Eva Lechner gehört zu den erfolgreichsten Radprofis in Italien. Seit 2004 im Profigeschäft hat sie zahlreiche WM und EM-Titel geholt. Sie war Weltmeisterin in der MTB-Staffel und Vize-Weltmeisterin im Radcross. In dieser Saison fährt die inzwischen 34-jährige Südtirolerin aus dem Südtiroler Eppan für ein Profi-Team mit chinesischem Hauptsponsor.
Angesichts dessen und aufgrund der aktuellen Coronakrise sagt Eva Lechner, wie es ihr geht und was sie sich noch erwartet.
Eva, wie geht es Dir?
Eva Lechner: Danke der Nachfrage. Soweit gut, halt den Umständen entsprechend.
Wie ist die Saison bisher gelaufen?
Eva Lechner: Die Wintersaison im Radcross war gut. Ich bin zufrieden. Leider ist jetzt das mit der Coronakrise passiert. Anfang März habe ich noch ein Mountainbike-Etappenrennen in Spanien gewonnen. Derzeit steht alles still. Keine Rennen und auch vom italienischen Radsportverband die Aufforderung, zu Hause zu bleiben.
Und wie hältst Du Dich fit?
Eva Lechner: Ich trainiere auf der Rolle. Auch in den Montiggler Wald, mein bevorzugtes Trainingsgebiet darf ich nicht. Das ist auch gut so. Und natürlich kann ich auch nicht mit meinen Pferden (insgesamt fünf; Anm.d.Red.) ausreiten, das wäre sowieso zu gefährlich.
Welches Saisonziel hast Du?
Eva Lechner: Abgesehen von der unsicheren Entwicklung wäre das Olympia in Tokio. Die Qualifikation ist noch nicht abgeschlossen. Ich habe Chancen, weiß aber nicht, welche Qualifikationskriterien es gibt. Es wäre meine vierte Olympiateilnahme nach Peking, London und Rio.
Biathlet Dominik Windisch sagt in einem Interview, Italiens Sportler werden inzwischen schief angeschaut.
Eva Lechner: Das stimmt. Nach meinem Sieg in Spanien gab es dort Anfang März noch ein weiteres Rennen. Da durften wir Italiener gar nicht mehr starten und ich musste schauen, überhaupt nach Hause zu kommen.
Du fährst 2020 für ein MTB-Team mit Sponsor aus China. Wie kommt dies?
Eva Lechner: Es ist der chinesische Radproduzent Trinx. Das Unternehmen produziert über zwei Millionen Kompletträder und 1,5 Millionen Rahmen im Jahr. Mein derzeitiger Trainer Luca Bramati wurde von den Chinesen gefragt, ein UCI-Team zu betreuen. Mit mir sind es fünf Fahrerinnen und Fahrer, darunter die Tochter meines Trainers. Auch Gioele Bertolini ist dabei. Mit ihm bin ich schon in der Nationalmannschaft gefahren. Ich freue mich darauf, auch weil ich in das Team meine ganze Erfahrung einbringen kann.
Warst Du selbst schon in China?
Eva Lechner: Nein, selbst noch nicht. Aber gerade jetzt, wo wir in Italien so eine schwere Zeit durchmachen, zeigen sich unsere chinesischen Partner äußerst hilfsbereit. Mein Trainer wird jeden Tag angerufen und gefragt, wie es uns geht. Auch ist es für den Sponsor kein Problem, dass wir zur Zeit keine Rennen fahren. Die Chinesen kennen diese Situation ja aus eigener Erfahrung. Vor kurzem haben sie uns Gesichtsmasken geschickt, die wir nicht hatten.
Deine Botschaft an uns alle?
Eva Lechner: Bleibt zu Hause, gemeinsam können wir es schaffen und nur, wenn alle zusammenhalten.
Das Interview führte Josef Bernhart