Hilfe bei starken Knieschmerzen

Wenn´s im Knie sticht und jeder Schritt zur Qual wird, dann ist in der Regel die Knorpelstruktur im Knie defekt. Oftmals droht ein Gelenkersatz. Viele dieser schweren Operationen lassen sich aber dank einer neuartigen Knorpelzelltransplantation vermeiden.

Statt eines Gelenkersatzes setzten Sportmediziner auf die Knorpelzelltransplantation.
Statt eines Gelenkersatzes setzten Sportmediziner auf die Knorpelzelltransplantation. © CO.DON AG

Bei Knieschmerzen hilft Bewegung. Zumindest bei leichten Problemen mit dem Knie. Bei moderater Belastung ist das Radfahren eine Art Frischzellenkur fürs Kniegelenk. Bei einer korrekten Radgeometrie werden die Muskeln schonend aufgebaut und stabilisieren dadurch das Gelenk. Doch was hilft, wenn bereits erhebliche Defekte in der Knorpelstruktur vorhanden sind und die Ärzteschaft immer häufiger von einem Gelenkersatz spricht. In dem Fall rät Dr. Tobias Jung, Unfallchirurg an der Berliner Charité, eine Zweitmeinung einzuholen. Denn oftmals besteht die Möglichkeit, das Gelenk zu erhalten. Etwa durch Verfahren der regenerativen Medizin.

 

Darauf zielt die matrixassoziierte autologe Knorpelzelltransplantation, kurz M-ACT. Sie kann ein Kniegelenk durch körpereigenes Material erhalten und in der Funktion verbessern, lange bevor es die Endoprothese tun muss. Mit diesem so genannten Tissue Engineering Verfahren ist die regenerative Medizin längst als Kassenleistung in der klinischen Versorgung angekommen. Doch die bewährte Behandlungsalternative ist zu wenigen Ärzten und Patienten bekannt. Wenn das Kniegelenk schmerzt, jeder Gang zur Herausforderung und die Treppe zur Hürde wird, können Knorpelschäden dahinterstecken. Die M-ACT kann in vielen Fällen die Bewegungsfreiheit und Schmerzfreiheit des Gelenks durch die eigene Zellkraft wiederherstellen, bevor es zum künstlichen Ersatz kommen muss.

 

Vorsicht vor verfrühtem Gelenkersatz

Der Knorpel wird mit körpereigenem Zellmaterial behandelt, das in High Tech Labors gezüchtet wird. In den 1990er Jahren von schwedischen Orthopäden aus Göteborg entwickelt, ist das inzwischen verfeinerte Gewebezucht-Verfahren längst in der klinischen Praxis angekommen. Bundesweit wenden heute flächendeckend spezialisierte und zertifizierte Kliniken und Zentren das gelenkschonende minimalinvasive Verfahren an, darunter etwa auch die international renommierte Sektion Kniechirurgie & Sporttraumatologie des Virchow-Klinikum an der Berliner Charité.

 

Die Behandlung zahlen die gesetzlichen und auch die privaten Krankenkassen. Doch noch immer kommt das Verfahren vergleichsweise wenigen Patientinnen und Patienten in Deutschland zugute. Solchen gelenkerhaltenden Methoden gegenüber steht eine Vielzahl an endoprothetischen Eingriffen. Im Unterschied etwa zur M-ACT geht ein verfrühter Gelenkersatz mit deutlich höheren Risiken einher und kann zu starken Einschränkungen für die Betroffenen führen. In Sachen Endoprothetik am Knie zählt Deutschland zu den Spitzenreitern. Nur: Muss das so sein?

