Große Umfrage zu: "Kopfschutz mit Helm"

Der wichtigste Grund für Sportler:innen, Motorrad- und allgemein Fahrradfahrer:innen, sich einen Helm zu kaufen, ist der Schutz des Kopfes vor Verletzungen. Auffällig in dem Zusammenhang ist: Nur 33% der Deutschen haben eine Vorstellung von Rotationsbewegungen, die bei Unfällen eine große Gefahr bergen.  Eine entsprechend untergeordnete Rolle spielt dieser Aspekt, bislang, beim Helmkauf.

Das Mips®-Sicherheitssystem basiert auf einem „Ingredient Brand“-Modell und wird weltweit an die Helmindustrie verkauft.  ©MIPS Protection
Das Mips®-Sicherheitssystem basiert auf einem „Ingredient Brand“-Modell und wird weltweit an die Helmindustrie verkauft. ©MIPS Protection

Das ergab eine aktuelle, repräsentative Umfrage[1] im Auftrag von Mips, einem schwedischen Unternehmen für helmbasierte Sicherheit. Im Umkehrschluss gibt die große Mehrheit an, bei Helmen verstärkt auf einen Schutz vor Rotationsbewegungen achten zu wollen, sobald sie Informationen über deren Bedeutung und Wirkung erhalten haben ­– und ist sogar bereit, dafür einen höheren Preis zu zahlen. 

Über Tausend aktive Menschen aus ganz Deutschland wurden im Rahmen einer aktuellen Online-Umfrage des Forschungsinstituts NielsenIQ nach ihrem Wissen und Verhalten rund um helmbasierte Sicherheit gefragt. Unter Sportlern wie Reiter:innen (immer mit Kopfschutz: 71%), Wintersportler:innen (70%), allgemein Fahrradfahrer:innen (68%) und Motorradfahrer:innen (80%) ist das Tragen eines Helms weit verbreitet. Die wichtigsten Kaufkriterien sind dabei in dieser Reihenfolge: Schutz vor Kopfverletzungen, eine gute Passform und, im Ranking etwa gleichauf, der Preis sowie die Gewähr, dass der Helm den geforderten Sicherheitsstandards entspricht.

 

Insgesamt schätzen 93% der Befragten, dass das Tragen eines Helms einen großen bzw. sehr großen Schutz vor einer Gehirnerschütterung bietet. Konfrontiert mit der Frage, ob lineare Kräfte oder Rotationsbewegungen im Falle eines Unfalls eine größere Schadwirkung auf den Kopf hätten, entschieden sich 84% für Letztere. Ungeachtet dessen achten 6 von 10 Deutschen beim Helmkauf bislang nicht darauf, ob und wie der Helm vor besagten Rotationsbewegungen schützen kann. Und das, obwohl ebenso viele der Befragten davon ausgehen, dass nicht alle Helme gleich gut vor diesen Bewegungen schützen.

Rotationsbewegungen – Ein neues Kriterium beim Helmkauf

Was man wissen muss: Die Kräfte, die bei Unfällen auf den Kopf wirken, können enorm sein. Helme werden entwickelt und getestet, um diesen Kräften bestmöglich standzuhalten – sind aber entsprechend der Testverfahren hauptsächlich für den senkrechten Fall auf eine flache Oberfläche ausgelegt. Die meisten Unfallgeschehen des Kopfes sind aber nicht linear, sondern schräg, wodurch Rotationsbewegungen auf Kopf und Gehirn wirken. Diese können gefährlich sein und schwere Hirnverletzungen zur Folge haben.

Pionierstudien aus der Mitte des 20. Jahrhunderts haben gezeigt, dass Rotationsbewegungen eine Schlüsselkomponente bei einigen traumatischen Hirnverletzungen wie Gehirnerschütterungen und diffusen axonalen Verletzungen sind[2],[3],[4]. Die Rotationsbewegung verursacht eine Scherung des Hirngewebes, was zu traumatischen Hirnverletzungen führen kann. Nach diesen bahnbrechenden Studien haben neuere Studien die Prävalenz von Rotationsbewegungen bei diffusen traumatischen Hirnverletzungen bestätigt[5],[6],[7],[8].

Trotz dieser Erkenntnisse gibt es heute nur zwei Helmprüfnormen, die die Rotationsbewegung berücksichtigen (FIM und ECE22.06), beide gelten nur für Motorradhelme in der EU.     

 

"Auf der ganzen Welt sind traumatische Hirnverletzungen (TBI) oft nur unzureichend bekannt", sagt Peter Halldin, Mitbegründer von Mips. "Es gibt nichts Wichtigeres für uns, als die Sicherheit zu verbessern und die Aufklärung über traumatische Hirnverletzungen zu fördern. Denken Sie zum Beispiel an Eltern, die einen Helm für ihr Kind kaufen, oder an Sie selbst, wenn Sie einen Helm für sich selbst oder einen geliebten Menschen kaufen. Wenn die Menschen nicht mit relevanten Informationen ausgestattet sind, wie können sie dann fundierte Entscheidungen treffen?"

 

Weitere Informationen: www.mipsprotection.com


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Kopf schützen mit Helm: Rund 70 Prozent der Deutschen wissen nichts von gefährlichen Rotationsbewegungen
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[1] NielsenIQ Online-Research, Mips helmets, Dezember 2021. Befragt wurden 1000 Personen zwischen 18 und 65 Jahren, die in den letzten 3 Jahren einen Helm für einen der Bereiche Radfahren, Klettern, Reiten, Motorradfahren, Wintersport, Mannschaftssport oder Sicherheitsausrüstung gekauft haben oder in den nächsten 6 Monaten vorhaben, das zu tun. Daten liegen vor, Mips AB.

[2] Holbourn, A. H. S. (1943). Mechanics of Head Injuries. The Lancet, 9, 438–441.

[3] Gennarelli, T. A., Thibault, L. E., & Ommaya, A. K. (1972). Pathophysiologic Responses to Rotational and Translational Acclerations of the Head. 16th Stapp Car Crash Conference, 296–308.

[4] Ommaya, A. K., Yarnell, P., Hirsch, A. E., & Harris, E. H. (1967). Scaling of Experimental Data on Cerebral Concussion in Sub-Human Primates to Concussion Threshold for Man. 11th Stapp Car Crash Conference, 47-52.

[5] Margulies, S. S., & Thibault, L. E. (1992). A Proposed Tolerance Criterion for Diffuse Axonal Injury in Man. Journal of Biomechanics, 25(8), 917–923.

[6] Kleiven, S. (2007). Predictors for Traumatic Brain Injuries Evaluated through Accident Reconstructions. Stapp Car Crash Journal, 51, 81–114.

[7] Kleiven, S. (2013). Why Most Traumatic Brain Injuries are Not Caused by Linear Acceleration but Skull Fractures Are. Frontiers in Bioengineering and Biotechnology, 1, 1–5.

[8] Browne, K. D., Chen, X. H., Meaney, D. F., & Smith, D. H. (2011). Mild traumatic brain injury and diffuse axonal injury in swine. Journal of Neurotrauma, 28(9), 1747–1755.