Ein Umsatzplus von 75% in den letzten 5 Jahren – von solchen Zahlen können andere Branchen nur träumen. Auf 6,3 Mrd. Euro stieg der Gesamtumsatz im Fahrradhandel 2019 nach einer Erhebung des VSF e.V. Dabei hat der stationäre Fachhandel seine Qualitätsführerschaft weiter ausgebaut.
Verbraucher setzen gerade in Zeiten des E-Bikes auf hochwertige Produkte aus dem Fachhandel vor Ort. Dreiviertel des Gesamtumsatzes entfallen auf diesen Vertriebskanal. In den besonders qualitätsorientierten Fachgeschäften des Branchenverbandes VSF e.V. kostete ein Fahrrad 2019 durchschnittlich 2.119 Euro. Das entspricht mehr als dem Doppelten des Branchendurchschnitts über alle Vertriebskanäle. Unmotorisierte Fahrräder wurden im VSF-Fachhandel für 1.328 Euro verkauft (+ 8% gegenüber dem Vorjahr), während Pedelecs25 auf aktuell 3.191 Euro kamen.
Mit dem stationären Fachhandel sind Fachgeschäfte und Fachmärkte gemeint, die überwiegend mit Fahrrädern bzw. E-Bikes sowie Zubehör handeln und Werkstattservice anbieten. Nicht inbegriffen sind SB-Warenhäuser, Baumärkte, Lebensmitteleinzelhandel und reine Internetversender.
Innerhalb des Angebots des Fachhandels entfallen 70 % des Umsatzes auf Fahrräder und Pedelecs, 16 % auf Zubehör und 14 % auf Werkstattleistungen. 5.200 Unternehmen zählen zurzeit zum Fahrradeinzelhandel – inklusive der Internetversender. 80 % davon sind stationäre Fachgeschäfte. Die Größe variiert stark, vom Einzelkämpfer bis zum großflächigen Fachmarkt mit mehr als 30 Vollzeitkräften. In Zahlen ausgedrückt: 50 % der Unternehmen erwirtschaften einen Jahresumsatz von weniger als 250.000 Euro, bei 15 % liegt der Umsatz über einer Millionen Euro.
Zu beobachten ist ein Konzentrationsprozess: die Anzahl der Unternehmen nimmt ab, während der Umsatz steigt. Zur Umsatzsteigerung im Fachhandel trägt vor allem auch der wachsende Anteil der E-Bikes am Gesamtvolumen der verkauften Räder bei: 31,5 % branchenweit (34,1 % im VSF-Fachhandel). Für 2020 erwarten knapp 90 % der VSF-Händler eine Steigerung der Verkaufszahlen bei Pedelecs von 10 % oder mehr. 52 % erwarten, dass sich ihre wirtschaftliche Situation „gleichbleibend gut“ entwickelt, 46 % rechnen sogar mit einer Verbesserung.
Fahrradleasing stellt im allgemeinen Fahrradhandel eine weitere wichtige Ursache für die positive Entwicklung dar: Der durchschnittliche Preis eines geleasten Fahrrades lag 2019 bei mehr als 3.000 Euro. Für 2020 liegen die Erwartungen bei + 50 % verkaufte Stück über Leasing.
Die starke Stellung des stationären Fachhandels liegt unter anderem in der Natur des Produktes begründet: Fahrräder und E-Bikes sind erklärungsbedürftig und müssen individuell angepasst werden. Käufer*innen wollen ausprobieren und nach dem Kauf die Sicherheit haben, einen kompetenten Ansprechpartner für Fragen und Werkstatt-Service vor Ort zu haben.
Zu den Zahlen sagt Albert Herresthal, Geschäftsführer im VSF:
„Anders als in den meisten anderen Branchen ist bei Fahrrad und E-Bike der stationäre Fachhandel die dominierende Vertriebsform – das ist eine Abstimmung der Verbraucher durch ihr Kaufverhalten. So kommt dem Fachhandel hier eine besondere Verantwortung zu. Daher mahnen wir die Politik, den Bau einer komfortablen und sicheren Infrastruktur deutlich zu beschleunigen! Und den Fahrradherstellern sagen wir: Vergesst bei der Produktentwicklung nicht das unmotorisierte Fahrrad! Es wäre ein strategischer Fehler, sich ausschließlich auf das E-Bike zu fokussieren“.