Erst gut 6 Wochen ist es her, seit die Schweizer Ultracyclerin am Race Across America (RAAM) über 5000 Kilometer ihren dritten Sieg bei den Damen einfuhr und den Gesamtsieg wegen eines dramatischen Finishs nur sehr knapp verpasste: Bei einem Sturz nur 300 Kilometer vor dem Ziel brach sie sich das Schambein und fuhr das Rennen unter großen Schmerzen zu Ende. Lange war deshalb unklar, wie, beziehungsweise ob ihre Saison überhaupt noch weitergehen würde. Nun steht fest: Am Race Around Austria (RAA), zu welchem sie morgen gestartet wäre, kann die beste Ultracyclerin der Welt nicht antreten. Dafür hat Nicole Reist von ihrem Arzt grünes Licht für den Start an der TORTOUR vom 18. bis 20. August 2022 erhalten, 1000 Kilometer Nonstop-Radfahren um die Schweiz.
Anfänglich konnte Nicole Reist gar nicht trainieren. Die Schmerzen infolge des Schambeinbruchs waren zu stark und zudem durfte sich im Bereich der Verletzung nichts verschieben. Stillsitzen – eine regelrechte Tortur für die 38-jährige Ultracyclerin, die normalerweise neben ihrem Vollzeitjob als Hochbautechnikerin bis zu 50 Stunden pro Woche trainiert. «Es war eine echt harte Lektion für mich, zum Nichtstun verdammt zu sein», so Reist ernüchtert. Im Lauf von Juli war dann erste Bewegung in Form von Aquafit möglich: «Dazu ließ ich mich natürlich sofort hinreißen, obwohl ich Wasser
eigentlich überhaupt nicht mag!», erzählt sie schmunzelnd. Erst seit Kurzem kann sie wieder etwas normaler trainieren – sprich, Rad fahren. Noch nicht ganz im gewohnten Pensum, «aber immerhin so, dass es sich wieder nach Training anfühlt», lacht Nicole Reist.
Teilnahme am Race Around Austria abgesagt – Start bei TORTOUR bestätigt
Eigentlich hätte Nicole Reist nach dem Race Across America, dem längsten und härtesten Ultracycling-Rennen der Welt über 5000 Kilometer und 55'000 Höhenmeter, morgen Dienstag zum Race Around Austria über 2200 Kilometer und 35'000 Höhenmeter starten wollen. Zusammen mit der TORTOUR rund um die Schweiz, mit 1000 Kilometern und 13'000 Höhenmetern, wäre das die längste Rennkombination gewesen, die die Schweizerin, beziehungsweise überhaupt jemand, je angegangen ist: 8100 Kilometer und gut 100'000 Höhenmeter innerhalb von nur 10 Wochen. Ihre Teilnahme am Race Around Austria musste sie jedoch Mitte Juli absagen – die Verletzungsfolgen und der Trainingsrückstand lassen einen Start schlicht und einfach nicht zu. Seit wenigen Tagen ist allerdings klar: Nicole Reist startet am 18. August in Zürich an der TORTOUR! «Der Genesungsprozess ist bis jetzt gut verlaufen und nach dem letzten Röntgencheck hat mein Arzt vergangene Woche sein OK gegeben, sofern Heilungsverlauf und Trainingsaufbau so weitergehen», erzählt Nicole Reist. «Letztlich entscheidet mein Körper, ob er für die Belastung bereit ist. Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass ich an der TORTOUR starten kann und freue mich, diese Saison nochmals ein Rennen zu fahren!»
Liebäugeln mit dem Damensieg
Die TORTOUR Ultra findet vom 18. bis 20. August 2022 bereits zum 14. Mal statt, Start und Ziel sind in Zürich. In nur zwei Tagen ist eine 1000 Kilometer lange Nonstop-Rad-Rennstrecke mit fast 13'000 Höhenmetern über mehrere Alpenpässe rund um die Schweiz zu meistern – Tag und Nacht. Nicole Reist verbindet mit diesem Rennen viele gute Erinnerungen: Von 2014 bis 2017 hat sie die TORTOUR Ultra als Solofahrerin viermal gewonnen. Und was ist diesmal ihr Ziel? «Unter den aktuellen Vorzeichen mit dem deutlichen Trainingsrückstand sowie der Vorbelastung durch das RAAM ist es sehr schwer, einzuschätzen, was wirklich möglich ist», so Nicole Reist nüchtern. «Klar liebäugle ich mit dem Damensieg, insbesondere, da in diesem Jahr auf der Ultra-Strecke neben den Schweizermeisterschaften auch noch die offiziellen Europameisterschaften ausgetragen werden», gibt sie zu. «Aber ich will mich nicht darauf versteifen, zumal die Konkurrenz dieses Jahr überdurchschnittlich stark ist». Neben Nicole Reist stehen vier weitere Frauen auf der Solostartliste der TORTOUR Ultra, darunter die Solo-Titelverteidigerin und die Gewinnerin im Zweierteam vom Vorjahr sowie die Zweitplatzierte des diesjährigen RAAM.
Eingespieltes Team und unvergleichliche Emotionen
Die TORTOUR wird dieses Jahr also eine ganz besondere Herausforderung für Nicole Reist: «Ich fühle mich aber dazu bereit und habe zudem ein top motiviertes und eingespieltes Team, welches mich darin unterstützen wird, meine bestmögliche Leistung abzurufen», betont sie einmal mehr die Wichtigkeit ihrer Crew. «Zudem freue ich mich einfach sehr, dass meine Saison doch noch nicht zu Ende ist und ich nochmals ein Rennen fahren darf – dazu in meiner Lieblingslandschaft, mit vielen Bergen!». Die TORTOUR ist damit eine Tortur, die Nicole Reist äußerst gerne auf sich nimmt, auch wenn für einmal schwer einzuschätzen ist, was für sie drin liegt. Über ihre Teilnahme freuen sich denn auch die Veranstalter: «Mit Nicole Reist die beste Ultracyclerin der Welt am Start der TORTOUR zu wissen, erfüllt uns mit großer Freude», kommentiert Mario Klaus, OK-Präsident der TORTOUR. «Denn Nicole und die TORTOUR Ultracycling haben eines gemeinsam: Die Leidenschaft für den Radsport und das Streben nach unvergleichlichen Emotionen». Diese sind auf jeden Fall garantiert!
Verfolgen Sie Nicole Reist an der TORTOUR live
Während der TORTOUR vom 18. bis 20. August 2022 berichtet das Team von Nicole Reist regelmäßig über ihr Ergehen. Interessierte können Nicole Reist live mitverfolgen: Auf Facebook unter www.facebook.com/berggeiss.nicolereist, auf Instagram via www.instagram.com/berggeiss.nicolereist und auf dem TORTOUR-Livetracking, Startnummer U118, unter www.tortour.com (wird dort zu Rennbeginn verlinkt).
Alle Informationen zur TORTOUR Ultra gibt es hier:
https://www.tortour.com/rennformate/startorte/zurich/ultra/
Die Startlisten der TORTOUR:
https://www.datasport.com/live/startlist/?racenr=24542