BMC-Cup #4 Gränichen: Siege für Jolanda Neff und Mathias Flückiger

BMC Racing Cup in Gränichen © Armin M. Küstenbrück
BMC Racing Cup in Gränichen © Armin M. Küstenbrück



Jolanda Neff hat in Gränichen ihren schon neunten Sieg im BMC Racing Cup in Folge zelebriert. Die Thalerin siegte vor der Deutschen Sabine Spitz und Lokalmatadorin Kathrin Stirnemann. Bei den Herren gewann Mathias Flückiger sein erstes Saisonrennen. Er schlug vor mehreren tausend Zuschauern bei hohen Temperaturen den Australier Daniel McConnell und Weltmeister Julien Absalon aus Frankreich. In der UCI Junior Serie gab es Siege durch Weltmeisterin Nicole Koller und den Deutschen Max Brandl.


Damen: Jolanda Neff fährt nur gegen die Zeit


Ein Rennen wie aus einem Guss: Jolanda Neff ließ auch in Gränichen keinen Zweifel an ihrer aktuellen Dominanz. Und weil sie derzeit scheinbar keine Gegnerin hat, suchte sie sich eine andere: die Zeit. Im Vorjahr waren es 3:30 Minuten, in diesem Jahr schraubte sie ihren Vorsprung bis ins Ziel nach 25,2 Kilometern auf sagenhafte 5:32 Minuten.

"Immer ein bisschen steigern, das war schon das Ziel", sagte die Thalerin lachend zu ihrem neunten Triumph im BMC Racing Cup in Folge. "Diese Woche habe ich ein wenig Ruhe gemacht. Darum hatte ich genug Energie für heute. Ich freue mich sehr. Nächste Woche gehen wir nach Baku, und die Form stimmt so weit", kommentierte sie weiter. "Die Strecke hier ist fantastisch, wie gemacht für mich. Schön technisch und schöne Anstiege. Die Atmosphäre ist toll."

Hinter ihr wurde es richtig spannend. Erst hatte die Russin Irina Kalentieva (Möbel Märki), an zweiter Stelle liegend, Pech mit einem Hinterrad-Defekt, und in der letzten Runde brachte auch der Italienerin Eva Lechner (Colnago-Südtirol) die zweite Position kein Glück. Auch sie hatte einen Reifendefekt, so dass die Deutsche Sabine Spitz profitierte und als Zweite über die Ziellinie fuhr.

"Ich bin sehr zufrieden mit meinem Rennen. Als ich das zweite Mal den Asphaltberg hoch gefahren bin, da haben mir schon ziemlich die Hufe gebrannt und ich dachte, was das wohl wird. Aber ich bin dann meinen Rhythmus gefahren, nie über dem Limit und habe von Irinas und Evas Plattfüßen profitiert", so Spitz.

Nur sieben Sekunden hinter ihr kam Lokalmatadorin Kathrin Stirnemann ins Ziel. Das war überraschend nach den vergangenen Wochen, in denen sie mit Lungenproblemen zu kämpfen hatte. Und auch überraschend, weil ihr die Startphase misslang. Eher untypische für die Eliminator-Weltmeisterin. "Ich war eingeklemmt und musste absteigen. Dann bin ich einfach meinen Speed gefahren. Das war vielleicht auch gut so. Ich habe nie überdreht, wegen der Hitze. Mir fällt jetzt ein riesiger Stein vom Herzen", erklärte  Stirnemann. "Die Stimmung hier ist gewaltig, das war mega schön."


Mathias Flückiger gewinnt einen großatrigen Dreikampf


"Extrem cool": Ausgerechnet diese Beschreibung benutzte Mathias Flückiger (Stöckli Pro) für seine Gefühlslage. Die äußeren Bedingungen waren genau das Gegenteil. Der BMC Racing Cup in Gränichen war das erste Hitzerennen in der Saison 2015, und Mathias Flückiger musste im Ziel erst einmal ein Flasche Wasser über den Helm leeren, um sich abzukühlen.

Er hatte sich mit Daniel McConnell (Trek Factory Racing) und Julien Absalon (BMC Racing) an der Spitze des 29,4 Kilometer Herren-Rennens einen großartigen Dreikampf geliefert. BMC-Fahrer Absalon konnte seinen Konkurrenten in den Downhills nicht ganz folgen und musste in den Anstiegen immer wieder die Lücken schließen.

"Ich fahre seit einiger Zeit fast nur noch das Fully. Jetzt habe ich wohl Probleme, mich umzustellen. Ich musste zu oft die Lücken zufahren", erklärte Absalon, der Ende der vorletzten Runde endgültig den Kontakt verlor.

So spitzte sich das Rennen auf ein Duell zwischen McConnell, der die Woche in Gränichen verbracht hatte, und Mathias Flückiger zu. "Ich habe immer versucht von vorne zu fahren, und das war die richtige Taktik", gab Flückiger zu Protokoll. So nahm er aus der ersten Abfahrt der Schlussrunde ein paar Sekunden Vorsprung mit und jagte den nächsten Anstieg hinauf.

McConnell hatte Probleme mit seinem Sattel, wollte das aber nicht als Grund dafür ansehen, dass ihm McConnell entwischte. "Nein", wehrte er ab, "der zweite Platz ist gut, nachdem es für mich bei den Weltcup-Rennen nicht so gut lief."  Er kämpfte, doch Flückiger war am Ende einen Tick stärker.

"Ich war extrem motiviert, auch weil ich mit Absalon fahren konnte. Und dass ich ihn schlagen konnte, daraus nehme ich sehr viel mit für die nächsten Wochen", kommentierte Mathias Flückiger. Für den Ochlenberger war es der erste Cross-Country-Sieg, seit er zur Saison 2014 beim Stöckli Pro Team unterschrieben hat.

Matthias Stirnemann (Möbel Märki) aus Gränichen kämpfte lange Zeit um Rang vier, doch ein Sturz in der fünften von sieben 4,2-Kilometer-Runden warf ihn zurück, so dass er am Ende Achter wurde.

Florian Vogel, als Vereinsmitglied des RC Gränichen quasi auch Lokalmatador, schied bereits in der zweiten Runde nach seinem zweiten Defekt aus. "Da hätte ich weit laufen müssen und keine Chance mehr gehabt", so Vogel.
 

UCI Junior Serie: Erneuter Sieg für die Weltmeisterin

Im Junioren-Rennen setzte sich der Deutsche Max Brandl klar gegen den Tschechen Matej Prudek und gegen seinen deutschen Landsmann Lars Koch durch. Der Schweizer Junioren-Meister Filippo Colombo (Bironico) verpasste den Anschluss und gewann dann den Sprint gegen Vital Albin. "Ich hatte in den ersten beiden Runden keine guten Beine, da waren die ersten drei schon weg. Aber ich bin trotzdem zufrieden mit meinem Rennen", sagte Colombo.

Bei den Juniorinnen siegte einmal mehr Weltmeisterin Nicole Koller (Schmerikon), die nach anfänglichen Schwierigkeiten zur führenden Sina Frei aufschloss und diese dann in der dritten von vier Runden distanzierte. "Am Anfang ging es nicht so gut, aber es war schön, dass ich auch mal direkte Gegnerinnen hatte", sagte Koller im Ziel mit einem Lachen. Sonst fährt sie immer von der ersten Runde an alleine vorneweg. Dritte wurde die Deutsche Antonia Daubermann.


BMC Racing Cup in Gränichen © Armin M. Küstenbrück
BMC Racing Cup in Gränichen © Armin M. Küstenbrück