Eva Lechner: Weltklasse im Cross-Weltcup

Ein ganz großes Rennen und Riesenerfolg. Die Südtirolerin Eva Lechner fährt in Namur (Belgien) auf Platz zwei im Cross-Weltcup. Eine Klasseleistung, bei der nur eine Reifenpanne ihren zweiten Weltcupsieg verhinderte.

 

Eva Lechner © Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion
Eva Lechner © Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

 

... Aber der Reihe nach: Eva Lechner ist bekannt dafür, eine gute Cross-Fahrerin zu sein. Noch mehr: Eva Lechner hat bereits im Weltcup gewonnen. Es war am 25. Januar 2015 im holländischen Hoogerheide. Bekanntermaßen ist das Mountainbike klassisches Arbeitsgerät von Eva Lechner. In dieser Saison waren es die Olympischen Spiele in Rio, die der Südtirolerin alles abverlangten und am Ende doch keinen Spitzenplatz einbrachten. Zurück aus Rio und nach dem Ende der Cross-Country-Saison beschloss Eva Lechner das einzig Richtige. Sie gönnte sich eine Auszeit, daheim in Südtirol. Mit ihren Pferden und im Kreise der Familie. All das scheint mehr als gewirkt zu haben. Vor einer Woche fuhr Eva Lechner nach längerer Rennpause einen unangefochtenen Sieg beim EKZ-Cross in der Schweiz ein. Und beim Comeback im Cross-Weltcup in Namur gelang ihr nun der beeindruckende zweite Rang.
 
Trio tricolore: Eva, Alice und Chiara
Platz zwei ist deshalb so beeindruckend, da Eva Lechner mit an der Spitze liegend eine Reifenpanne hatte. Nach dem Wechsel ihres Rades war die Südtirolerin an die vierte Stelle gerutscht. Gemeinsam mit ihrer Kollegin vom italienischen Nationalteam, der erst 22-jährigen Alice Maria Arzuffi, zugleich auch U23-Italienmeisterin, verfolgte Eva Lechner die Spitzenfahrerinnen, darunter Clif-Teamkollegin Katerina Nash aus Tschechien. In einer beeindruckenden Vorstellung bewältigte Eva Lechner den anspruchsvollen Parcours. Stets sicher im Schlamm, mutig in den Abfahrten und kraftvoll in den Anstiegen.

 

Dies führte dazu, dass der Abstand zum Spitzenduo mit Katerina Nash und Sophie De Boer aus Belgien immer geringer wurde. In der letzten Runde erwischte es dann auch die Belgierin mit einem Defekt, und Eva Lechner konnte vorbeiziehen. Damit war der Clif-Doppelerfolg perfekt. Katerina Nash mit nur zwölf Sekunden vor Eva Lechner, 9 Sekunden dahinter Sophie De Boer. Italiens Nationalteam glänzte mit dem vierten Rang von Alice Arzuffi (28 Sekunden zurück) und Platz 14 der erst 20-jährigen Chiara Teocchi mit zwei Minuten und 23 Sekunden Rückstand auf die Siegerin.
 
Italien im Cross-Fieber
Ein schönes Kompliment gab es dann auch von Seiten der RAI-Sportredakteure: "Eva Lechner hat den Parcours technisch gesehen am besten interpretiert", lautete deren Kommentar. Das Rennen wurde nicht nur im Internet, sondern auch auf RAI-Sport live übertragen. Eva Lechner gab ihr Interview via Handy auf dem Weg zur Siegerehrung. Angesprochen auf die Frage nach einem möglichen Sieg: "Natürlich hat mich der platte Reifen einiges an Zeit gekostet, aber es passierte anderen auch, und damit ist es wieder ausgeglichen." Richtiggehend euphorisch zeigte sich Italiens Nationalcoach Fausto Scotti. Der inzwischen 50-jährige ehemalige Cross-Profi der späten 1980er Jahre jubelte: "Wir haben ein Riesenteam." Damit bestehen berechtigte Hoffnungen auf Weltcuperfolge vor heimischem Publikum. Das übernächste Weltcuprennen findet nämlich am 15. Januar 2017 in der italienischen Stadt Fiuggi in der Region Latium statt. Italien ist damit schon jetzt im Cross-Fieber.

 

 

Redaktion: Dr. Josef Bernhart (exklusiv für www.velototal.de)