Aufschwung oder Atempause? ZIV sieht Erholung im deutschen Fahrradmarkt

Burkhard Stork, Geschäftsführer ZIV  ©
Burkhard Stork, Geschäftsführer ZIV ©

Der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) meldet vielversprechende Anzeichen für eine Erholung im deutschen Fahrradmarkt. Nach den turbulenten Vorjahren scheint sich die Branche zu stabilisieren, doch eine kritische Betrachtung der Zahlen ist angebracht, um den tatsächlichen Grad des Aufschwungs zu bewerten. Der ZIV spricht von einem »leichten Plus« und sieht die Talsohle durchschritten. Doch ist das schon die Trendwende, oder eher eine Atempause auf einem neuen Niveau?

Verkaufszahlen: Ein erstes Aufatmen, aber keine Euphorie

Die Verkäufe an Endkund:innen im deutschen Fahrradmarkt zeigten im ersten Quartal 2025 einen Anstieg. Es wurden 385.000 Fahrräder verkauft, ein Plus von 10 % gegenüber Q1 2024 (350.000). Der Verkauf von E-Bikes stieg noch deutlicher um rund 11 % auf 500.000 Fahrzeuge (Q1 2024: 450.000). Das resultiert in einem Gesamtplus von knapp 11 % auf 885.000 verkaufte Fahrräder und E-Bikes im ersten Quartal 2025 (Q1 2024: 800.000).

Allerdings relativiert der ZIV dieses positive Bild umgehend: Da die Monate April und Mai wieder schwächer verliefen, reduziert sich das kumulierte Plus für das gesamte Frühjahr (bis Ende Mai) auf etwa 5 %. Dies deutet darauf hin, dass der „gute Verkauf der vergangenen Monate“ zwar geholfen hat, die Lagerbestände in Handel und Industrie weiter zu senken, die erhoffte dynamische Erholung jedoch bisher nicht nachhaltig ist. Die Nachfrage bleibt bei sportiven Fahrrädern (Rennräder, Gravelbikes) und E-Mountainbikes besonders gut.

Produktion: E-Bikes als Motor der deutschen Fertigung

Die heimische Produktion zeigt eine klare Verschiebung. Die deutschen Herstellerfirmen produzierten im ersten Quartal 2025 rund 520.000 E-Bikes, was einem Anstieg von knapp 16 % über dem Vorjahresniveau entspricht. Die Produktion klassischer Fahrräder lag im selben Zeitraum bei 240.000 Fahrzeugen, knapp 10 % über dem Vorjahr. Die Gesamtproduktion von Fahrrädern und E-Bikes erreichte 760.000 Einheiten, knapp 13,5 % über dem Wert von Q1 2024 (670.000).

 

Burkhard Stork warnt jedoch vor voreiligen Schlüssen: „Die ersten drei Monate eines Jahres eignen sich nur bedingt als Indikator für eine Jahresprognose, da in diesem Zeitraum in der Regel für die Saison vorproduziert wird.“ Dennoch bekräftigt er: „Aber die Prognose zu einem leichten Plus gegen Vorjahr bleibt auch hier bestehen. Wir sind durch die Talsohle durch.“

Export / Import: Internationale Dynamik und neue Herausforderungen

Die deutschen Exporte von Fahrrädern zogen im ersten Quartal 2025 an: Rund 182.000 Fahrräder wurden exportiert, knapp 25 % mehr als in Q1 2024 (146.000 Stück). Auch die E-Bike-Exporte stiegen um knapp 7 % auf 156.000 Einheiten (Q1 2024: 146.000). Insgesamt stieg der Export von Fahrrädern und E-Bikes damit um rund 16 % auf 338.000 Fahrzeuge gegenüber Q1 2024 (292.000).

 

Bei den Importen gab es ebenfalls deutliche Zuwächse im ersten Quartal 2025: 439.000 Fahrräder (+30 % ggü. 339.000) und 202.000 E-Bikes (+24 % ggü. 163.000) wurden eingeführt. Das Gesamtvolumen der Importe stieg um knapp 28 % auf 640.000 Fahrzeuge im Vergleich zum Vorjahr.

Ausblick: Hoffnung auf Normalisierung ab 2026

Der ZIV rechnet auch für das restliche Jahr 2025 noch mit einer angespannten Lage für die Unternehmen der Fahrradbranche. „Wir bleiben auf Kurs hin zu einer Normalisierung im Fahrradmarkt. Ab 2026 sehen wir Licht am Ende des Tunnels und damit deutliche Anzeichen für ein Ende der schwierigen Phase“, so Burkhard Stork. Er betont jedoch kritisch, dass das Vergleichsjahr 2024 sehr schwach gewesen sei und die zweistelligen Wachstumszahlen der ersten Monate bis jetzt nicht als vollständige Normalisierung des Marktes gewertet werden können. Die schwächeren April- und Mai-Zahlen bestätigen diese vorsichtige Haltung.

 

https://www.ziv-zweirad.de/

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