MTB-Weltcup Lenzerheide: Schurter und Rissveds vorn

© Armin M. Küstenbrück
© Armin M. Küstenbrück

Vor rund 18.000 Zuschauern siegten beim UCO Mountain Bike World Cup in Lenzerheide der amtierende XCO-Weltmeister Nino Schurter (SUI) und seine Teamkollegin, die U23-Weltmeisterin Jenny Rissveds (SWE).  In den U23-Rennen hatten Titouan Carod (FRA) und Sina Frei (SUI) die Nasen vorne.

 

Heimsieg für Schurter
Sie kämpften mit der Hitze, teilweise mit der Höhe und auch mit sich selbst. Unter den Zurufen der Zuschauer holten die 66 Starter der Men Elite beim vierten Cross-Country-Weltcup-Rennen in dieser Saison in den 32,5 Kilometern, verteilt auf acht Runden, alles aus sich heraus. Zunächst schien ein Sieg des Publikumslieblings Nino Schurter ungewiss, nachdem er beim Start im wahrsten Sinne nicht in die Gänge kam. Vorjahressieger Jaroslav Kulhavy (CZE) gab anfangs den Ton an, wurde aber in der dritten Runde durch einen Platten kurzzeitig außer Gefecht gesetzt.

 

Schurter nutzte diese Gelegenheit und zog an Kulhavy vorbei. Ihm auf den Fersen war der Franzose Maxime Marotte, der es aber nicht schaffte, Schurter gefährlich nahe zu kommen. Julien Absalon (FRA) hatte in dem Geschehen aber auch noch ein Wörtchen mitzureden. Er fand nach einiger Zeit seinen Rhythmus und heftete sich ab der sechsten Runde an den Hinterreifen seines Landsmannes. In der Schlussrunde überholte er Marotte und verwies ihn auf den dritten Platz.

 

Schurter fuhr nach 1:27:26 h über die Ziellinie und machte damit seinen dritten Weltcup-Sieg in dieser Saison klar. "Ich hatte beim Start eine Schrecksekunde. Ich bin nicht richtig ins Pedal gekommen und hatte Schiss, dass es zu viel Anstrengung braucht, um nach vorne zu kommen. Ich habe es dann aber irgendwie geschafft. Es ist cool, vor heimischem Publikum zu gewinnen – ein super Gefühl!" Mit seinem starken Auftritt in Lenzerheide beweist der 30-Jährige einmal mehr, dass er bereit für olympisches Gold ist.

Überraschung bei den Frauen
Bei den Damen galt es die Strecke in sieben Runden auf einer Gesamtlänge von 28,4 Kilometern zu bezwingen. Die Kanadierin Catharine Pendrel erwischte einen guten Start und führte die Gruppe an, dicht gefolgt von der frisch gebackenen XCO-Weltmeisterin Annika Langvad (DEN). Doch es war die ebenfalls vor einer Woche gekürte U23-Weltmeisterin Jenny Rissveds (SWE), die in der zweiten Runde die Führung übernahm. Die dritte Runde brachte einige Änderungen mit sich. Langvad wollte Rissveds Überholmanöver nicht auf sich sitzen lassen, griff an und ging in Führung. Lokalheldin Jolanda Neff, die noch immer von Rückenschmerzen geplagt wird, kämpfte sich von Position 7 auf den dritten Platz vor, den sie dann bis zum Ende verteidigte.

 

Für Pendrel wurde die Sektion "Heidi’s Hell" zu "Pendrel’s Hell", als sie auf einer Wurzelpassage stürzte und damit ihre Hoffnung auf einen Podiumsplatz begraben musste. In der fünften Runde machten es die Fahrerinnen noch einmal richtig spannend. Zunächst hing Neff am Hinterreifen von Rissveds und setzte zum Angriff an. Doch die Schwedin zog das Tempo hoch, so dass Neff nicht mithalten konnte. In der sechsten Runde schaffte Rissveds den Durchbruch, überholte Langvad und fuhr davon. Somit sicherte sich die 22-Jährige ihren ersten Weltcupsieg in der Elite-Klasse, gefolgt von Langvad auf Platz zwei (+1:08) und Neff auf Platz drei (+1:32). "Es war ein unglaublicher Tag für mich", resümiert die Gewinnerin. „Der Kurs in Lenzerheide macht richtig Spaß, er ist sehr intensiv, und es ist extrem wichtig, die Geschwindigkeit zu halten. Ich kann es noch gar nicht glauben, dass ich heute hier meinen ersten Weltcup-Sieg in dieser Kategorie erreichen konnte."

 

Tausende von Fans feierten den dritten Platz "ihrer" Jolanda so, als wäre sie erste geworden. Die 23-Jährige ist ebenfalls sehr zufrieden mit ihrem Ergebnis: "Der Rücken hat gelitten, aber es war viel besser als letzte Woche. Es war wirklich unglaublich, hier fahren zu können, und ich glaube, meine Freunde und Fans haben mich noch mal richtig gepusht."

Die Stars von morgen bei den U23-Rennen
Bei den Men U23 konnte sich der Franzose Titouan Carod vom Rest der Menge absetzen. Er dominierte das Feld und fuhr nach 1:16:03 h ungefährdet über die Ziellinie. Ihm folgten Simon Andreassen (DEN) und Samuel Gaze (NZL) aufs Podium. Die Women U23 bildeten den krönenden Abschluss des Weltcup-Wochenendes in Lenzerheide. Hier hatte die Schweizerin Sina Frei die Nase vorne und fuhr mit einer Zeit von 1:22:12 ihren Konkurrentinnen davon. Sie beendete 0:42 Sekunden vor Kate Courtney (USA) ihren Lauf. Anne Tauber (NED) rundete das Podium ab.

Bei strahlendem Sonnenschein endeten spannende Tage des UCI Mountain Bike World Cup "auf der Lenzerheide". Nicht zuletzt das warme Sommerwetter, die starken Rennen und das abwechslungsreiche Rahmenprogramm lockten rund 18.000 Zuschauer aus dem In- und Ausland an – ein deutlicher Anstieg zum Vorjahr. OK-Präsident Christoph Müller zeigt sich mehr als zufrieden und bringt es kurz und knapp auf den Punkt: "Es war einfach nur geil." Die Bündner Ferienregion freut sich schon jetzt auf das Wochenende vom 7. bis 9. Juli 2017, wenn sie wieder die weltbesten Athleten des UCI Mountain Bike World Cup begrüßen darf.