
Alljährlich stellt uns die Weihnachtszeit vor dieselbe große, nadelige Herausforderung: Wie kommt der stattliche, harzduftende Christbaum vom Verkaufsstand sicher in die heimischen vier Wände? Während die Autofahrer mit umgeklappten Rücksitzen, zu kurzen Dachgurten und latentem Bußgeld-Risiko kämpfen, lächelt der moderne urbane Held gelassen. Denn er hat ein Lastenrad. Und das ist in der Adventszeit nicht nur ein Transportmittel, sondern eine rollende Statement-Bühne.
Ein Lastenrad, ob als zweirädriges „Long John“ oder dreirädriges „Bakfiets“, ist für den Baumtransport wie geschaffen. Es verwandelt die mühsame Schlepperei in eine entspannte, ökologisch einwandfreie Weihnachtsparade. Man muss sich das Szenario vorstellen: Die Sonne glitzert auf den Speichen, die Klingel bimmelt fröhlich, und in der großzügigen Transportkiste thront die frisch geschlagene Nordmanntanne – wie ein König auf seinem Thron.
Dieser Anblick löst bei Passanten eine Mischung aus Bewunderung („Schau mal, wie nachhaltig!“) und leichter Belustigung („Ob die wohl damit um die Ecke kommen?“) aus. Aber der Lastenradler weiß: Wo einst Großeinkäufe, Kinder oder ein Hund Platz fanden, kann auch ein Baum residieren.
Die Kunst der sicheren Ladung: Ein Baum ist kein Teddybär
Doch so entspannt die Fahrt auch wirkt, sie erfordert Präzision. Der Weihnachtsbaum ist eine ungleichmäßige, sperrige und potenziell gefährliche Fracht. Es gelten die ungeschriebenen Gesetze der Cargobike-Logistik – und die offiziellen Regeln der Straßenverkehrsordnung.
Zunächst muss der Baum sorgfältig platziert und gesichert werden. Hier kommt das Spanngurt-Ballett ins Spiel. Die Ladung darf keinesfalls verrutschen, herunterfallen oder sich gar in den Speichen verfangen. Wer hier auf Gummiseile oder Omas Strickpullover setzt, riskiert nicht nur eine verbeulte Tanne, sondern auch eine ungemütliche Rutschpartie. Spanngurte sind Pflicht!
Zudem muss die Sicht des Fahrers jederzeit frei bleiben. Es mag verlockend sein, den Baum so aufzustellen, dass man sich wie der Weihnachtsmann im Schlitten fühlt, aber die Spitze sollte besser nicht die Sicht versperren. Wer ein Longtail-Lastenrad besitzt, platziert den Baum längs auf dem verlängerten Gepäckträger. Wichtig: Die Spitze darf nicht auf dem Boden schleifen, sonst wird aus der Christbaumfahrt schnell eine unfreiwillige Bodenbearbeitung.
Die Kennzeichnungspflicht: Der rote Wimpel der Ehre
Und dann ist da noch der Moment, in dem die Tanne die erlaubte Länge überschreitet – ragt sie mehr als einen Meter nach hinten über das Lastenrad oder den Anhänger hinaus, muss sie mit einem roten Wimpel gekennzeichnet werden. Dieser Wimpel ist kein bloßes Accessoire, sondern ein Signal an die Welt: „Achtung, hier kommt die Weihnachtsstimmung – und sie ist lang!“ Im Dunkeln wird aus dem Wimpel sogar eine rote Leuchte.
Wer diese Regeln beachtet, kann sich ein Bußgeld von 25 € sparen – Geld, das man besser in Baumschmuck oder einen Glühwein nach der erfolgreichen Mission investiert.
Fazit: Die grüne Trophäe
Der Kauf des Weihnachtsbaumes mit dem Lastenrad ist mehr als nur ein Transportakt; es ist die bewusste Entscheidung für Nachhaltigkeit und gegen den vorweihnachtlichen Verkehrsstress. Es ist eine Trophäe, die man stolz durch die Stadt karrt.
Und wer kein eigenes Lastenrad besitzt, kann in vielen Städten auf kostenlose Leihmodelle zurückgreifen. Damit steht dem grünen, humorvollen und umweltfreundlichen Transport des wichtigsten Weihnachtsrequisits nichts mehr im Wege. Denn sind wir ehrlich: Ein festlich geschmückter Lastenrad-Christbaum-Transport sieht einfach besser aus als ein Auto mit festgezurrtem Baum auf dem Dach, dessen Nadeln bei Tempo 50 noch versuchen, in die nächste Parklücke zu flüchten.
Webseiten für Interessierte:
Informationen zum sicheren Transport finden sich unter anderem bei Verkehrsverbänden und auf Portalen rund ums Radfahren. Wer in seiner Stadt ein Lastenrad leihen möchte, findet eine Übersicht bei cargobike.jetzt.

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