
Der offizielle Startschuss zur Eurobike 2025 fiel bereits einen Tag vor Messebeginn mit dem Media Kick-Off in Frankfurt am Main. Die weltweit wichtigste Plattform der Fahrrad- und Ecomobility-Branche versammelte Vertreter aus Industrie, Politik, Wissenschaft und Medien, um über die strategische Transformation der Messe selbst und der gesamten Branche zu diskutieren. Im Fokus standen exklusive Marktdaten der Branchenverbände und das immense Zukunftspotenzial des Radtourismus.
Stefan Reisinger, Geschäftsführer der fairnamic GmbH, eröffnete die Veranstaltung und betonte die wachsende Verantwortung der Eurobike. Die Messe, die dieses Jahr über 1500 Aussteller aus mehr als 60 Nationen versammelt, fungiert längst als Brückenbauerin zwischen Fahrrad- und Mobilitätsindustrie, Politik und Zivilgesellschaft. Besonders hob Reisinger den Schulterschluss zwischen sportlicher Performance-Kultur und urbaner Alltagsmobilität hervor:
„Die Eurobike spiegelt nicht nur den Markt wider, mit unserer neuen Messekonzeption gestalten wir ihn auch in Zukunft weiter – für bestehende und neue Zielgruppen. Sie eröffnet Räume, in denen Marktlogiken mit gesellschaftlicher Verantwortung zusammenfinden“, so Reisinger. Ziel sei es, maßgeschneiderte Impulse für eine resiliente und zukunftsfähige Mobilitätskultur zu geben.
Branchengespräch: Herausforderungen und Chancen der Fahrradwirtschaft
Im anschließenden Panel diskutierten Burkhard Stork (ZIV – Die Fahrradindustrie), Wasilis von Rauch (Zukunft Fahrrad) und Jenn Dice (People For Bikes, USA) strukturelle Herausforderungen und Chancen.
Burkhard Stork, ZIV-Geschäftsführer, äußerte sich zur aktuellen Marktlage: „Wir bleiben auf Kurs hin zu einer Normalisierung im Fahrradmarkt. Ab 2026 sehen wir Licht am Ende des Tunnels und damit deutliche Anzeichen für ein Ende der schwierigen Phase.” Die Diskussion umfasste Reshoring, Dienstradleasing als Wachstumsfeld und die betriebliche Mobilität als strategischen Hebel für Unternehmen. Die zentrale Frage blieb: Wie gelingt der Sprung von der Nische in den Mainstream?
Wasilis von Rauch, Geschäftsführer Zukunft Fahrrad, unterstrich die Widerstandsfähigkeit der Branche: „Trotz Preisdruck und Umsatzrückgang 2024 zeigt die Fahrradwirtschaft ihre Widerstandskraft: Die Beschäftigung bleibt nahezu stabil, Leasing-Anbieter steigerten ihre Mitarbeiterzahlen sogar. Besonders das Dienstradleasing und der Gebrauchtmarkt sind zukunftsfähige Wachstumsfelder.“ Er betonte zudem, dass das höhere Preisniveau von Diensträdern ein Stabilitätsfaktor für die Branche sei. Für weiteres Wachstum forderte er „moderne Infrastruktur und eine konsequente Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans.“
Jenn Dice, Präsidentin und CEO von People For Bikes, betonte die internationale Zusammenarbeit: „Jetzt ist es an der Zeit, über Grenzen hinweg zusammenzuarbeiten, um das Fahrradfahren weltweit zu fördern. Auf der Eurobike bringen wir die neuesten Daten aus dem US-Markt und rufen internationale Partner auf, bei den großen Themen zusammenzuarbeiten.“ Sie ist überzeugt: „Die Zukunft des Fahrradsports hängt von mutigen Maßnahmen, gemeinsamem Wissen und einer vereinten globalen Anstrengung ab.“ Die übereinstimmende Meinung der Diskutanten: Die Branche ist bereit, doch Politik und Gesellschaft müssen mitziehen – durch stabile Förderstrukturen, mutige Stadtentwicklung und einen Mentalitätswandel, der das Fahrrad als ernstzunehmenden Teil moderner Mobilität begreift.
Radtourismus als unterschätzter Wirtschaftsfaktor
Ein weiteres Highlight war die Vorstellung erster Ergebnisse einer Grundlagenstudie zum Radtourismus durch Tilman Sobek. Die Untersuchung belegt die volkswirtschaftliche Relevanz des Radreisemarktes, der weit über ein Nischensegment hinausgeht.
„Der Fahrradtourismus boomt – ob für Tagestrips oder mehrtägige Entdeckungsreisen. Immer mehr Regionen entwickeln nachhaltige Angebote, die Natur- und Kulturerlebnisse verbinden und sowohl Freizeitradler als auch sportlich Ambitionierte ansprechen“, so Tilman Sobek, Mitverantwortlicher der Studie. Die Daten zeigen die enge Verzahnung von Fahrradwirtschaft, Tourismus, Infrastruktur und regionaler Entwicklung auf und belegen das Potenzial für Arbeitsmarkt, Klima und Standortattraktivität, besonders im ländlichen Raum.
Produktneuheiten und Zukunftsimpulse
Der Media Kick-Off endete mit der Präsentation innovativer Produktneuheiten. Ein besonderes Beispiel war ein Rad des estnischen Herstellers Ampler, das über einen USB-C-Anschluss geladen werden kann. Ein Detail, das für Standardisierung, Vereinfachung und Nutzerfreundlichkeit steht – genau solche Lösungen, die die Radbranche voranbringen.
Fazit:
Der Eurobike Media Kick-Off 2025 war ein klares Signal eines sich wandelnden Ökosystems. Er gab einen umfassenden Ausblick auf die Messetage, geprägt von neuen Narrativen, veränderten Rollenbildern und einem wachsenden Bewusstsein für die systemische Kraft des Fahrrads. Die Eurobike festigt ihre Rolle als zentraler Ort für Austausch und Kooperation zur Gestaltung einer menschengerechteren, umweltfreundlicheren und vielseitigeren Mobilität.
Weitere Informationen:
Die 33. Eurobike findet vom 25. bis 29. Juni 2025 auf dem Gelände der Messe Frankfurt statt. Die ersten drei Tage (25.-27. Juni) sind dem internationalen Fachpublikum vorbehalten, gefolgt vom Publikumswochenende am 28. und 29. Juni 2025.