Verwechslungsgefahr auf zwei Rädern: Experte mahnt Fahrradbranche zu klarer Begriffsdefinition

Pedelec, E-Bike oder doch Fahrrad ©velotech.de
Pedelec, E-Bike oder doch Fahrrad ©velotech.de

Im dynamischen Markt der Elektromobilität auf zwei Rädern herrscht eine gefährliche Unklarheit, die weitreichende Folgen haben könnte. Ernst Brust, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger aus Schweinfurt, schlägt Alarm: Seine aktuelle Übersicht, die Fahrräder, Pedelecs, E-Bikes bis 25 km/h und S-Pedelecs detailliert gegenüberstellt, entlarvt eine weitverbreitete Begriffsverwirrung und mahnt die Branche dringend zur Präzision.

Die Problematik beginnt bereits bei der alltäglichen Bezeichnung: Immer wieder wird in Marketingmaterialien und Verkaufsgesprächen pauschal von „E-Bikes“ gesprochen, obwohl es sich rechtlich korrekt um Pedelecs handelt. Eine Fahrlässigkeit, die laut Brust ernste Konsequenzen nach sich ziehen könnte. „Hersteller, Händler und Verbände wissen es besser, verwenden aber aus Marketinggründen weiterhin den Begriff E-Bike – das ist fahrlässig“, warnt der Experte. Er befürchtet, dass diese Ignoranz des Gesetzgebers eines Tages zu unerwünschten Regulierungen führen könnte.

 

Ein Blick auf die Unterschiede – juristisch und technisch:

 

Brusts Übersicht schafft hier unmissverständlich Klarheit:

  • Pedelecs (Pedal Electric Cycles) bis 25 km/h mit Tretunterstützung gelten als Fahrräder. Innerhalb der EU werden sie offiziell als EPAC (Electrically Power Assisted Cycle) bezeichnet. Hierfür gelten keine speziellen Zulassungs- oder Führerscheinpflichten.

  • E-Bikes im eigentlichen Sinne, also Fahrzeuge mit einem reinen Gasgriff oder Unterstützung auch ohne gleichzeitiges Treten, sind bereits heute Kraftfahrzeuge mit allen damit verbundenen Pflichten.

  • S-Pedelecs (schnelle Pedelecs) werden als Kleinkrafträder eingestuft. Sie benötigen zwingend eine Versicherung, ein Kennzeichen und eine Betriebserlaubnis.

 

Vergleichstabelle Pedelec - E-Bike und S-Pedelec ©Ernst Brust
Vergleichstabelle Pedelec - E-Bike und S-Pedelec ©Ernst Brust

Gefahr für die Freiheit des Pedelec-Fahrens: Die mangelnde Differenzierung innerhalb der Branche selbst birgt ein erhebliches Risiko. Brust warnt eindringlich: „Solange die Branche selbst nicht sauber differenziert, riskiert sie, dass der Gesetzgeber eines Tages das Pedelec ebenfalls als Kraftfahrzeug einstuft – mit allen Konsequenzen: Versicherungspflicht, Führerschein, Zulassung und Fahrverbote auf Radwegen.“ Er kritisiert, dass gerade diese unklare Kommunikation das Vertrauen in die Fähigkeit der Branche zur Selbstregulierung massiv untergräbt.

 

Appell zur Präzision: Die von Ernst Brust erarbeitete Vergleichstabelle ist somit mehr als eine technische Aufstellung. Sie ist ein Weckruf an die gesamte Fahrrad- und Mikromobilitätsbranche. Nur durch die Verwendung eindeutiger Begriffe, eine transparente und ehrliche Kommunikation sowie rechtliche Konsistenz lässt sich das Szenario verhindern, dass Pedelecs, die heute die breite Masse der E-Fahrräder ausmachen, in einen strengeren und für Konsumenten unattraktiveren Regulierungsrahmen gedrängt werden. Präzision ist der Schlüssel zur Sicherung der Zukunft der urbanen Mobilität.

 

 

Quelle: www.velotech.de - Ernst Brust

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