Das elektrisch unterstützte Fahrrad ist längst kein Nischenprodukt mehr. Es ist gelebte Alltagsmobilität und bietet zugleich viele gesellschaftlichen Vorteile wie die Gesundheitsförderung, Lebensqualität und Klimaschutz. Über 16 Millionen Elektrofahrräder sind auf deutschen Straßen unterwegs. Ihr Erfolg bestimmt sich durch die Nutzungsfreiheit, also: kein Versicherungskennzeichen, keine Zulassungspflicht, keine Helmpflicht.
«Diese besondere Nutzungsfreiheit ist kein Zufall. Sie ist Ergebnis technischer und gesetzgeberischer Regeln», so Burkhard Stork, Geschäftsführer des ZIV – Die Fahrradindustrie. Der Verband vertritt rund 140 namhafte Unternehmen der Branche. «Ein Elektrofahrrad unterstützt nur, wenn getreten wird, und bleibt damit Teil der sogenannten aktiven Mobilität. Wer tritt, bewegt sich. Wer damit aufhört, rollt aus. Genau dieses Prinzip hat den Erfolg des Elektrofahrrades ermöglicht – und genau das wollen wir der Gesellschaft und unserer Industrie auch zukünftig bewahren», so Stork weiter. Der ZIV habe seine vielfach diskutierte EPAC-Position aus dieser Verantwortung heraus entwickelt:
Überwältigende Unterstützung aus der Branche
In einer Task-Force aus Mitgliedsunternehmen des ZIV wurde die seit 2 Jahren intensiv erarbeitete Position, die bereits im April 2025 veröffentlicht wurde, in den vergangenen Wochen nochmals
intensiv diskutiert. Das Ergebnis war deutlich: Eine überwältigende Mehrheit der beteiligten ZIV-Mitgliedsunternehmen hat sich erneut ausdrücklich für die vorgeschlagenen technischen Parameter
ausgesprochen und dem Verband damit ein klares Mandat erteilt. An der Task-Force waren in zwei Schritten zunächst Hersteller von Antrieben beteiligt, anschließend kamen die Produzenten kompletter
Fahrzeuge dazu. «Dreizehn Antriebshersteller waren beteiligt und über ihre deutschen bzw. europäischen Vertreter die Mehrheit der globalen Fahrradproduzenten. Einige Abstimmungen waren
einstimmig, andere waren Mehrheitsbeschlüsse, mit stets über 80%. Es ist schlicht Unsinn, dass der ZIV sich mit dieser Positionierung isoliert hätte, wie vereinzelte Stimme behaupten»,
unterstreicht Burkhard Stork. Einstimmig ging die Abstimmung zum Status des EPAC aus: «Die deutsche Fahrradindustrie steht geschlossen dahinter, dass Elektrofahrräder Fahrräder im technischen und
rechtlichen Sinn bleiben müssen», so Stork.
Keine Verbote – aber klare Definitionen
Immer wieder wird suggeriert, technische Parameter wie Unterstützungsverhältnis, maximale Unterstützungsleistung oder Gesamtgewicht würden Branchen-Innovationen verhindern oder bestimmte
Fahrzeugtypen «vom Markt drängen». Tatsächlich bilden sie schlicht den Status quo ab:
• Über 95 % aller heute verkauften Elektrofahrräder liegen unterhalb der vom ZIV vorgeschlagenen maximalen Unterstützungsleistung.
• Fahrzeuge mit einem Gesamtgewicht über 300 kg haben objektiv andere fahrdynamische Eigenschaften. Sie können nicht als klassische Fahrräder gelten.
«Unser Ziel ist nicht, Innovationen oder unternehmerisches Handeln auszubremsen – sondern zu sichern, dass das EPAC auch in Zukunft ohne Versicherungskennzeichen, Führerscheinpflicht oder
Infrastrukturkonflikte nutzbar bleibt», unterstreicht Technikexperte Tim Salatzki. Die vorgeschlagenen Parameter seien keine neue Hürde, sondern eine notwendige branchenweite Klärung. Sie würden
bestehende Grauzonen in der Regulierung schließen und verhinderten, dass einzelne Ausreißer das gesamte System ins Wanken bringen. «Wir präzisieren bewusst nur das, was sich in der Vergangenheit
bereits bewährt hat – und übertragen den bisherigen Erfolg des Elektrofahrrades in die Zukunft, mit klaren und nachvollziehbaren technischen Leitplanken für alle Akteure. Wer technische
Leitplanken schon als Einschränkung empfindet, sollte sich fragen, ob er wirklich über Elektrofahrräder spricht oder vielleicht über potenzielle Kraftfahrzeuge», so Verbandsgeschäftsführer
Stork.
Spezialfahrzeuge brauchen eigene und passende Regeln
Professionell genutzte Lastenräder oder auch Inklusionsfahrzeuge sind Teil einer zukunftsgerichteten Mobilität. Der ZIV möchte diese nicht einschränken, sondern gezielt weiterentwickeln und
fördern. Solche Fahrzeuge verdienten eigene, passende Kategorien, statt unter dem Label «Elektrofahrrad» versteckt zu werden. Nur so könne die Akzeptanz bei Verkehrsteilnehmer:innen, Behörden und
Politik langfristig gesichert werden.
Innovation braucht Klarheit – nicht Grenzenlosigkeit
Innovation im EPAC-Sektor fänden heute nicht mehr in der Frage statt, wie viele Watt noch gehen, sondern z.B. in Fragen der Effizienz, der intelligenten Steuerung, der Barrierefreiheit für alle
Nutzer:innengruppen, der Vernetzung, und der Sicherheit und Wartungsintelligenz. «Wir zweifeln demnach an dem von der Branche eingeübten Credo, dass mehr Leistung automatisch auch mehr
Fortschritt bringt. Wir brauchen klare Kategorien, um die gesellschaftliche und politische Akzeptanz langfristig zu erhalten», resümiert Burkhard Stork.
Infos: https://www.ziv-zweirad.de/

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