Es war die Erfüllung eines lang gehegten Wunsches: Sally Bigham feierte bei den Marathon-Europameisterschaften in Sigulda ihren ersten internationalen Meister-Titel. Kristian Hynek komplettierte den erfolgreichen Tag für das Topeak-Ergon Racing Team mit Bronze.
60 Kilometer solo im Wind und Minuten voller Emotionen — sie wollte diese Gold-Medaille unbedingt. Nach viermal EM-Silber und einmal WM-Silber, wollte sich "Iron Sally" im Baltikum
endlich einmal das Leaderjersey überstreifen lassen. Der Wille war so stark, dass sich die Britin bereits nach 20 Kilometern auf die Solo-Flucht begab.
"Es war ein wenig riskant, weil es heute auch sehr windig war. Aber ich hatte an den ersten Anstiegen schon gesehen, dass ich die Stärkste war", erklärte Sally Bigham warum sie so früh die
Initiative ergriff und dann 80 Kilometer alleine auf ihrem Canyon-Hardtail mit über fünf Minuten Abstand zur Zweitplatzierten zum EM-Titel pedalierte.
Der Vorsprung wuchs stetig an, doch der Genuss stellte sich erst ein, als sie einen Kilometer vor dem Ziel in den letzten Anstieg hinein und durch ein Zuschauer-Spalier kurbelte. Gänsehaut
inbegriffen. "Es war ein ganz besonderer Moment als ich ins Ziel fuhr, einfach großartig. Unsere Betreuer jubelten, und es ist so schön, dass ich ihnen für die harte Arbeit etwas zurückgeben
konnte", sagte Sally Bigham mit belegter Stimme. "Heute keine Silver-Sally", fügte sie lachend hinzu. Nein, an diesem Tag in Sigulda ein strahlendes Golden Girl aus dem
Topeak-Ergon-Rennstall.
Es hat nicht viel gefehlt und das Team wäre mit zwei Europameistern nach Hause geflogen. Es waren ungefähr 60 von 103 Kilometern gefahren, als Kristian Hynek mit zwei Begleitern eine dreiköpfige
Spitzengruppe initiierte. Seine Hoffnung, dass Teamgenosse Alban Lakata mitziehen würde, erfüllte sich nicht. Der war in einem Trail in nicht optimaler Position, als ein Lette vor ihm die Lücke
entstehen ließ.
Ein anderer Lette, Peeter Pruus, und der Portugiese Tiago Ferreira folgten Hynek, während Lakata sich in der Verfolgergruppe zugunsten seines Teamkollegen nicht an der Tempoarbeit beteiligte.
Während Pruus im Grunde die Führungsarbeit verweigerte, stellte Ferreira seine Anstrengungen zuletzt auch ein. "Wir hatten falsche Angaben, was unser Zeitpolster anging. Deshalb habe ich viel
Tempo gemacht", erzählte Kristian Hynek. Diese Körner fehlten dem Tschechen dann, als es einen Kilometer vor dem Ziel in den letzten Anstieg ging.
Pruus und Ferreira hatten Energie gespart und zogen weg zu Gold und Silber. Hynek blieb Bronze, zum zweiten Mal in seiner Karriere. "Eine Medaille ist immer gut, aber ich war heute auch gut für
den Titel. Deshalb sind die Gefühle gemischt", meinte Hynek. Eindeutiger waren die Gefühle bei Alban Lakata. "Ich bin ziemlich frustriert, denn meine Form ist sehr gut. Im Moment ärgert mich die
vertane Chance, aber mein Ehrgeiz wird dadurch noch größer", verriet Lakata, der das Ziel als Sechster erreichte.
Weitere Informationen und Ergebnisse unter: www.velo.lv