BMC Racing Cup Gränichen: Giger entscheidet Dreikampf für sich

Fabian Giger © EGO Promotion/Armin M. Küstenbrück
Fabian Giger © EGO Promotion/Armin M. Küstenbrück

 

Der EM-Zweite Fabian Giger hat in Gränichen (AG) das vierte Saison-Rennen des BMC Racing Cup gewonnen. Giger schlug dabei den neuen Gesamt-Führenden Mathias Flückiger (Ochlenberg) und dessen Bruder Lukas Flückiger (Leimiswil).

 

Jolanda Neff (Thal) zeigte der Konkurrenz im Damen-Rennen die Grenzen auf, gewann das HC-Rennen vor einer schönen Zuschauerkulisse mit großem Vorsprung und übernahm auch wieder die Führung im Gesamtklassement.

Die Schweizer Top-Fahrer sind in Gränichen fast unter sich, zumal sich Doppel-Olympiasieger Julien Absalon (BMC Racing) aus Frankreich am Samstag im Training auf der Strecke bei einem Sturz verletzt hat und sich im Spital einer kleinen Operation am Knie unterziehen musste.

 

Von Beginn an mischt Fabian Giger (Giant Pro XC) in der Spitzengruppe mit, auch Mathias Flückiger (Stöckli Pro) ist immer vorne zu finden, während BMC-Fahrer Lukas Flückiger nach einer schwachen Startphase sich erst nach vorne fahren muss. Nachdem er Florian Vogel passiert hat, kann er zum Spitzen-Duo Fabian Giger und Mathias Flückiger aufschließen und das Rennen ist in den letzten beiden von sieben Runden neu eröffnet. Mathias Flückiger macht in Runde sechs einen Versuch zu entkommen, doch die Lücke, die er mit seinem Angriff heraus fahren kann, ist nicht groß. Sie erlaubt Fabian Giger auf dem langen Asphalt-Anstieg zu Beginn der letzten Runde einen Konter.

 

„Der Anstieg liegt mir“, erzählt Giger später im Ziel. „Ich habe einen kleinen Vorsprung heraus gefahren und nach den letzten Wochen weiss ich, dass es für die anderen sehr schwer wird, solche Lücken zu schließen, wenn ich durchziehe.“ Das Selbstbewusstsein des vierten Platzes vom Weltcup in Albstadt und die Silbermedaille bei der Europameisterschaft in St. Wendel (beides in DE), ist ihm anzumerken. Mathias Flückiger, der die EM wegen Krankheit ausgelassen hat, ist nicht mehr in der Lage zu Giger aufzuschließen.

„Ich bin happy. Es ist immer schön zu gewinnen und hier in Gränichen macht es besonders viel Spaß“, so Giger zu seinem zweiten Saisonsieg, den er nach 29,4 Kilometern in 1:28:55 Stunden mit 17 Sekunden Vorsprung auf Mathias Flückiger feiern kann.

 

Mathias Flückiger, der sich gesundheitlich „noch nicht bei hundert Prozent“ sieht, ist mit seiner Leistung „sehr zufrieden“. Um Giger am Asphalt-Anstieg zu folgen, dafür fehle ihm noch die Fitness. „Ich bin sehr froh, dass es trotz Trainingsrückstand so gut lief. Ich hatte schon wieder ganz gut Power und es ist ein schönes Gefühl wieder so um den Sieg mitfahren zu können“, erklärt der WM-Dritte von 2012, der vom abwesenden deutschen BMC-Fahrer Moritz Milatz die Führung in der Gesamtwertung übernimmt.

Vorjahres-Sieger Lukas Flückiger zieht ebenfalls eine positive Bilanz. „In den ersten beiden Runden konnte ich das Tempo nicht mitgehen. Deshalb musste ich viel investieren, um nach vorne zu kommen. Deshalb hat mir am Ende wohl die Kraft gefehlt“, meint Lukas Flückiger, der in den vergangenen Wochen eher enttäuschende Resultate einstecken musste. Er weist 28 Sekunden Rückstand auf.

Auf den Plätzen vier und fünf komplettieren Florian Vogel (Jona, +1:47) und Martin Gujan (Mastrils, +2:46) das Podium.

