How To: Faltrad – Umsichtig mit kleinen Rädern

 Falträder sind längst kein Geheimtipp mehr. Sie sind ein Mobilitätsgarant im urbanen Raum. Aber: Wie haben sich Faltradler eigentlich zu verhalten? Damit das achtsame, mobile Miteinander gesichert ist, gibt der pressedienst-fahrrad mit dem „Faltrad-Knigge“ wertvolle Tipps und Tricks und zeigt, welche Vorteile die kleinen Räder mit sich bringen. 

1) Kombinierte Mobilität: Der öffentliche Nahverkehr

 

Im ÖPNV gilt das Faltrad im gefalteten Zustand als Gepäckstück. Oft reicht ein „nicht-fahrbereiter“ Zustand, damit es kein extra Ticket braucht. Vor dem Zustieg ist das Rad zu falten und ins Verkehrsmittel zu heben. Die ideale Tragehilfe für das Brompton-Faltrad sowie ein Händeschmeichler für seinen Besitzer ist dabei der „Händel“ von Fahrer Berlin.

Tipp: „Das letzte Wort hat immer das Personal. Faltradfahrer sind gut beraten, die Beförderungsbedingungen zu kennen, aber Diskussionen zu vermeiden: Damit macht man sich besonders in der Rush-Hour Freunde“, weiß Faltrad-Erfinder Markus Riese von Riese & Müller aus Erfahrung. In neun von zehn Fällen klappt die Mitnahme problemlos. Bei Kapazitätsengpässen nutzt der umsichtige Faltradfahrende seinen Mobilitätsvorteil und steigt aufs Rad. Vorrang haben Fahrgäste ohne Faltrad, besonders jene mit Rollstuhl, Gehhilfe oder Kinderwagen.

 

2) Kombinierte Mobilität: Der öffentliche Fernverkehr

 

Im Zug: Anspruchsvoller ist Faltrad-Mitnahme im ICE. Das Rad muss „Koffermaß“ einnehmen, braucht aber nicht verpackt zu sein. Es ist hilfreich, sich vorab über vorhandene Fahrrad- oder Gepäckwaggons zu informieren. Zum Verstauen eignen sich die mannshohen Gepäckfächer hervorragend. Abhängig vom Zugmodell passt das Rad auch in die Über-Kopf-Gepäckablage. Bremsrichtung beachten! Vorzugsweise kann man das Rad ganz komfortabel in die Lücke der Rücken-an-Rücken-Sitzplätze schieben. Auch der Spalt zwischen Glasschiebetür und erster Sitzplatzreihe im ICE-Großraum eignet sich bestens, hier aber darauf achten, dass die Türen abteilseitig ohne Schutz einfahren und evtl. mit dem Rad kollidieren können. 

Das Gepäck, z. B. eine „T-Bag“ von Brompton kann auf dem Faltrad platziert werden. Das Volumen der Tasche reicht für einen Wochenendausflug. Für Alleinreisende sind Einzelplätze an den Enden der Waggons praktisch. Das Rad parkt neben oder hinter einem. Staunende Blicke von den Fahrgästen und Personal sind garantiert! Wenige Sympathiepunkte gibt es, wenn das Faltrad samt Gepäck durch die Gänge eines fahrenden ICE jongliert wird.

Tipp: Vorsicht, Konfliktpotenzial! Gunnar Fehlau vom pressedienst-fahrrad rät: „Man sollte aufs Schienbein des Bordservices achten und prüfen, ob das Rad beim Beschleunigen bzw. Stoppen des Zuges kippt oder losrollert. Beim hektischen Sitzplatz-Such-Gewusel sollte man mit dem Faltrad nicht im Gang verweilen und im Fernverkehr das Rad im Auge behalten. Und man muss bedenken: Mit wachsender Beliebtheit der Falter steigt das Diebstahlrisiko – hier nutze ich ein winziges Kabelschloss von Abus namens Combiflex.“

Im Fernbus: Vor der Fahrt wird das Rad in einer blickdichten Tasche verstaut. Praktisch dafür ist die schwarze Seglertasche von Brompton. Sie verfügt über Clip-Straps und Klettverschluss, mit welchen sie an Sattel und Sattelstütze montiert werden kann. Bei stark frequentierten Bussen gibt man als einer der letzten Fahrgäste das Gepäck ab oder verstaut es selbst. So findet das Faltrad im Gepäckfach „weiter oben“ Platz und wird nicht erdrückt. Sind Fernbus und Gepäckfach eher leer, ist es hilfreich, das „Gepäck“ vor Umherrutschen im Fach mit Spanngurten zu sichern.