 

Einsetzen des Knorpelzelltransplantats

Gelenkerkrankungen haben ihren Ursprung oft schon in jungen Jahren. Sie bleiben häufig lange unbemerkt und gehen in der Vielzahl auf Fehlbelastungen, Unfälle oder Instabilitäten zurück. Durch die matrixassoziierte autologe Knorpelzelltransplantation (M-ACT) lassen sich selbst umfangreichere Knorpelschäden von bis zu zehn Quadratzentimetern Größe reparieren. Zwei minimal-invasive Eingriffe machen das möglich. Im ersten Schritt entnimmt der Chirurg per Kniespiegelung einen kleinen Teil gesunden Knorpels aus dem Kniegelenk. Zusätzlich wird dem Patienten bei der M-ACT des Herstellers CO.DON Blut abgenommen. Im Speziallabor von CO.DON werden anschließend die Knorpelzellen aus dem Knorpelgewebe isoliert und unter Zugabe des patienteneigenen Blutserums vermehrt. Dabei formen sie sich zu kleinen Kügelchen von weniger als 1 Millimeter Durchmesser, auch Spheroide genannt.

 

Im zweiten Schritt wird das herangereifte dreidimensionale Knorpelzelltransplantat bei einer weiteren Kniespiegelung in den Defekt eingebracht. Dort haftet es an und bildet auf natürliche Weise neues hyalin-ähnliches Knorpelgewebe aus. Das Ergebnis bei idealem Verlauf: Nach wenigen Monaten hat sich der Knorpel so stark aufgebaut, dass er zuverlässig wieder als Puffer funktionieren kann. „Dabei kommt er in seiner Elastizität dem hyalinen Ursprungsknorpel näher als dies bei alternativen Verfahren der Fall ist. Für Betroffene ist das ein Segen: Der Schmerz verschwindet, die Bewegungsfreiheit kehrt zurück“, sagt Dr. Tobias Jung, Unfallchirurg an der Berliner Charité. Die international renommierte Sektion Sporttraumatologie & Arthroskopie des Virchow-Klinikum an der Berliner Charité führt heute wöchentlich etwa ein bis zwei M-ACT-Behandlungen durch.

 

Auch großflächigere Knorpelschäden sind heilbar

Neben CO.DON bieten auch weitere Hersteller das M-ACT Verfahren in Deutschland an. Im Unterschied zu CO.DON, die für das dreidimensionale Zellgerüst ausschließlich auf körpereigenes Material setzt, verwenden andere Hersteller anstelle der dreidimensionalen Spheroide ein aus tierischem Eiweiß (Kollagen) gebildetes Gerüst als Trägermatrix für die körpereigenen Knorpelzellen, das sich anschließend bei der Ausbildung des neuen Knorpelgewebes im Gelenk vollständig wieder auflöst. Dabei verfügt derzeit nur das M-ACT-Verfahren der Firma CO.DON nach erfolgreicher Prüfung durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) über die Zulassung in der Europäischen Union. „Früher konnten wir Patienten, gerade bei großflächigeren Knorpelschäden, kaum Hoffnung auf eine nachhaltige Verbesserung und Gelenkerhalt machen.

 

Zwar können verschiedene Methoden Schmerzen und Schwellungen am Knie lindern. Um die Endoprothese kamen die Patienten aber schlussendlich oft nicht herum. Die M-ACT mit körpereigenen Materialien hat unter den gelenkerhaltenden Therapien auf lange Sicht gesehen die besten Prognosen. Mit ihr kann die Wahrscheinlichkeit eines nötigen Kunstgelenks beim Patienten zu einem späteren Zeitpunkt erheblich gesenkt, bzw. der Einbau einer Knieprothese deutlich verzögert werden, auch, weil sie Unverträglichkeiten und Abstoßungsreaktionen vermeidet. Die Ergebnisse, die in den vergangenen Jahren auch bei uns damit erzielt wurden, sprechen bei gegebener Indikation unbedingt dafür. Selbst leidenschaftliche Fußballer, die dachten, sie könnten nie wieder spielen, sehen wir heute anschließend wieder auf dem Fußballplatz“, sagt Dr. Tobias Jung.