Das Pedelec erfreut sich großer Beliebtheit: Als umweltfreundliches, flexibles Fortbewegungsmittel bietet es eine praktische Alternative im Stadtverkehr und für Pendler. Doch eine besorgniserregende Entwicklung gefährdet diesen Erfolg: Die wachsende Welle illegaler Tuning-Maßnahmen setzt nicht nur Fahrer, sondern auch die gesamte Branche erheblichen Risiken aus.
Tuning und seine Folgen
Pedelecs sind in Europa streng reglementiert: Ihre Unterstützung durch den Motor ist auf 25 km/h begrenzt. Doch zahlreiche Nutzer manipulieren ihre Fahrzeuge, um Geschwindigkeiten von bis zu 50 km/h oder mehr zu erreichen. Solche Eingriffe – oft mithilfe von Tuning-Chips oder Software-Manipulationen – sind nicht nur illegal, sondern bergen erhebliche Gefahren. Derartige Modifikationen führen häufig dazu, dass wichtige Komponenten wie Bremsen, Gabeln und Rahmen übermäßig beansprucht werden und ausfallen können.
Verlust von Garantie und Versicherung
Ein getuntes Pedelec verliert automatisch seine Garantie. Hersteller und Händler verweigern in solchen Fällen jegliche Ansprüche, da die Modifikationen die Sicherheitsvorgaben außer Kraft setzen. Zudem erlischt der Versicherungsschutz: Im Falle eines Unfalls haftet der Fahrer persönlich für entstandene Schäden, wenngleich er nicht die Hauptursache des Vorfalls war.
Fiido unter Kritik: Manipulation ab Werk möglich
Besonders im Fokus steht derzeit der Hersteller Fiido. Experten kritisieren, dass Modelle wie das Fiido T1 Pro und das Fiido D11 so konzipiert sind, dass sie leicht für Tuning-Maßnahmen modifiziert werden können. Dieser Vorwurf setzt die gesamte Branche unter Druck. „Wenn Pedelecs bereits ab Werk manipulationsanfällig sind, wird nicht nur die Sicherheit der Nutzer gefährdet, sondern auch das Vertrauen in die Hersteller insgesamt geschwächt“, erklärt Ernst Brust, ein führender Experte für Verkehrssicherheit.
Sicherheitsrisiken für alle Verkehrsteilnehmer
Die Manipulation der Motorsteuerung erhöht nicht nur die Geschwindigkeit, sondern setzt auch die gesamte Verkehrssicherheit aufs Spiel. Bremsen und Federungen stoßen bei höheren Belastungen schnell an ihre Grenzen. Dies kann zu schweren Unfällen führen, die nicht nur den Fahrer, sondern auch Fußgänger und andere Verkehrsteilnehmer in Gefahr bringen.
Appell an die Hersteller
Ernst Brust fordert die Hersteller auf, ihre Verantwortung wahrzunehmen und Manipulationen aktiv zu verhindern. „Die Branche muss ihre Produkte manipulationssicher machen. Technische Maßnahmen wie verschlüsselte Software oder robusteres Material sind dringend erforderlich“, betont Brust. Gleichzeitig appelliert er an die Politik, striktere Kontrollen und Sanktionen einzuführen, um die Verbreitung illegaler Modifikationen einzudämmen.
Fazit
Das Tuning von Pedelecs mag auf den ersten Blick attraktiv erscheinen, doch die Konsequenzen sind gravierend: von Sicherheitsrisiken über rechtliche Probleme hin zu finanziellen Einbußen. Hersteller, Nutzer und Behörden müssen gemeinsam daran arbeiten, die Manipulationsproblematik zu lösen, um die Sicherheit und das Vertrauen in die Pedelec-Branche langfristig zu gewährleisten.
Text: Ernst Brust, www.velotech.de