Tipp: „Mit Faltrad im Fernbus spielt man Mitnahme-Roulette“, weiß die Faltrad-Weltreisende Karen Greiderer. Die Beförderungsbedingungen von Linien und Ländern variieren stark. „Manchmal kann das Fernbus-Team ‚monetär überzeugt‘ werden, dass das Rad ein Gepäckstück ist. Oder man kauft sich einfach vor Ort ein Fahrradticket. Dafür hat man am besten die magische Summe von 20 Euro in der landesüblichen Währung (oder zumindest einer anderen „starken Währung“ wie USD) als Geldschein dabei“, rät Greiderer weiter.

 

3) Intermodal im Flug: Ein Falter im Flieger

 

Falträder, die ein Packmaß von ca. 55 x 40 x 23 Zentimeter und ein Gewicht von acht Kilogramm nicht überschreiten, sind als Handgepäck willkommen. Das betrifft zumindest die großen Airlines – bei Billigfliegern können die Modalitäten restriktiver sein. Realistischer ist da schon die Mitnahme des Faltrades als aufzugebendes Gepäck. Ob man den hochwertigen Faltradkoffer wählt oder einen simplen Karton auspolstert, spielt keine Rolle. Jede Fluglinie hat ihre Richtlinien – vorher recherchieren. Am schnellsten erhält man solide Antworten bei der Service-Hotline. Keine Panik, falls das Gepäck nicht wie erwartet am Förderband seine Runden dreht. Am Zielflughafen kann der Falter beim Sperrgepäck warten – selbst wenn es als Standardgepäck aufgegeben wurde.

„Das Zusammenfalten und Losradeln vom und zum Flughafen ist ein Genuss“, berichtet Joachim Leffler von Fahrer Berlin. Aber: „Große Flughäfen sind oft per Fahrrad nur über Umwege erreichbar. Falls es nicht klappt, springt man auf die letzten Meter in ein Shuttle oder Taxi.“

Tipp: Das Rad schont man, indem man Pedale einklappt, Sattel abmontiert, das Rad gut polstert, die Luft im Reifen lässt. Eine etablierte Fluglinie empfiehlt das Folieren des Gepäckstücks. Die Nerven schont man so: Genügend Zeit für den Check-In einplanen. Verhandlungen mit dem Bodenpersonal kommen vor – ein Schalterwechsel wirkt mitunter Wunder!

Andere Länder, andere Sitten: Binnenflüge in den USA haben großzügigere Handgepäcksmaße. Das erleichtert die Faltradmitnahme in der Kabine.

 

4) Flexibel im Beruf: Büro und Geschäftstermin

 

„Der beste Schutz vor Vandalismus, Witterung und Diebstahl ist es aktuell, sein Fahrrad nicht aus den Augen zu lassen“, weiß Henning Voss vom Brompton-Importeur Voss Spezialrad. „Ein Faltrad hat den Vorteil, dass es überall mitkommt. Im Büro findet es seinen Platz unter dem Schreibtisch. Beim Auswärtstermin wird es am Empfang oder der Garderobe abgegeben. Auch als ‚Eisbrecher‘ taugt ein Faltrad vorzüglich: Wenn es businesstauglich schnell und sauber faltet, ergibt sich daraus sofort ein lockerer Gesprächseinstieg. Und erste Sympathiepunkte.“

Tipp: Wenn das Faltrad regelmäßig unter dem Bürotisch parkt, ist eine Fußmatte als „Parkplatz“ zweckdienlich, besonders in der nassen Jahreszeit. Regelmäßig ausschütteln – so bleibt einem das Reinigungspersonal wohlgesonnen.

