Die stille Erosion – Warum die Fahrradbranche ihre Ausbilder im Stich lässt

Wir bilden aus — andere kassieren ab! (Bildquelle: velotech.de)
Wir bilden aus — andere kassieren ab! (Bildquelle: velotech.de)

Seit über drei Jahrzehnten leistet die velotech.de GmbH in Schweinfurt einen unverzichtbaren Beitrag zur Qualitätssicherung und zum technischen Fundament der Fahrradbranche. Jahr für Jahr investiert das Unternehmen Zeit, Fachwissen und Herzblut in die Ausbildung junger Menschen zu kompetenten Zweiradmechatroniker/innen. Eine Investition, die nicht nur dem eigenen Betrieb zugutekommt, sondern der gesamten Branche dient.

Denn wer sich mit Prüfdienstleistungen und Produktsicherheit auseinandersetzt, weiß: Exzellent ausgebildete Fachkräfte sind das Rückgrat für technische Innovation und langfristige Qualität. Doch genau diese zukunftsorientierte Arbeit sieht sich einer Entwicklung gegenüber, die Ernst Brust, ehemaliger Geschäftsführer von velotech.de, mit Sorge betrachtet.

 

"Wer nicht ausbildet, zerstört Zukunft" – ein deutliches Statement, das Brust angesichts einer seit Jahren beobachteten Praxis formuliert. Kaum haben die jungen Fachkräfte bei velotech.de ihre anspruchsvolle Ausbildung und eine intensive Einarbeitungszeit im komplexen Feld des Prüfwesens absolviert, werden sie von größeren Unternehmen abgeworben. Und das, so Brust, geschieht fast ausschließlich durch Firmen, die selbst kaum oder gar keine technische Ausbildung anbieten.

Die Begründungen dafür sind für Brust wenig stichhaltig. Verweise auf kaufmännische Ausbildung oder die lapidare Feststellung, dass die Fachkräfte ohnehin von anderen abgeworben würden, zeugen seiner Meinung nach von einer kurzsichtigen Denkweise. „Das ist keine Entschuldigung – das ist ein Armutszeugnis“, so Brust. „Wer sich nicht an der technischen Ausbildung beteiligt, betreibt Raubbau an der Substanz unserer Branche.“

 

Die Folgen dieser Entwicklung sind bereits spürbar: weniger Ausbildungsbetriebe, ein wachsender Mangel an qualifizierten Fachkräften und die Gefahr sinkender Qualitätsstandards. Ein Nachwuchsproblem, das die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Fahrradbranche langfristig gefährden könnte.

 

Die Zahlen sprechen für sich: Allein velotech.de hat über die Jahre schätzungsweise 1,2 Millionen Euro in die Ausbildung und Einarbeitung der verlorenen Fachkräfte investiert – eine Summe, die in Wissen, Zeit und Infrastruktur floss und nun anderen Unternehmen zugutekommt, ohne dass diese einen entsprechenden Beitrag leisten. „Wir bilden aus – andere kassieren ab!“, fasst Ernst Brust die Situation frustriert zusammen.

 

Um den hohen technischen Standard im Fahrradbereich nachhaltig zu sichern, bedarf es einer gemeinsamen Anstrengung aller Akteure. Ausbildung darf nicht als eine optionale Maßnahme betrachtet werden, sondern als eine fundamentale Verantwortung gegenüber dem Nachwuchs, der Branche und letztlich den Konsumenten.

 

Die stille Erosion der Ausbildungsbereitschaft bei großen Teilen der Industrie könnte sich als ein schwerwiegender Fehler für die Zukunft der Fahrradbranche erweisen. Es ist an der Zeit, dass alle Unternehmen ihren Beitrag leisten, um das Fundament für eine weiterhin erfolgreiche und innovative Zukunft zu sichern.