Wie wird aus einem Serienrad ein individuelles Traumbike und das, ohne das Kreditkartenlimit zu sprengen? „Luxus-Umbauten kann jeder“, findet pressedienst-fahrrad-Autor Arne Bischoff und zeigt anhand seines persönlichen Gravel-Bikes, mit welchen Teilen man wie (teuer) Einfluss nehmen kann.
Bei der Gattung der Gravel-Bikes handelt es sich um einen Marketingbegriff der Fahrradhersteller; diese Art von Rädern wurde in den USA und dem Vereinigten Königreich zuvor teilweise unter dem Namen „Adventure Bikes“ beworben. So ist auch die Abgrenzung zu Endurance-Bikes und Cyclocross-Rädern undeutlich. Ziel der Entwicklung war es, ein Rad zu bauen, mit dem neben normalen Straßen auch unbefestigte Wege befahren werden können. Ein Gravelbike im engeren Sinne ist ein Rad für komfortables wie auch schnelles Fahren auf Kies und Schotter.
1. Die Basis
Das Salsa „Stormchaser“ (1.799 Euro) ist ein modernes 28-Zoll-Gravel-Bike mit Aluminiumrahmen, großer Reifenfreiheit und vielen Anbaupunkten. Als Komplettrad ist es allerdings nur in der
Singlespeed-Variante erhältlich – ohne Schaltung also. Wie heißt es bei „Herr der Ringe“? – „One ring to rule them all!“ Doch die US-Amerikaner haben auch an die Menschen gedacht, die nicht mit
einem Gang auskommen können oder wollen und bieten mit dem „Alternator-Ausfallende“ (33,99 Euro) die Möglichkeit, das Rad auf eine Kettenschaltung umzurüsten. Clever! Eine weitere Gemeinsamkeit
mit dem Herrn der Ringe: Je nach Lichteinfall leuchtet der Rahmen golden bis kupferfarben. Schön!
2. Der Antrieb
Es muss nicht immer Sram oder Shimano sein, dachte sich der Autor und entschied sich stattdessen für die
„Advent“-Gruppe von Microshift (ab 115 Euro mit Daumenschalthebel). Diese Schaltung stammt ursprünglich aus dem MTB-Segment und trägt dem sogenannten „Mullet“-Trend Rechnung. Sie erlaubt es, das
Beste aus den Welten von Rennrad und Mountainbike zu kombinieren: Bremsschalthebel und Rennlenker für hohe
Effizienz; Langstreckentauglichkeit hier und schwingungsgedämpfte Schaltwerke sowie breitbandige Kassetten (max. 11–48 Zähne) dort. Die Advent gibt es als Neun- und Zehnfach-Varianten mit oder
ohne Umwerfer sowie mit drei verschiedenen Schalthebeln. Die ersten Erfahrungen sind durchweg positiv. Die Schaltperformance steht den Arrivierten in nichts nach. Passend zur Rahmenfarbe kümmert
sich die goldene KMC-Kette „KMC X‑10 EL“ (34,99 Euro) um die
Kraftübertragung. Der Hersteller verspricht neben der extravaganten Farbe auch eine besonders hohe Laufleistung.
3. Die Milch macht’s
Erst mit moderner Tubeless-Bereifung kann ein Gravel-Bike seine Stärken voll ausspielen: viel Traktion bei wenig
Rollwiderstand und hohem Pannenschutz. Möglich macht das eine Dichtmilch, die statt des klassischen Schlauchs die Luft im Reifen hält und während der Fahrt Löcher oder Risse versiegelt. Die ab
Werk verbauten WTB-Felgen „ST i23“ sind bereits „tubeless-ready“. Felgenband, Ventile und Dichtmilch für den Schlauchlos-Umbau enthält das „Tubeless Easy Kit“ (64,90 Euro) vom deutschen
Hersteller Schwalbe, dessen Reifen auch den Bodenkontakt besorgen: hinten der leicht rollende
Gravel-Reifen „G‑One Bite“ mit größeren Schulterstollen für mehr Kurvenhalt (ab 44,90 Euro), vorn der voluminösere „Thunder Burt“ (59,90 Euro), der ursprünglich dem MTB-Segment des oberbergischen
Reifenherstellers entstammt, sich aber auch sehr gut für den Einsatz am Gravel-Bike eignet. Aus purer Extravaganz runden pinkfarbene Tubeless-Ventile von Muc-Off (22,50 Euro) den
Schlauchlos-Umbau ab.