 

5) Dezent und kontaktfreudig: Tägliche Wege

 

Schnell und komfortabel pflegt sich das Faltrad in den Alltag der Zwecke und Erledigungen ein. Bei Einkäufen „sitzt“ es statt oder mit dem Kind im Einkaufswagen. Freundlich nehmen sich Sicherheitsmänner am Eingang der Radsache an. In überschaubaren Läden, Apotheken oder der Bank parkt es in Sichtweite am Eingang. In der Arztpraxis wartet das Faltrad an der Garderobe. Beim Feierabend-Amüsement ist das Rad gut unter dem Tisch aufgehoben. Vorm Betreten der Lokalität das Rad falten – dabei sollte man Augenkontakt mit dem Personal suchen und sich so ein Okay geben lassen.

Tipp: Wertvolles nicht vergessen, das am Rahmen des Faltrades befestigt ist. Die „Bottle“ von Closca zum Beispiel, die erste Trinkflasche, die ohne Halterungssystem am Fahrradrahmen auskommt, oder der „Schlingel“ von Fahrer Berlin, Rahmen- und Umhängetasche in einem.

 

6) Restaurant, Kino und Veranstaltung – alles geht

 

Im Kino parkt das Rad gern direkt an der Leinwand – einfach am Eingang den Saalwart ansprechen. Der Fluchtweg muss frei bleiben. Im Theater mimt das Faltrad an der Garderobe ein Gepäckstück – ob kostenpflichtig oder frei, mit oder ohne eigener Marke, entscheidet das Personal. Idealerweise gibt man das Rad nahe an der Personaltür der Garderobe ab – so muss es nicht über den Tresen gehoben werden.

Tipp: Für Garderobe wird keine Haftung übernommen. Jacke, Rad und Helm in einem abgeben – das minimiert den Zeit- und Personalaufwand. Apropos Helm: Der Falthelm „Fuga“ von Closca lässt sich als urbanes Must-Have platzsparend zusammenfalten. Er verschwindet selbst in schmalen Taschen und passt dank seines puristischen Designs zu jedem Business-Outfit.

Tipp: Beim Besuch von Veranstaltungen achte man auf die Art des Events! Handelt es sich um ein Fahrradtreffen, ist mit weiteren Falträdern zu rechnen. Es kann zu Kapazitätsengpässen und/oder Verwechslungen kommen.

 

7) Das Faltrad mit aufs Zimmer nehmen

 

Beruflich oder privat unterwegs? Das Faltrad bleibt ein Mobilitätsgarant. Es ist als kostenloser Übernachtungsgast überall mit dabei. Hotels offerieren beim Check-In den „Koffer-Raum“ als temporären Parkplatz. Ist einem das zu unsicher, kommt das Rad mit aufs Zimmer. Selbiges gilt für Apartments und Pensionen. Schon gewusst? Die Idee zum „Birdy“, dem vollgefederten Faltrad aus dem Hause Riese & Müller, kam den Erfindern und Geschäftsführern Markus Riese und Heiko Müller auf einer gemeinsamen Reise. Überall dort, wo das Unterwegssein mit einem normalen Rad kompliziert wird, entfaltet das Faltrad sein volles Potenzial!

Tipp: Andere Länder, andere Sitten. Es ist sensibel, auf regionale Gepflogenheiten zu achten. In Japan etwa ist das Rad ein „schmutziger Gegenstand“. Es hat in öffentlichen Gebäuden nichts verloren und ist vor dem Betreten von Bahnhöfen, Hotels, Restaurants ohne Ausnahme zu falten und in einer Tasche zu verstauen.

 

8) Unterwegs mit elektrischen Faltern

 

Die Elektrifizierung des Fahrrads ist allgegenwärtig und natürlich gibt es auch Falträder mit Motor. Das Modell „Pluto“ von Flyer (ab 2.999 Euro) etwa lässt sich in der Rahmenmitte klappen und der Lenker ist mit einem Handgriff eindrehbar. So lässt es sich platzsparend auch in den öffentlichen Verkehrsmitteln mitnehmen. „Pedelecs bis 25 km/h gelten nämlich verkehrsrechtlich als Fahrräder und dürfen darum wie solche in den Öffentlichen mitgenommen werden“, erklärt Anja Knaus von Flyer. Lediglich im Flieger müsse man Abstriche machen: Wer mit dem E-Bike im Flugzeug verreisen möchte, muss den Akku zuhause lassen und sich am Zielort einen anderen besorgen.