Ein Start nach Maß. Eva Lechner fährt als Erste in die schlammigen Kurven von Valkenburg. Bis sie wegrutscht. Danach geht es nur mehr um einen Ehrenplatz für die Südtirolerin, während vorne ein heißes Duell zwischen Sanne Cant aus Belgien und Katie Compton aus den USA entbrennt.
Eva Lechner hat ein gutes WM-Rennen absolviert. Die Südtirolerin im azurblauen Trikot des italienischen Nationalteams ging vom Start weg in Führung und behielt diese auch auf dem ersten Kilometer. Hoffnung für die Fans der Südtirolerin, die in dieser Saison zu alter Stärke zurückfand. Nach zwei dritten Plätzen im Cross-Weltcup und einem hervorragenden zweiten Platz beim letzten Weltcuprennen vor einer Woche im niederländischen Hoogerheide schien alles möglich. Eva Lechner, bereits 2014 Vize-Weltmeisterin im Cross, hatte sich einen Podestplatz fest vorgenommen. Die Form stimmte, die Stimmung im Nationalteam auch.
Wie wichtig es ist, gleich zu Beginn gut wegzukommen, weiß Eva Lechner. Im Jahre 2015 war sie mit der Form ihres Lebens an den WM-Start gegangen. Dann passierte es gleich in der ersten Kurve. Eine Kollision und aus der Traum vom Regenbogentrikot. Dass dies in Valkenburg 2018 anders wird, dafür sorgte die Südtirolerin selbst, mit einem Antritt von der Startlinie weg, dem keine der Konkurrentinnen folgen konnte. Doch dann kam genau das, was am wenigsten zu erwarten war. Ein Ausrutscher nach wenigen hundert Metern. Eva Lechner, alleine vorne weg, rutscht im schlammigen Gelände aus und landet in der Absperrung. Die Verfolgerinnen kommen heran, fahren vorbei und weg ist der Rhythmus. Aus der Traum vom Titel. Eva Lechner kann sich zwar konstant im vorderen Feld halten, jedoch nicht mehr zur Spitze aufschließen. Am Ende reicht es zu Platz sieben, mit einem Abstand von einer Minute und 49 Sekunden auf die alte und neue Weltmeisterin Sanne Cant aus Belgien.
So ähnlich wie noch vor einem Jahr fightet sich die Belgiern in einem spannenden Duell zum Sieg. War es 2017 Marianne Vos aus den Niederlanden, die bis ganz zuletzt um den Titel mitfuhr, so machte ihr in diesem Jahr die Amerikanerin Katie Compton mehrfach den Sieg streitig. War Cant noch nach Runde eins in Führung gelegen, so gingen die folgenden Runden an die Amerikanerin. Am Ende war es doch eine klarere Sache als noch vor einem Jahr und der Abstand zu Vize-Weltmeisterin Compton betrug zwölf Sekunden. Mit 26 Sekunden Rückstand holte die Niederländerin Lucinda Brand Bronze. Im Ziel kommentierte die glückliche Titelverteidigerin: „Es war das schwerste Rennen meines Lebens.“
Text: Dr. Josef Bernhart (exklusiv für VeloTOTAL)