Tipps für das Osterwochenende

Tipps gesammelt, wie man in der Osterzeit trotz Corona nicht auf das Radfahren verzichten muss

Die Ausgangsbeschränkungen machen so manch schönem Urlaub oder Besuch einen Strich durch die Rechnung. Die Redaktion des pressedienst-fahrrad hat darum ein paar Tipps gesammelt, wie man in der Osterzeit trotz Corona nicht auf das Radfahren verzichten muss.

Mit der Familie Spaß haben

(Thomas Geisler, Familienvater)

Kinderspielplatz und Eisdiele geschlossen, der Besuch der Großeltern sowieso gestrichen – da fällt den Kleinen zuhause schnell die Decke auf den Kopf. Gerade, wenn jetzt die ersten Frühlingssonnenstrahlen kitzeln und warme Tage kommen, ist es schwer, kleinen Kindern zu vermitteln, warum sie in den heimischen vier Wänden bleiben sollen. Abwechslung zumindest für ein paar Stunden tut manchmal not. Ich empfehle deshalb, eine Radtour mit der ganzen Familie zu machen. Die Kleinen fahren gut geschützt im Kinderanhänger mit. Picknickdecke und ausreichend Proviant dazu und los geht’s. In Corona-Zeiten sind diese Ausflüge auch an Regeln gebunden. Eine lange Radtour sollte bereits mit Rücksicht auf den Nachwuchs nicht in Betracht kommen, eher eine gemütliche Hausrunde mit ein paar mehr Stopps zum Spielen und Toben. Fahren Sie dabei aber nicht die beliebten Ausflugsziele und Strecken an, denn dort wird es auch von anderen Erholungssuchenden wimmeln. Nicht Sightseeing ist wichtig, sondern Abstand halten. Am Wegesrand gibt es auch genügend Material zum Spielen: Felsen eignen sich zum Klettern, umgestürzte Bäume zum Balancieren, hinter Bäumen lässt es sich gut verstecken oder mit Ästen eine Höhle bauen. Die Kreativität von Eltern und Kindern wird so gefördert. Auch Tierbeobachtungen sind möglich: Vögel, Insekten oder Eichhörnchen sind munter unterwegs und genießen ebenfalls die Frühlingssonne. Mit etwas Glück und Ruhe lässt sich so manches Reh oder Wildschwein erspähen. Eine kleine Safari per Rad …

Die USA am Wohnzimmertisch entdecken (Alexander Giebler, Outdoor-Sportler)

Der Traum eines jeden Abenteurers und Outdoor-Fans: Die Einsamkeit genießen. Nur das Rad, ein bisschen Gepäck und als einziges Tagesziel steht das Erreichen des abendlichen Schlafplatzes an. An lange Radreisen ist gerade nicht zu denken, gänzlich darauf verzichten kommt aber auch nicht infrage. Sich zumindest einmal im Kopf wegzuträumen in die große Weite der USA ermöglicht das Spiel „The Open Road“. Man muss sich nur entscheiden, ob man die Querung des Kontinents von West nach Ost oder umgedreht angehen möchte. Der Rest hängt vom Geschick und der taktischen Planung der Spieler ab. Wer als Schnellster die andere Küste erreicht, gewinnt. Die Fahrradtaschen werden gefüllt mit ein wenig Startproviant und etwas Geld – und schon kann es losgehen. In jedem Spielzug muss man entscheiden, ob man sich in eine große Stadt bewegt, um in einem Hotel seine Kräfte wieder aufzufüllen, oder ob man auf einem Campingplatz Geld sparen möchte, dafür aber mit seinen Kräften besser haushalten muss. Verschiedene Aktionskarten machen den Spielverlauf so richtig spannend – und sorgen (wie auf einer richtigen Radtour auch) für nicht planbare Ereignisse. Da kommt entweder Gegenwind auf, ein Platten oder diverse Umleitungen dazwischen, aber auch das große Glück durch einen Lottogewinn gibt dem Spiel immer wieder eine neue Wendung. Und ganz nebenbei frischt man auch seine Englischkenntnisse auf. The Open Road lässt bis zu sechs radreiselustige Spieler durch das Traumtourenland USA reisen – ist also auch ein lustiges Abendprogramm für größere Familien.

Abenteuerfahrten am Schreibtisch erleben (Gunnar Fehlau, Bikepacker)

Die Bikepacking-Szene wächst weltweit. Doch jetzt sind Rennen und Fahrten eher schwierig. Im Netz lässt sich allerdings manch lustiges, kreatives und sehenswertes Material finden. In Frankreich darf man aktuell z. B. gar nicht Rad fahren. Aber davon lassen sich Bikepacker nicht aufhalten: „The best bikepacking trip I’ve never had“ heißt ein sehenswerter Film, aufgenommen vom französischen Youtuber DJISupertramp in seinem wahrlich nicht weitläufigen Reihenhausgarten. Filmstil und Kommentare sind unterhaltsam und gleichzeitig entlarvend für das Genre des Bikepacking-Films. Pflicht für einen Bikepacker ist der Film „Ride the Divide“, der einen wichtigen Startpunkt für den weltweiten Bikepacking-Boom markierte. Die Nonstop-Fahrt entlang der kontinentalen Wasserscheide der USA über 4.500 Kilometer durch die Rocky Mountains ist landschaftlich und sportlich atemberaubend. Der Film erzählt die Geschichte der „Tour Divide“ von 2009 an, als sie mit kaum einem Dutzend Startern begann. Seitdem ist viel passiert und nahezu alle bekannten Selfsupport-Fahrten der Welt lassen sich auf die Tour Divide zurückführen. Der Film ist kostenpflichtig (ab 3,39 Euro), aber er ist schon jetzt die cineastische Ikone der frühen Bikepacking-Jahre. Ebenfalls sehenswert ist ein Film von Markus Stitz, einem deutschen Radabenteurer mit Wohnsitz in Schottland. Er filmte seine Reise durch Kirgisien auf dem Weg zum Start des „Silk Road Mountain Race 2019“. Je weiter er dabei fuhr, desto weiter brachte ihn der Weg in seine Vergangenheit. So zeichnete sein iPhone irgendwo in Zentralasien auch die neuere deutsche Geschichte und den Freiheitskampf eines Jungen aus dem Eichsfeld auf. Also: „Nichts unversucht lassen“!

