Es fällt in diesen Tagen schwer, über die schönen Seiten des Sport zu schreiben. Doch der Sport schreibt sie nach wie vor, die schönen Momente. So war es am Ende ein großes Sportfest im belgischen Koksijde. Die dritte Etappe im Radcross-Weltcup hatte es in sich. Und Südtirols Eva Lechner war nach mehrwöchiger Pause wieder im Rennen.
Zurück auf zwei Rädern
Vier Grad Celsius und weniger Zuseher als gewohnt. Trotzdem gute Stimmung und starke Emotionen. Gemeint ist die dritte Weltcupstation in der laufenden Cross-Saison in Koksijde in Belgien. Ein
besonderer Moment für Südtirols derzeit erfolgreichste Radrennfahrerin. Ein historischer gar. Eva Lechner startete als erste Italienerin in der langen Geschichte des Cross-Sports als
Weltcup-Leader. Im weißen Trikot. "Das war für mich schon ein besonderer Moment. Und ich habe mich sehr gut gefühlt. Zwar nicht in Top-Form, nachdem ich erst seit zwei Wochen wieder leicht
trainiere. Aber geehrt, als Weltcupführende an den Start zu gehen", so Eva Lechner vor dem Rennen.
Historischer Moment
Zur Erinnerung: Die Cross-Disziplin wird für Eva Lechner, die ansonsten im Mountainbike-Weltcup startet, immer mehr eine Erfolgsgeschichte. Einen ersten Höhepunkt gab es vor zwei Jahren:
Vize-Weltmeisterin 2014. Im vergangen Jahr dann der Angriff auf das Regenbogentrikot. Als klare Favoritin am Start. Gleich darauf der Moment des Schreckens. Kollision und Massensturz. Alle
Hoffnungen auf Gold im Schlamm begraben. Die Bilder gehen um die Welt. Eva Lechner trägt ihr Rad auf den Schultern, nicht wie gewohnt, sondern in zwei Teilen. Doch all das ist vergessen, und der
Erfolg ist wieder da. Nach einem zweiten Platz in Las Vegas auf der ersten UCI-Cross-Etappe im laufenden Weltcup, der Sieg im niederländischen Valkenburg. Und damit die Weltcupgesamtführung. Der
historische Moment.
Cant siegt und führt
In Koksijde war die Sache klar. Klar für die amtierende Europameisterin und Lokalmatadorin Sanne Cant. Sie dominierte die dritte Etappe im Cross-Weltcup und holte sich damit auch die
Gesamtführung. Eva Lechner folgt im Weltcup mit elf Punkten Rückstand auf dem zweiten Platz. Auf das Treppchen in Belgien schafften es auch die Britin Nikki Harris und die US-Amerikanerin Katie
Compton, die bereits 2012 und 2013 dort gewinnen konnte.

Eva Lechner zeigte nach ihrer mehrwöchigen Erholungsphase ein starkes Rennen. Vor allem zu Beginn war sie ganz vorne dabei und kam am Ende noch unter die Top-Ten. Mit zwei Minuten und 47 Sekunden
Rückstand auf die Siegerin reichte es zum neunten Platz. Lechner-Landsfrau Alice Maria Arzuffi trug mit ihrem fünfzehnten Platz zum guten Gesamtergebnis für Italien bei.
Text: Dr. Josef Bernhart