Cowboy in letzter Minute gerettet: Wie ein E-Bike-Vorreiter am eigenen Erfolg scheiterte

Cowboy Cruiser © Cowboy
Cowboy Cruiser © Cowboy

Der belgische E-Bike-Hersteller Cowboy hat die drohende Insolvenz abgewendet. Ein neuer Finanzpartner, die französische REBIRTH GROUP HOLDING SA, sichert kurzfristig den Betrieb und soll langfristig die Zukunft des Unternehmens garantieren. Die Rettung ist eine Zäsur, die jedoch nicht über die massiven Probleme der Vergangenheit hinwegtäuschen kann, die das Unternehmen an den Abgrund brachten.

Der Weg in die Krise: Ein perfekter Sturm aus Eigenverschulden und Marktwende

Cowboy, einst als Pionier der smarten E-Bikes gefeiert, geriet in eine Schieflage, die auf eine Kombination aus externen Faktoren und hausgemachten Problemen zurückzuführen ist. Nach dem E-Bike-Boom der Corona-Jahre kam der Markt in eine Phase der Ernüchterung. Dies traf Cowboy hart, da das Unternehmen über Jahre hinweg Verluste schrieb und sich durch zahlreiche Finanzierungsrunden über Wasser hielt. Im vergangenen Jahr hatte Cowboy noch eine 5-Millionen-Euro-Finanzierung und eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, doch dies war offenbar nicht genug, um den enormen Schuldenberg im zweistelligen Millionenbereich zu bewältigen.

 

Der schwerste Schlag für das Image und die Finanzen war jedoch ein gravierender Produktionsfehler. Bei einem Teil des beliebten C4 ST Modells stellten sich Mängel an den Schweißnähten heraus. Ein Zulieferer hatte ohne Freigabe des Herstellers eine Änderung vorgenommen, die zu Ermüdungsrissen und im schlimmsten Fall zum Rahmenbruch führen konnte. Die Konsequenz: Ein umfangreicher und kostspieliger Rückruf, der das Unternehmen zusätzlich unter Druck setzte. Die Kunden berichteten in sozialen Medien von monatelangen Wartezeiten, fehlender Kommunikation und ausbleibenden Reparaturen – eine katastrophale Situation für eine Marke, die stark auf ihre Community-Bindung setzte.

 

Die Rettung: Ein Neuanfang unter strenger Beobachtung

Mit der REBIRTH GROUP an Bord soll nun der Turnaround gelingen. Das Unternehmen, das Marken wie Solex und Peugeot (Fahrräder) umfasst, übernimmt die Montage der Cowboy-Bikes und bringt offensichtlich dringend benötigtes Branchen-Know-how mit.

 

Cowboy verspricht, den Betrieb bis Jahresende wieder zu normalisieren, offene Fälle zu lösen und den Kundenservice zu verbessern. Die ersten Ersatzrahmen seien bereits eingetroffen, und in mehreren Städten sollen sogenannte „Recall Hubs“ zur Abwicklung der Reparaturen entstehen.

 

Ob die Marke jedoch langfristig ihre Eigenständigkeit behalten oder in die Rebirth Group integriert wird, bleibt vorerst offen. Die Rettung ist ein Hoffnungsschimmer für die verbliebenen Kunden und das Unternehmen selbst, doch die Skepsis bleibt. Cowboy muss nun beweisen, dass die Krise nicht nur abgewendet, sondern die Marke auch grundlegend erneuert wurde. Die Zeit für Versprechen ist vorbei, jetzt zählen nur noch greifbare Taten.

 

Mehr Informationen zum Hersteller und Produkten unter https://de.cowboy.com/

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