Fahrradklingeln im Fokus: Hersteller in der Pflicht – Normverstöße riskieren Markt und Ruf

Die oft vernachlässigte Fahrradklingel steht im Zentrum neuer sicherheitsrelevanter Prüfungen. Unabhängige Tests durch ein neutrales Prüfinstitut zeigen: Viele handelsübliche Modelle genügen nicht den grundlegenden Anforderungen an Lautstärke, Haltbarkeit und mechanische Sicherheit. Für Hersteller und Händler entsteht dringender Handlungsbedarf.

StVZO und DIN 33946 definieren klare Anforderungen
Nach § 64a StVZO muss an jedem Fahrrad – auch Pedelecs bis 25 km/h – eine helltönende mechanische Klingelmontiert sein. Elektronische Signale (z. B. Hupen oder Piepser) sind nicht zulässig. Die technische Ausführung ist in der DIN 33946 (Entwurf) präzisiert:

    •    Mind. 75 dB (Fahrräder) / 85 dB (Pedelecs) Schallpegel in 2 m Abstand
    •    30.000 Betätigungen ohne Funktionsverlust
    •    96 Stunden Salzsprühnebeltest zur Prüfung der Korrosionsbeständigkeit
    •    Keine scharfkantigen oder verletzungsgefährdenden Bauteile

Ergebnisse neutraler Qualitätsprüfung: Über 50 % nicht verkehrssicher
 
Ein unabhängiges Prüfunternehmen führte eine systematische Prüfung von 26 Klingelmodellen durch – unter realitätsnahen Bedingungen und auf Basis der gültigen Normen.

Die Resultate:
    •    Mehr als die Hälfte der getesteten Klingeln fiel durch
    •    Zahlreiche Modelle blieben unter 75 dB – im Stadtverkehr akustisch wirkungslos
    •    Nur 4 von 26 überstanden den Dauertest mit 30.000 Betätigungen
    •    Einzelne Produkte zeigten schneidende Kanten oder brachen frühzeitig mechanisch
„Eine nicht funktionierende Klingel ist kein Bagatelldefekt – sondern ein sicherheitsrelevanter Mangel.“
– Ernst Brust, öffentlich bestellter Sachverständiger für Mikromobilität

Produkthaftung & Rückrufe – Risiken für Anbieter
 
Wer nicht verkehrssichere Klingeln vertreibt oder verbaut, handelt fahrlässig.

Die Folgen können sein:
    •    Zivilrechtliche Haftung bei Unfällen
    •    Rückrufe durch Marktüberwachung
    •    Verlust von Kundenvertrauen und Image

Insbesondere bei Pedelecs, die mit höheren Geschwindigkeiten unterwegs sind, ist die Signalfunktion der Klingel sicherheitskritisch.

Empfehlung für Hersteller, Händler und Einkauf
 
    •    Nur Klingeln anbieten, die die DIN 33946-Anforderungen dokumentiert erfüllen
    •    Bei Zulieferern auf Prüfnachweise zu Lautstärke und Haltbarkeit bestehen
    •    Keine Produkte mit nichtmechanischen Signalen ins Sortiment aufnehmen
    •    Klingeln regelmäßig im Rahmen der Wareneingangskontrolle und Endabnahme prüfen

Qualität ist kein Kostenfaktor – sondern ein Marktvorteil
 
Hochwertige Klingeln kosten oft nur wenige Euro mehr, erfüllen aber alle Anforderungen – und senken gleichzeitig Reklamationsrisiken. Händler, die sichere Produkte empfehlen, positionieren sich als fachlich verantwortungsvoll.

Infos: https://velotech.de/

Kommentar schreiben

Kommentare: 0