INTERVIEW: Radfahren als Lerninhalt ab der 1. Klasse

Ein Kinderfahrrad zum Geburtstag genügt bei Weitem nicht. Erst wenn das Kind sicher Radfahren kann, ist es

glücklich. Zum Held wird es, wenn es selbstständig zur Schule radelt. Doch viel zu oft fehlt dem Nachwuchs zur Einschulung das Können. Warum also nicht eine Unterrichtsstunde in Sachen Fahrradfahren? Das wollten wir von Ulrich Fillies wissen, der seit Jahren mit der AKTIONfahrRad an den Schulen unterwegs ist.

©AKTIONfahrRAD
©AKTIONfahrRAD

INterview mit Ulrich Fillies, GEschäftsführer der Aktionfahrrad

Interviewer: Andreas Burkert (Chefredakteur VeloTOTAL)

Ulrich Fillies ist Geschäftsführer der AKTIONfahrRAD
Ulrich Fillies ist Geschäftsführer der AKTIONfahrRAD

Herr Fillies, nur etwa die Hälfte der SchülerInnen legen ihre Wege mit dem Fahrrad zurück. Dies hat Folgen für die Gesundheit und

Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Mit der AKTIONfahrRad sollen Schulkinder deshalb möglichst früh aufs Fahrrad gesetzt werden. Wie konkret unterstützen Sie die Aktion?

 

Zur Zeit werden in nahezu sämtlichen Bundesländern mit Hilfe der

Polizei im 4. Schuljahr die Führerscheinprüfungen abgelegt. Vor dem 4. Schuljahr und danach findet das Radfahren in vielen Schulen nicht mehr statt. Unser Ansatz ist daher, Lehrerinnen und Lehrer so fortzubilden, dass sie schon ab der 1. Klasse mit dem Radfahren in den Schulen beginnen. Übungseinheiten sollen in den ersten Jahren im geschützten Bereich der Schule stattfinden  und bereits im 3. Schuljahr zur Führerscheinprüfung führen. Dann hätten alle Schülerinnen und Schüler in der 4. Klasse noch ausreichend Zeit, um mit den Fahrrad noch näher vertraut zu werden.

Ist es schwierig, die Lehrerinnen und Lehrer für entsprechende Fortbildungen zu motivieren?

Nein. Die Lehrerfortbildung funktioniert in vielen Bundesländern schon recht gut. Zum Beispiel machen wir

diese in Nordrhein-Westfalen zusammen mit dem Landessportbund oder in Bayern mit einer Gruppe von fahrradaffinen Lehrerinnen und Lehrer.

 

Eine weiterer Faktor, der zu einer höheren Unfallwahrscheinlichkeit führt, ist der Wechsel zu einer weiterführenden Schule. Hat die AKTIONfahrRad auch diese Schülergruppe im Fokus?

Ja. Auch in der Sekundarstufe unterstützen wir das Radfahren, beispielsweise mit unseren bewährten „Fette-Reifen-Rennen“, der „Klima-Tour“ oder der „MTB-Meisterschaft“. Mit diesen Wettbewerben erlangen die Schülerinnen und Schüler einen sicheren Umgang mit dem Fahrrad, welches wieder Voraussetzung ist, um am Straßenverkehr sicher teilzunehmen. Mit diesen Aktionen bieten wir gerade in den weiterführenden

Schulen den Lehrerinnen und Lehrern Optionen an, um das Radfahren interessant zu machen.

Alle Aktionen, mit Ausnahme des „Schülerreporters“, haben Wettbewerbselemente. Das resultiert daraus,

dass sich Jugendliche gerne messen lassen wollen. Das ist der Idee des Radfahrens in der Schule aber auch

nicht abträglich, führt es doch dazu, dass diese Schülerinnen und Schüler auch ihre Alltagswege mit dem Rad

durchführen.

 

Welche Aktionen sind in diesem Jahr geplant?

Wir planen in diesem Jahr, neben den bereits oben aufgeführten Aktionen, auch wieder unseren Wettbewerb „Deutschlands fahrradfreundlichste Schule“. Hier können sich alle Schulen bewerben, die meinen, ihre Schule hätte wegen ihrer hohen Fahrradaffinität einen Preis verdient. Neben der Auszeichnung, gibt es noch drei Sonderpreise. Das sind zum einen der Sonderpreis „Sport“ , zum anderen „Mobilität“ und einen dritten, den Sonderpreis für „Beginners“.  Der letztgenannte Preis richtet sich insbesondere an Schulen, die gerade anfangen, mit dem Thema Radfahren in der Schule umzugehen. Bewerbungen zu diesem Preis sind über

www.aktionfahrrad.de möglich.

 

Mobilität und Sicherheit waren die Gründe, weshalb AKTIONfahrRAD gegründet wurde. Was sind Ihre Ziele für die kommenden drei Jahre?

Das sind immer noch unsere Ziele. Dazu müssen wir möglichst viele Schülerinnen und Schüler erreichen,

damit sich die breite Masse mobil und sicher im Straßenverkehr bewegt. Das geht nur, wenn man den radaffinen Lehrerinnen und Lehrern Rad-Angebote macht, die einfach, aber auch nachhaltig in den Schulen umgesetzt werden können. Das sind unsere oben schon aufgezeigten Aktionen.

Um eine weitere Hilfestellung zu geben, haben wir das Netzwerk „#SCHOOLBIKERS“ gegründet. Dort erhalten Lehrerinnen und Lehrer Informationen zum Thema und zwar mit Hilfe von Newslettern, unserem Magazin „#Schoolbikers“ oder auch Hotlines. Viele Schulen – gerade in Bayern – nennen sich schon zu recht

„#SCHOOLBIKERS-Schulen“, weil sie das Radfahren ganz oben auf ihrer Prioritätenliste haben.

 

Vielen Dank für das Interview!