2022 konnte die Schweizer Velobranche nicht an ihren enormen Erfolg der beiden Vorjahre anknüpfen. Der Umsatz des Velohandels sank deutlich, doch er blieb über dem Niveau der Zeit vor der Covid-Pandemie. Und obwohl die Branche auch 2023 unter erschwerten Bedingungen arbeiten muss, ist sie mit längerfristiger Perspektive auf Erfolgskurs.
Wer je das Ketchup aus einer Flasche mit verstopfter Öffnung zu drücken versuchte, kennt es: Erst kommt gar nichts, dann viel zu viel. Der Schweizer Velohandel litt zuletzt sehr stark unter diesem Phänomen. Zum Saisonhöhepunkt im Frühjahr mangelte es an Velos und Elektrovelos: Das Fachbüro dynaMot hat für das eben erschienene «Marktbulletin Velohandel 2023» die Importstatistik des Bundesamts für Zoll und Grenzsicherheit ausgewertet. Es hat dabei festgestellt, dass im ersten Halbjahr 2022 aus wichtigen Produktionsländern nur etwa 50 bis 70 % des regulären Bedarfs geliefert worden waren.
Erschwerend kam für den Velohandel hinzu, dass die Schweizer Bevölkerung wegen des Krieges in der Ukraine, der drohenden Energielücke und den steigenden Lebenshaltungskosten zurückhaltend wurden bei größeren Ausgaben. Als Folge davon ging 2022 der Verkauf von Velos und Elektrovelos auf rund 448'000 Stück zurück. Zum Vergleich: Im Rekordjahr 2020 wurden beinahe 200'000 Stück mehr verkauft. Der Umsatz des Velohandels sank dadurch gegenüber dem Vorjahr um etwa 10 % auf 2.05 Milliarden Franken (ca. 2.13 Milliarden Euro). Das ist zwar empfindlich weniger als in den beiden Vorjahren, aber immer noch mehr, als der Schweizer Velohandel in allen Jahren vor der Covid-Pandemie erzielte.
Enttäuschende Velo-Saison 2023
Die fehlenden Velos und Elektrovelos trafen dann verspätet erst nach den Sommerferien ein, als die
Nachfrage im Markt sich wegen des nahenden Saisonendes bereits abkühlte. Und sie kamen in großer Zahl, weil teilweise auch noch Bestellungen aus der Saison 2021 geliefert wurden. Die Lager der
Schweizer Velobranche füllten sich dadurch in sehr kurzer Zeit rasant. Und weil auch Anfang 2023
noch viele Velos und Elektrovelos in den Markt geliefert wurden, startete die Branche mit übervollen Lagern in das neue Jahr.
Unglücklicherweise ging die Nachfrage in diesem Frühjahr aber nochmals zurück, weil das kühle und feuchte Wetter bis Mitte Mai die Lust aufs Velofahren deutlich minderte. 2023 droht die Velobranche mit ihrem Geschäftserfolg daher unter den Wert von 2019 zu rutschen, dem letzten Jahr, bevor die Covid Pandemie die Nachfrage nach Velos und Elektrovelos beflügelte.
Potenzial für Verdoppelung des Elektrovelo-Markts
Längerfristig sieht dynaMot die Velobranche aber weiterhin auf Erfolgskurs. Denn die Velonutzung steigt im langfristigen Horizont deutlich nach oben. Das zeigt eine Auswertung des Veloverkehrs an den Zählstellen von Schweiz Mobil, die dynaMot in seiner Studie ausgewertet hat. Zudem scheint das Potenzial noch nicht ausgereizt: Gemäß dem Mikrozensus Schweiz besaß 2021 jeder fünfte Haushalt in der Schweiz ein Elektrovelo. Geht man davon aus, dass E-Bikes sich als Verkehrsmittel für Alltag und Freizeit weiter etablieren, könnten in den nächsten Jahren nochmals so viele Elektrovelos gekauft werden wie bisher. Denn bei anderen regelmäßig genutzten Verkehrsmitteln (Velo, ÖV-Abonnement, Auto) ist die Besitzquote in den Schweizer Haushalten mehr als doppelt so hoch.
Marktbulletin Velohandel Schweiz
Die vorgestellten Marktzahlen und weitere Fakten zum Schweizer Velohandel sind im «dynaMot
Marktbulletin Velohandel 2023» zusammengefasst. Dieses bietet kompakt und leicht verständlich einen Überblick über den Markterfolg verschiedener Velokategorien und die aktuellen Entwicklungen
der Schweizer Velobranche. Diese Marktstudie erscheint im Juli 2023 zum sechsten Mal. Sie kann direkt beim Herausgeber unter www.dynamot.ch/marktbulletin bestellt werden.
Eine kostenlose Inhaltsübersicht steht auf dieser Website zum Download bereit.
dynaMot Kommunikation GmbH
Das Fachbüro dynaMot ist spezialisiert auf Marktforschung und Kommunikation für und über die Schweizer Velobranche. Gründer und Inhaber ist Urs Rosenbaum, der sich seit 1998 beruflich mit Velos auseinandersetzt. Ab 2003 beobachtete er den wirtschaftlichen Erfolg der Schweizer Velobranche als Fachjournalist und während mehreren Jahren als Herausgeber des Branchenmagazins Cyclinfo. Seit 2016 fokussiert er sich mit der dynaMot Kommunikation GmbH auf seine heutigen Dienstleistungen.