 

Damen: Alles cool bei Jolanda Neff

Jolanda Neff ist in Gränichen eine Klasse für sich. Die Führende im Gesamt-Weltcup der Elite-Kategorie deklassiert die Konkurrenz indem sie jede Runde Bestzeit fährt und nach 25,2 Kilometern in 1:26:20 Stunden mit sage und schreibe 3:30 Minuten Vorsprung auf ihre polnische Liv-Pro Teamkollegin und EM-Dritte, Maja Wloszczowska, gewinnt.

 

Neff verweist augenzwinkernd auf das EM-Rennen in der U23-Kategorie, acht Tage zuvor in St. Wendel. „Das U23-EM-Rennen war scheinbar die ideale Vorbereitung. Heute war es richtig cool. Die Strecke war toll, die Leute sind toll und das Gefühl war es auch“, jubelte die Rheintalerin im Ziel. Als sie vorne gewesen sei, da habe sie einfach ihr Tempo aufgelegt und sich um sonst nichts mehr gekümmert.

 

Wloszczowska leistet sich in der ersten Runde „einen dummen Sturz“, wie sie sagt. „Ich bin drei Meter in die Büsche geflogen“, kann sie im Ziel mit einem Lachen kommentieren. Von neunter Position arbeitet sie sich rasch zu Neffs Verfolgern nach vorne und ab Runde vier von sechs fährt sie alleine auf dem zweiten Platz. Sie muss sich allerdings der hartnäckigen Verfolgerin Kathrin Stirnemann erwehren. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich gegen Kathrin so hart um Rang zwei kämpfen muss“, bekennt Wloszczowska.

 

Stirnemann kommt zwölf Sekunden hinter der Ex-Weltmeisterin ins Ziel und ist glücklich über den Podest-Rang. In der dritten Runde kann sie ihre Vereinskollegin vom RC Gränichen, die WM-Dritte Esther Süss (Küttigen) hinter sich lassen. „In der ersten Runde habe ich die Pollen gespürt, meine Lunge war mega zu. Irgendwann ging es plötzlich besser, dann hat es Spaß gemacht. Ich konnte meinen Heimvorteil nutzen, weil ich alle Linien gekannt habe. Es war großartig vor dieser Kulisse zu fahren. Maja war allerdings zu stark, um noch mal angreifen zu können“, kommentierte Stirnemann.

Esther Süss (+5:28) und die Russin Irina Kalentyeva (+6:04) komplettieren das Podium auf den Rängen vier und fünf.

 

U23: Gaze muss hart kämpfen

Das eigens ausgeschriebene U23-Rennen hat der Neuseeländer Samuel Gaze für sich entschieden. Gaze holte in den ersten beiden Runden einen Vorsprung von 25 Sekunden auf die Verfolger heraus, geriet aber durch die Schluss-Offensive von Lars Forster (Jona) noch in Gefahr. Forster setzte sich von Andri Frischknecht (Feldbach) ab und kam noch bis auf zehn Sekunden an den Sieger des Eliminator-Weltcups von Cairns heran. „Es hat gedauert, bis meine Beine aufgingen. In den Abfahrten habe ich mich noch nicht so sicher gefühlt, nachdem ich vor sechs Wochen die Schulter ausgekugelt habe, aber ich bin ganz zufrieden mit meinem Rennen“, so Forster.

 

Juniorinnen: Koller revanchiert sich

Im Junioren-Rennen feierte Filippo Colombo (Bironico) seinen ersten Saisonsieg. Colombo gewinnt vor Robin Gemperle (Buchs) und dem Deutschen Lars Koch. Colombo stürzt in der ersten Runde, kann dann jedoch rasch wieder zu Gemperle aufschließen und mit einer Attacke im Anstieg abhängen.

Bei den Juniorinnen kann sich Nicole Koller für die im Sprint erlittene Niederlage bei den Europameisterschaften in St. Wendel revanchieren. Nach einem langen Solo gewinnt sie souverän vor Sina Frei (Uetikon am See) und Welt- und Europameisterin Alessandra Keller (Stans).

 

Ergebnisse unter: www.bmc-racing-cup.ch

 

Fotos: EGO Promotion/Armin M. Küstenbrück