Reparaturkosten: Bringen 100 Euro für defekte Elektrogeräte Deutschlands Haushalte ans Limit?

34 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher können unerwartete Ausgaben von bis zu 100 Euro problemlos stemmen – mehr aber oft nicht. Foto: Adobe Stock | StockPhotoPro
34 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher können unerwartete Ausgaben von bis zu 100 Euro problemlos stemmen – mehr aber oft nicht. Foto: Adobe Stock | StockPhotoPro

Unerwartete Reparaturkosten für defekte Haushalts- und Konsumelektronik stellen einen wachsenden finanziellen Stressfaktor für deutsche Verbraucher dar. Eine aktuelle, repräsentative Studie des Spezialversicherers Wertgarantie offenbart eine alarmierende finanzielle Anfälligkeit:

Für einen erheblichen Teil der Bevölkerung können bereits geringe Ausgaben für die Instandsetzung von Fernseher, Kaffeemaschine oder Waschmaschine zur Belastungsprobe werden. Diese finanzielle Sorge hat weitreichende Konsequenzen – nicht nur für den Geldbeutel, sondern auch für die Umwelt.

 

 

Finanzielle Hürden und steigende Sorgen der Verbraucher

 

Die Studienergebnisse belegen eine deutliche Begrenzung der finanziellen Puffer vieler Haushalte:

  • Belastungsgrenze bei 100 Euro: Ein Drittel (34 Prozent) der Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland kann unerwartete Reparaturausgaben nur bis zu einer Höhe von 100 Euro problemlos bewältigen.

  • Grenze bei 200 Euro: Für etwa ein Viertel (24 Prozent) sind wenigstens 200 Euro noch stemmbar.

  • Allgemeine Sorge: Fast jeder Zweite (50 Prozent) macht sich derzeit Sorgen um hohe Rechnungen, sollte eines seiner Elektrogeräte ausfallen.

Diese Angst ist begründet: Fast drei Viertel (72 Prozent) der Befragten gehen davon aus, dass die Reparaturkosten für Elektrogeräte in den kommenden Jahren weiter steigen werden. Angesichts hoher Inflation und teurer Ersatzteile können ungeplante Reparaturen somit schnell zu einem ernsthaften finanziellen Problem werden.

 

 

Das Ausmaß des Elektroschrotts: Eine unterschätzte Umweltlast

 

Die Angst vor hohen Reparaturkosten hat eine direkte und gravierende Auswirkung auf die Umweltbilanz Deutschlands. Anstatt defekte Geräte reparieren zu lassen, werden sie laut der Studie häufig einfach entsorgt.

  • Jährliches Volumen: Auf diese Weise entstehen in Deutschland jedes Jahr insgesamt 355.871 Tonnen Elektroschrott.

  • Pro Kopf/Haushalt: Dies entspricht einer Menge von 8,6 kg pro Haushalt.

  • Fehleinschätzung: Besonders alarmierend ist, dass Verbraucher das wahre Ausmaß des Problems massiv unterschätzen. Im Durchschnitt schätzen die Befragten das jährliche Elektroschrott-Volumen in Deutschland lediglich auf rund 52 000 Tonnen – eine deutliche Diskrepanz zu den tatsächlichen Zahlen der Studie.

„Die aktuelle Studie zeigt eindringlich, dass Sorgen um ungeplante Reparaturkosten für viele Verbraucher real sind“, sagt Wertgarantie-Vorstand Konrad Lehmann. Foto: Wertgarantie | Daniel Möller Fotografie
„Die aktuelle Studie zeigt eindringlich, dass Sorgen um ungeplante Reparaturkosten für viele Verbraucher real sind“, sagt Wertgarantie-Vorstand Konrad Lehmann. Foto: Wertgarantie | Daniel Möller Fotografie

Wertgarantie-Vorstand Konrad Lehmann betont, dass gerade die Reparatur eine „wichtige Säule einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft“ darstellt. Sie trage entscheidend dazu bei, den Lebenszyklus von Geräten nachhaltig zu verlängern und Umweltbelastungen durch die Entsorgung von Rohstoffen zu reduzieren.

 

 

„Reparieren statt Wegwerfen“: Der Hebel für Umweltschutz

 

Der Spezialversicherer Wertgarantie hat die Studie „Reparieren statt Wegwerfen“ 2020 ins Leben gerufen und seither fortlaufend aktualisiert, um das Bewusstsein für die verlängerte Gerätenutzung zu schärfen und auf die potenziellen Einsparungen beim Elektroschrott hinzuweisen.

 

Konrad Lehmann unterstreicht die Verantwortung des Unternehmens: „Gerade die gesicherte Möglichkeit zur Reparatur ist der entscheidende Hebel, um unsere Umwelt zu entlasten und den Lebenszyklus von Geräten nachhaltig zu verlängern.“ Die Förderung der Kreislaufwirtschaft gemeinsam mit Partnern auf dem Reparaturmarkt sei ein Kernziel, um einen nachhaltigeren Umgang mit Elektrogeräten zu gewährleisten.

 

 

Hintergrund der Studie

 

Die empirische Erhebung verfolgt das Ziel, das Reparaturverhalten der Verbraucher, die jährliche Elektroschrott-Bilanz pro Haushalt und die damit verbundenen CO₂e-Emissionen zu beleuchten.

Die aktuelle Studienversion basiert auf repräsentativen Befragungen von insgesamt 25.553 Personen aus vier Erhebungswellen zwischen 2020 und 2025.

  • Schwerpunkterhebung 2025: Die jüngste Erhebung (Mai bis Juni 2025) fokussierte sich auf den Einfluss der aktuellen wirtschaftlichen Lage auf das Reparaturverhalten.

  • EU-Recht auf Reparatur: Die Studie ordnet die Elektroschrott-Bilanz vor dem Hintergrund der EU-Richtlinie zum Recht auf Reparatur (Richtlinie (EU) 2024/1799) ein, indem sie die neun in Anhang II genannten Geräte separat bilanziert.


 

Fazit und weiterführende Informationen

 

Die Studienergebnisse legen offen, dass ungeplante Reparaturkosten von bereits 100 bis 200 Euro für viele deutsche Haushalte eine existenzielle Belastung darstellen können. Diese finanzielle Anfälligkeit trägt maßgeblich dazu bei, dass jährlich 355.871 Tonnen Elektroschrott anfallen – ein Umweltproblem, dessen wahres Ausmaß die Bevölkerung deutlich unterschätzt. Die Förderung der Reparaturfähigkeit und die Stärkung der Kreislaufwirtschaft sind daher notwendige Schritte, um sowohl Verbraucher finanziell zu entlasten als auch die Umwelt nachhaltig zu schützen.

 

Quelle und weitere Informationen:

Die vollständige Studie „Reparieren statt Wegwerfen“ kann kostenfrei unter folgender Adresse abgerufen werden: https://reparieren-statt-wegwerfen.de/

 

Quelle: PM Wertgarantie

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