Bajaj übernimmt alleinige Kontrolle der PIERER Mobility AG

Firmengebäude der Pierer Mobility AG ©Pierer Webseite
Firmengebäude der Pierer Mobility AG ©Pierer Webseite

Die Bajaj Auto International Holdings B.V. hat ihre strategische Position im europäischen Motorradsektor endgültig gefestigt und die vollständige Kontrolle über die PIERER Mobility AG übernommen. Mit der formellen Ausübung einer im Mai 2025 geschlossenen Call-Optionsvereinbarung sicherte sich der indische Fahrzeughersteller sämtliche Anteile an der zentralen Zwischenholding.

Dieser Schritt beendet die Ära der geteilten Machtverhältnisse und vollzieht den Wechsel der Entscheidungsgewalt von Stefan Pierers Industriegruppe hin zum langjährigen strategischen Partner aus Pune. Die Transaktion ist nicht nur eine gesellschaftsrechtliche Neuordnung, sondern die konsequente Umsetzung des im Frühjahr 2025 eingeleiteten Restrukturierungsplans zur finanziellen Stabilisierung des Konzerns.

 

Hintergrund und Ausübung der Call-Option

Am 22. Mai 2025 unterzeichneten die Bajaj Auto International Holdings B.V. und die Pierer Industrie AG eine entscheidende Call-Optionsvereinbarung. Diese räumte Bajaj das Recht ein, bis spätestens Ende Mai 2026 alle verbliebenen Anteile der Pierer Industrie AG an der gemeinsamen Holdinggesellschaft, der Pierer Bajaj AG, zu erwerben. Hintergrund dieser Vereinbarung war die notwendige Kapitalzufuhr zur Bewältigung der angespannten Finanzlage, in der sich die Gruppe im ersten Quartal 2025 befand. Bajaj stellte in diesem Zuge wesentliche Mittel zur Verfügung, um die Liquidität der operativen Einheiten, insbesondere der KTM AG, zu sichern. Mit der nun erfolgten Ausübung der Option wurden die von der Pierer Industrie AG gehaltenen Aktien heute, am 19. November 2025, offiziell übertragen.

 

Neue Eigentümerstruktur und gesellschaftsrechtliche Folgen

Durch den Vollzug dieser Transaktion wird die Bajaj Auto International Holdings B.V. zur alleinigen Aktionärin der Pierer Bajaj AG. Da diese Zwischenholding unverändert ein Aktienpaket von rund 74,9 % an der börsennotierten PIERER Mobility AG hält, erlangt Bajaj damit mittelbar die ungeteilte kontrollierende Mehrheit an dem Konzern, zu dem Marken wie KTM, Husqvarna und GASGAS gehören. Die Pierer Industrie AG scheidet als Gesellschafterin aus der Zwischenholding aus, womit der österreichische Unternehmer Stefan Pierer die formale Kontrolle über sein Lebenswerk abgibt. Im Zuge dieser Neuaufstellung sind weitreichende Änderungen in der Corporate Identity geplant: Die Pierer Bajaj AG firmiert künftig als Bajaj Auto International Holdings AG, während für die PIERER Mobility AG eine Umbenennung in Bajaj Mobility AG vorgesehen ist, um die neuen Eigentumsverhältnisse auch nach außen klar zu kommunizieren.

 

Regulatorische Zustimmung und strategische Ausrichtung

Die Übernahme erfolgt unter Anwendung des sogenannten Sanierungsprivilegs, wodurch ein ansonsten fälliges Pflichtangebot an die Streubesitzaktionäre der PIERER Mobility AG entfällt. Sowohl die österreichische Übernahmekommission als auch die Wettbewerbshüter der Europäischen Kommission haben im Vorfeld grünes Licht für den Kontrollwechsel gegeben, da dieser als notwendig für den Fortbestand und die Sanierung des Unternehmens eingestuft wurde. Strategisch bedeutet dies eine tiefere Integration der österreichischen Marken in das globale Produktions- und Vertriebsnetzwerk von Bajaj. Während die Entwicklung und das Markenmanagement voraussichtlich in Österreich verbleiben, dürfte die operative Führung stärker mit der Zentrale in Indien verzahnt werden, um Synergien in Einkauf und Fertigung noch effizienter zu nutzen.

 

Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite: https://www.pierermobility.com

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