Giro: Von Rosa zum Regenbogen

© Foto: H.A.Roth/www.roth-foto.de
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Österreichs Radsportwelt steht Kopf. Ein Wunder ist passiert. Und das ein Jahr vor der WM im eigenen Land. Erstmals hat ein Radprofi aus der Alpenrepublik das Rosa Trikot beim Giro geholt. Radprofi Lukas Pöstlberger liefert eine Sensation. 
 

Sonnyboy aus Österreich
Sympathisch, charmant, fröhlich und gelassen. Das ist Lukas Pöstlberger. Die Italiener haben zwar etwas Probleme, den Namen richtig auszusprechen, aber sie zollen ihm großen Respekt. Und sie freuen sich mit ihm. Der Giro spricht österreichisch, titelten die Organisatoren in ihrer Presseaussendung. Und das bei der Jubiläumsausgabe „100 Jahre Giro d’Italia“. Wie es zum großen Coup kam, ist im Nachhinein schnell erzählt. Pöstlberger fährt einen Kilometer vor dem Ziel weg. Eigentlich, um seinem Kapitän und Zimmerkollegen Sam Benett den Weg zum Sieg zu ebnen.  Doch keiner kann so richtig folgen. Weder Kapitän Benett noch die großen Sprinter. Am Ende heißt es: „Gib alles!“ Und das ganze Bora-Team ist außer sich vor Freude. Sogar Super-Star und Doppelweltmeister Peter Sagan (selbst nicht beim Giro) gratuliert und bekennt: „Er hat ganz großes Potential.“ In einer ersten Reaktion und auf ORF-Sport wird der neue rot-weiß-rote Radstar mit den Worten zitiert:  „Ich bin überwältigt und überglücklich. Das Rosa Trikot zu tragen, dafür fehlen mir die Worte. Ich bin sehr dankbar.“
 
Ride with Passion
Wer die Karriere des jungen Österreichers (er ist Jahrgang 1992) etwas näher verfolgt hat, weiß um den „Killeristinkt“ des gebürtigen Vöcklabruckers.  Profi seit 2011 und in den ersten Jahren gefördert im Nachwuchsteam von Tirol Cycling. Ein Radprojekt, das der engagierte Tiroler Landtagsabgeordnete und ehemalige Sportlandesrat Thomas Pupp mit viel Herzblut und Weitblick führt. „Ride with Passion“ ist das Motto und zugleich die Zielsetzung. Österreichs Nachwuchsfahrer für eine internationale Radsportkarriere begeistern. Behutsam aufbauen und nicht verheizen, so das Credo von Team-Chef Pupp. Unvergessen der Sieg von Pöstlberger bei der Schlussetappe der Österreich Rundfahrt in Innsbruck vor zwei Jahren. Genau wie beim Giro-Auftakt attackiert er kurz vor Schluss. Keiner kann folgen. Die Ziellinie überquerend, verneigt er sich vor Publikum und Fans. Was für eine Geste.
 
Traum vom Regenbogen
Selbstverständlich darf jetzt geträumt werden. Wie schön wäre es, wenn am 30. September 2018 ein Österreichischer Radprofi erstmals und vor heimischem Publikum ins Regenbogentrikot fahren würde. Das Ziel ist Innsbruck. Lukas Pöstlberger hat bewiesen, dass alles möglich ist. Und er hat in Innsbruck schon gewonnen. Nach Rosa nun zum Regenbogen. Der Countdown läuft.

 

Redaktion: Dr. Josef Bernhart, exklusiv für VeloTOTAL
Foto: H.A.Roth/www.roth-foto.de