Angekündigt war das ganz große Duell: Sanne Cant gegen Eva Lechner. Die Weltcupführende gegen die Zweitplatzierte. Am Ende gab es eine zufriedene Siegerin. Eva Lechner hat nach Rang drei in Namur (Belgien) das Leadertrikot im Weltcup zurückerobert.
Risiko wird belohnt
Doch der Reihe nach. Das Rennen in Namur war ganz nach dem Geschmack von Eva Lechner. Schlammig und hart. Eva Lechner gehört bekanntlich zu den weltbesten Mountainbikerinnen. Das kommt ihr im
Cross entgegen. Wenn andere das Rad schieben, dann ist Eva Lechner immer noch im Sattel. "Riskant, riskant", so die Reporter bei der Live-Übertragung im Internetkanal der UCI. Die Konkurrentinnen
schon längst mit einem Bein am Boden. Eva Lechner souverän auf dem Rad.
So gewinnt man Zeit. Und auch als die Südtirolerin, auf dem zweiten Platz liegend, zwischenzeitlich auf Rang sechs zurückrutschte, holte sie schnell wieder auf. Durch viel Risiko in den
Abfahrten. Und mit ebenso viel Einsatz und Kraft bergauf. Es war ein echter Genuss, einer Eva Lechner in dieser Form zuzusehen. Die Fans am Streckenrand würdigten den Einsatz der Südtirolerin mit
viel Applaus und Anfeuerungsrufen. "Eva, Eva" im Chor.
Leader-Trikot zurückgeholt
Und Eva Lechner vom Colnago-Team dankte es ihren Fans. Mit zwei glanzvollen Schlussrunden kam die WM-Zweite von 2014 noch aufs Podest. Mit 32 Sekunden Rückstand hinter Siegerin Nikki Harris
(Großbritannien) und Carolin Mani (Frankreich). Ihre härteste Rivalin im Kampf um die Weltcupführung, die Belgierin Sanne Cant hingegen nur auf dem vierzehnten Platz, über zwei Minuten zurück. Im
vergangen Jahr war Eva Lechner noch Achte in Namur gewesen. Das spricht für sich und die derzeit gute Form der Südtirolerin.
"Bei der WM will ich die Revanche", so Eva Lechner unlängst in der Gazzetta dello Sport. Italiens renommierte Sportzeitung hatte nach den Zukunftsplänen gefragt. Und die Insider wissen: Eigentlich hätte es schon 2015 so weit sein sollen. Eva Lechner war als WM-Favoritin angetreten und kurz nach dem Start unglücklich gestürzt. Alle Hoffnungen im Schlamm begraben. Doch eine Eva Lechner gibt bekanntermaßen nicht so schnell auf und trug ihr Sportgerät in zwei Teilen bis in die Boxen und weiter. "Für all meine Fans und Freunde", so Eva Lechner später, "das war ich ihnen schuldig."
Am kommenden 26. Dezember startet Eva Lechner nun erneut im Leadertrikot der Gesamtführenden im Weltcup. Auf der Strecke in Heusden-Zolder, ebenfalls in Belgien. Das ist auch die WM-Strecke Ende
Januar 2016. Mal sehen, ob, die Revanche gelingt.
Text: Dr. Josef Bernhart