Technik besser verstehen lernen

(Arne Bischoff, Redaktions-Nerd)

Fahrräder und ihr Zubehör sind mitunter technisch sehr komplex. Für Sportgeräte gilt das oft in noch stärkerem Maß. Was ist ein Geberkolben, wie funktioniert Zugstufendämpfung, was macht genau die Feder im Schaltwerk und warum will ich seine Schwingungen dämpfen? Wenn man die Technik versteht, statt sie nur zu benutzen, kann man mehr aus ihr herausholen. Wer also jetzt viel Zeit zuhause verbringt und Spaß an Technik hat, für den kann es sich durchaus lohnen, sich in Details zu vertiefen. Gut gemachte Bedienungsanleitungen mit ihren Explosionszeichnungen können interessante Lektüre sein. Einige Rad- und Teilehersteller und natürlich die Fahrradfachpresse bieten genauso wie die großen Fahrrad-Plattformen im Netz auf ihren jeweiligen Webseiten oder Youtube-Kanälen spannende Lern- und Erklärvideos an: Etwa wie man eine Schaltung perfekt einstellt, Bremsbeläge wechselt, Bremsen entlüftet, Federelemente richtig einstellt. Die Liste der Dinge, die selbst gestandene Profis noch übers Fahrrad lernen können, ist endlos. Und was man heute lernt, das macht einem morgen auf dem Rad garantiert Spaß, auszuprobieren. Hätten Sie zum Beispiel gewusst, dass moderne Federelemente gleich drei Wege bieten, sie straffer abzustimmen:

1. Luftdruck/Federhärte, 2. Druckstufendämpfung, 3. Volumen-Spacer?

Worin sich die drei unterscheiden? Finden Sie’s raus!

Die ganze Welt zwischen Deckeln

(H. David Koßmann, Liebhaber von Gedrucktem)

Wir sind gerade in frühere Zeiten zurückversetzt, in denen das Reisen nicht so einfach möglich war und nicht wie selbstverständlich zum guten Ton des gebildeten Menschen gehörte. Eine Zeit, in der Reiseliteratur nicht das meinte, was man zum minutiösen Planen von All-Inclusive-Trips braucht oder zum Abarbeiten beliebter Fotomotive für Instagram. Sondern die Bühne, die begabte Erzähler bekommen, um andere mit ihren Erfahrungen zu fesseln. Ein Paradebeispiel dieser Gattung ist Thomas Bochets „Von Menschen und Rädern“ (Maxime-Verlag 2019, 288 Seiten, 39,50 Euro, ISBN 978–3‑906887–11‑1). Der Genfer besuchte 2017 während einer sechswöchigen Radreise 13 europäische Rahmenbauer – darunter die Zürcher Werkstatt von Röbi Stolz, der die Idee zu dem Projekt hatte und wo auch das Vehikel für diese Reise entstand. In Foto und Text porträtiert Bochet sehr unterschiedliche Kunsthandwerker und erforscht ihre Inspiration und ihre kulturellen Verwobenheiten. Heraus kommt ein Buch wie ein gutes Brot, schwer, aromatisch und nahrhaft. Es ist, passend zum Sujet, aufwendig gefertigt; eine offene Fadenbindung hält die starken Deckel zusammen. Die hingebungsvolle Gestaltung zeigt die Werkstattbesuche im Quer‑, die Reiseetappen im Hochformat. Der Autor beschreibt nicht platt, er interpretiert, deutet und ergründet – gerade genug, um den Besuchten und ihrem Ansinnen Gesicht zu geben, und doch so knapp und präzise, um Luft und Gedanken zuzulassen. In der Werkstatt des einen erkennt der wache Beobachter ungeschönt dessen Ringen mit sich selbst, anderswo erlebt er indes ein Selbstbewusstsein, das so nur aus Dynastien stammen kann. Er berichtet aus fast klinischen Labors und lebendigem Chaos, von gelassenen Granden und quirligen Neulingen – denen allen eins gemeinsam ist: die meisterliche Fertigung wunderschöner Fahrräder.

Ich würde mir wünschen, dass uns von der Krise bleibt, dass wir uns bewusster und ja, deutlich seltener, motorisiert in alle Himmelsrichtungen verfügen. Stattdessen wünsche ich uns, dass wir öfter genüsslich an Geschichten teilhaben dürfen, Geschichten wie diesen.