenen Kundendienst von morgen.
Fazit: Versagen mit Ansage – und die Folgen sind gefährlich
Statt gemeinsamer Ausbildungsoffensive erleben wir Abschottung, Kompetenzgerangel und PR-Aktionismus. Was fehlt, sind verbindliche Standards, moderne Lehrinhalte, Investitionen in Schulungen – und echtes Interesse an der Zukunft des Berufsbildes.
Die Folgen dieses kollektiven Wegsehens sind fatal: überlastete Betriebe, mangelhaft montierte Fahrräder, sinkende Sicherheit auf den Straßen.
>>Die Branche fährt auf Verschleiß - und keiner greift zur Bremse.<<
Quelle: www.velotech.de – Ernst Brust