4. Die Kontaktpunkte
Seine Qualitäten auf der Langstrecke spielt ein Gravel-Bike nur mit den ergonomisch passenden Kontaktpunkten aus. Individualisierung ist hier Pflicht. Gesessen wird auf dem „SR Pro Men“ (129,95
Euro) des Koblenzer Ergonomie-Spezialisten Ergon. Der Entlastungskanal soll
den Druck im sensiblen Dammbereich minimieren, während die sogenannte „Orthocell“-Polsterung die Last gleichmäßig verteilt. Für die Übertragung der Beinkraft in die Kurbeln sorgen die
„Eggbeater“-Pedale von Crankbrothers (ab 59,99 Euro), die sich
durch eine flexible Einklick-Position und hervorragende Selbstreinigung auszeichnen. Der sehr breite Salsa-Serienlenker „Cowchipper“ wurde durch das etwas schmalere und weniger ausgestellte
Schwestermodell „Cowbell“ ersetzt (ab 49,99 Euro).
5. Das Zubehör
Damit unterwegs weder Luft noch Wasser ausgehen, kommen die Minipumpe „Sterling“ von Crankbrothers (mit integriertem Manometer, 33,99 Euro) und zwei „Bike Bottle Organic“ (je 6,50 Euro) vom
oberschwäbischen Outdoor-Hersteller Vaude zum Einsatz. Die Flaschen werden in
einem brasilianisch-deutschen Joint-Venture aus einem Kunststoff auf Zuckerrohrbasis gefertigt und sind nicht nur spülmaschinenfest, sondern auch für kohlensäurehaltige Getränke geeignet. Der
Stormchaser-Rahmen kann an seinen Montagepunkten ganze sechs (!) solcher Flaschen aufnehmen. Der freie Platz im Rahmendreieck bleibt aber für das frisch überarbeitete, wasserdichte „Framepack
Toptube“ von Ortlieb (109,95 Euro) reserviert, die Gewindeösen an der Gabel nehmen die brandneuen „Fork-Packs“
aus demselben Hause auf, die bei schlanken 275 Gramm Eigengewicht über drei Liter zusätzlichen Stauraum bieten (49,99 Euro/Stück), während auf langen Bikepacking-Touren das ebenfalls überarbeitete „Seat-Pack“ der Franken
zum Einsatz kommt (ab 129,99 Euro).
Bildquellen-Nachweis:
Bild: "36-16772-2021-bikebottleorganic.jpg" - Quelle/Source [´www.vaude.com | pd-f´]
Bild: "200820-0001-ab20-08-18-umbau-microshift-1.jpg" - Quelle/Source [´www.pd-f.de / Arne Bischoff´]
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Bild: "200820-0009-ab-umbau-microshift-7.jpg" - Quelle/Source [´www.pd-f.de / Arne Bischoff´]
Bild: "200820-0007-ab-umbau-microshift-5.jpg" - Quelle/Source [´www.pd-f.de / Arne Bischoff´]
Bild: "200820-0006-ab-umbau-microshift-4.jpg" - Quelle/Source [´www.pd-f.de / Arne Bischoff´]
Bild: "200902-fc-0018-faso20-k-pm-dsc4544.jpg" - Quelle/Source [´www.pd-f.de / Paul Masukowitz´]
Bild: "200901-fc-0008-faso20-hh-sh-020-pd-f-23-hofer.jpg" - Quelle/Source [´www.pd-f.de / Sebastian Hofer´]
Bild: "200901-fc-0005-faso20-hh-sh-020-pd-f-18-hofer.jpg" - Quelle/Source [´www.pd-f.de / Sebastian Hofer´]