Nach dem Weltcup ist vor der WM. Auch für Eva Lechner aus dem Südtiroler Eppan (Nähe Kalterersee). Die inzwischen 36-jährige Ausnahmeathletin hat gestern (22. Januar 2022) im niederländischen Hoogerheide die laufende Crosssaison der Elite beendet. Nach insgesamt 14 Weltcuprennen und als nationale Vizemeisterin. Was noch kommen kann? Lassen wir uns überraschen, sagt Eva Lechner hoffnungsvoll. Denn jedes Rennen beginnt bei Null und damit ist alles möglich.
Der Crossweltcup war schon lange nicht mehr so intensiv. Mitte Oktober geht es in den USA los. Eva Lechner startet für ein neues Team unter italienischer Flagge und im rosa Outfit, das ihr MTB-Trainer Luca Bramati verantwortet. Insgesamt hat die Internationale Radsportunion UCI einen Rennkalender mit 16 Weltcupetappen vorgelegt. Ein Mammutprogramm. Am Ende werden es 15 Rennen sein, da eine Etappe coronabedingt ausfällt. Der Auftakt in den USA läuft für Eva Lechner durchwachsen. In Waterloo liegt sie auf Top-Ten-Kurs, kommt am Ende aber aufgrund eines Kettenbruchs nicht unter die besten Zwanzig. In die zweite Weltcupetappe im WM-Ort Fayetteville geht Eva Lechner gesundheitlich leicht angeschlagen und wird Zwanzigste. Zum Abschluss der Cross-Tour in den USA gelingt Eva Lechner in Iowa doch noch ein Top-Ten-Platz, eine Minute und 50 Sekunden hinter der wiedererstarkten Cross-Legende Marianne Vos aus den Niederlanden.
Sonne im Schnee
Und es geht Schlag auf Schlag. Am 24. Oktober 2021 im belgischen Zonhoven plagen Eva Lechner Magenprobleme. Dennoch kommt sie noch auf Platz zwölf. Eine Woche später in Overijse fährt sie auf den 16. Platz. Am Sonntag, 14. November 2021 startet Eva Lechner im tschechischen Tabor in die nächste, die sechste Weltcupetappe. Dort läuft es gut und sie kommt auf den guten 13. Rang. Kaum Zeit zum Verschnaufen, fährt Eva Lechner zum nächsten Weltcupeinsatz der Radcrosserinnen ins belgische Koksijde. Den „Cross auf den Dünen“ beendet sie auf dem elften Platz. Im französischen Besançon kommt sie am ersten Adventsonntag auf den 23. Platz, nach einem Sturz und Kettenproblemen. Entschädigung für all das Pech gibt es in Val di Sole. In heimatlichen Gefilden und auf Schnee kommt Eva Lechner optimal zurecht und fährt fast aufs Podest. Am Ende ist es der hervorragende vierte Platz mit nur 23 Sekunden hinter der Siegerin Fem Van Empel und 12 Sekunden Rückstand auf Platz drei. So richtig zur Sache geht es im Crossweltcup 2021-22 noch einmal vor Weihnachten. Zwei Rennen stehen auf dem Programm und das innerhalb von zwei Tagen. Am Samstag, 18. Dezember im niederländischen Rucphen, wo Eva Lechner als Neunte ins Ziel und einen Tag später in Namur in Belgien, wo sie mit technischen Problemen nicht über Platz 14 hinauskommt.
Vizemeisterin
Nach Weihnachten geht es gleich weiter. Am Stephanstag in Dendermonde kommt sie mit zwei Minuten und 35 Sekunden Rückstand auf die Siegerin als 16. ins Ziel. Am 2. Januar 2022 ist der nächste Einsatz im niederländischen Hulst geplant. Doch dort kommt es nicht zum Renneinsatz. Die Corona-Pandemie gebietet zu besonderer Vorsicht und in ihrem Team gibt es einige Fahrerinnen mit Symptomen. Damit fällt Hulst flach und Eva Lechner konzentriert sich ganz auf die Italienmeisterschaften. Dort will sie nach insgesamt elf nationalen Titeln in dieser Disziplin den dritten Platz vom Vorjahr vergessen machen und erneut nach dem Meistertrikot greifen. Das gelingt nicht ganz, denn Teamkollegin Silvia Persico ist in einer sensationellen Verfassung und an diesem Tag einfach nicht zu schlagen. Damit bleibt für Eva Lechner nur der Titel als Vizemeisterin.
I´ll be back
Und es geht in die Schlussphase der Crosssaison. Das vorletzte Weltcuprennen vor der WM findet am Sonntag, 16. Januar 2022 im französischen Flamanville statt, wo es Eva Lechner in einem schnellen Rennen auf Platz acht schafft. Am Sonntag, 23. Januar 2022 folgt der Saisonabschluss in Hoogerheide in den Niederlanden. Es ist der WM-Test und Eva Lechner kennt die Strecke bestens, ist sie dort doch schon zu ihrem ersten Weltcupsieg 2015 und ein Jahr zuvor zum Vizeweltmeistertitel gefahren. Mit einem neunten Platz beendet sie das schnelle Rennen. Das ist eine solide Leistung und eine ebensolche Gesamtbilanz im Crossweltcup, wo sie mit 175 Punkten auf dem zwölften Rang und damit als beste Italienerin aufscheint. Das gibt Hoffnung für den großen Saisonhöhepunkt im Radcross, die Weltmeisterschaften in Fayetteville im Bundesstaat Arkansas Ende Januar. Motto: I'll be back.
Text: Dr. Josef Bernhart