Sam Bennett gewinnt die Auftaktetappe der Bayern Rundfahrt

 © Bora–Argon 18
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Bora–Argon 18 ist mit einem Sieg in sein Heimrennen gestartet. Das Team aus dem oberbayerischen Raubling stellt mit Sam Bennett den Sieger der ersten Etappe. Der 24-jährige Ire sprintete nach 221 Kilometer in Waldsassen zu seinem zweiten Saisonerfolg. Nach perfekter Sprintvorbereitung seines Teams verwies er Nacer Bouhanni (Cofidis) und John Degenkolb (Giant-Alpecin) auf die Plätze. Mit seinem Sieg übernimmt Bennett auch die Führung in der Gesamtwertung und startet am Donnerstag im gelben Trikot.


 

"Das ist ein Auftakt nach Maß. Die Mannschaft hat die Taktik super umgesetzt und eine optimale Sprint-Vorbereitung abgeliefert. Sam hat es dann vollendet und gewonnen. Dieser Etappensieg war unser Ziel, und wenn man das erfüllt, kann man überaus zufrieden sein. Wir haben uns heute selbst Druck gemacht. Wir wollen hier Verantwortung übernehmen und nichts dem Zufall überlassen. Mit diesem Selbstverständnis sind wir in das Rennen gegangen. Diesem Druck haben die Jungs super standgehalten. Einen besseren Auftakt bei unserem Heimrennen können wir uns nicht wünschen", kommentiert Enrico Poitschke, Sportdirektor von Bora–Argon 18.


Am Ende der längsten Etappe dieses Jahres setzte sich der 24-jährige Benett im Sprint der Top-Favoriten Nacer Bouhanni vom Team Cofidis sowie John Degenkolb aus der Mannschaft Giant-Alpein durch. "Kompliment an mein Team, das war ein fantastischer Job und ein perfekter Start nach fünf Wochen Rennpause", so Benett, der damit nahtlos an seinem Etappensieg im Finale der Bayern Rundfahrt 2014 anschloss, als er in Nürnberg der Schnellste war. Ebenfalls auf sein Team verlassen konnte sich auch der dreifache Giro- und Vuelta-Etappensieger Nacer Bouhanni. Am Ende des Teilstücks von Regensburg nach Waldsassen fehlten dem 24-Jährigen bei seinem Debüt in Bayern Zentimeter zu einem Traumstart. "Nach so einer Etappe so knapp zu verlieren im Foto-Finish, das ist immer frustrierend", so der Franzose. "Aber vielleicht gibt‘s ja morgen eine neue Chance."


Als Dritter komplettierte mit John Degenkolb, Sieger von Mailand-San Remo und Paris Roubaix, der Radprofi dieses Frühjahrs, das Podium in Bayern. Für den 26-Jährigen ging dieses Ergebnis aber in Ordnung: "Mir hat am Schluss, der letzte Kick gefehlt, um als Erster über den Zielstrich zu fahren. Ich war zwar bei der Einfahrt in die Zielgerade als Vierter ziemlich gut positioniert. Sam Bennett kam aber mit vollem Speed von hinten und hat uns ein bisschen überrascht." Für die kommenden Tage sinnt Degenkolb jedoch schon auf Revanche: "Ich hoffe, dass ich in den nächsten Tagen meine Spritzigkeit finden werde. Mal schauen, was noch geht. Ich habe mir auf jeden Fall vorgenommen, hier eine Etappe zu gewinnen."


Nachdem eine zunächst sechsköpfige Spitzengruppe auf der Etappe maximal 4:50 Minuten Vorsprung auf das Feld herausgefahren hatte, wurden die letzten der Ausreißer erst 17 Kilometer vor dem Ziel gestellt. "Es war heute sehr schwer. Der Parcours sah auf dem Papier eher einfach aus, war aber ein ständiges Auf und Ab und deshalb wirklich anspruchsvoll. Das hat den ganzen Tag weh getan", so Degenkolb. "Aber wir hatten zum Glück Hilfe von Cofidis und Bora-Argon."

Nach rund 20 Kilometern der Mammut-Etappe hatte sich mit dem Kolumbianer Andres Torres, dem Russen Eduard Vorganov, Louis Meintjes aus Südafrika sowie den drei jungen Deutschen Jonas Koch, Benjamin Edmüller und Johannes Weber die Gruppe des Tages gefunden, die auf der Etappe durch die Oberpfalz auch alle Berg- und Sprintwertungen abräumte. Der 28-jährige Torres, in diesem Jahr bereits Zweiter der Tour de San Luis, belohnte sich dafür mit dem Bergtrikot und wurde auch als aktivster Fahrer ausgezeichnet, der Württemberger Jonas Koch vom Team rad-net Rose holte sich das Trikot des besten Sprinters und führt über die Zeitbonifikationen nach der ersten Etappe auch die Nachwuchswertung an.

"Das war perfekt, dass ich es heute in die Spitzengruppe geschafft habe. Das gehört zu unserer Taktik, dass wir uns in diesen Gruppen zeigen. Die Gruppe lief bis zur zweiten Bergwertung richtig gut, dann konnte ich das Tempo leider nicht mehr mitgehen. Aber der Plan, mich im Finale nochmals zu zeigen, ist perfekt aufgegangen. Die Stimmung an der Strecke hat dabei geholfen und letzte Kräfte herausgekitzelt. Jetzt werde ich in den nächsten Tagen natürlich voll auf das Sprint-Trikot fahren", so der Bahn-Spezialist aus Rottweil.

Auf der morgigen zweiten Etappe führen die Streckenplaner das Feld über 179,5 Kilometer von Waldsassen nach Selb, im Jahr 2004 Startort der Bayern Rundfahrt. Wer als bergfester Fahrer in dieser Bayern Rundfahrt ein Wörtchen mitreden will, wenn es um das Gelbe Trikot geht, sollte diese Etappe gut planen. Über die komplette Distanz erwartet die Profis ein ständiges Bergauf und Bergab. Von der Oberpfalz aus führt die Strecke über die Anhöhen des Fichtelgebirges, wo an der Schneebergstraße auf 798 Metern über dem Meer das "Dach" der Bayern Rundfahrt erreicht wird. Von Längenau kommend, müssen die Fahrer auch beim Kampf um den Tagessieg auf den ansteigenden letzten 500 Metern in Selb nochmals alle Kräfte mobilisieren – ein Teilstück gemacht für Ausreißer?

Start der Etappe ist in Waldsassen auf dem Johannisplatz um 10.45 Uhr, die erste Zieldurchfahrt in Waldsassen ist gegen 14.45 Uhr geplant, die Zielankunft um 15.15 Uhr.

 

Sam Bennett fühlt sich offensichtlich wohl in Bayern © Bora–Argon 18
Sam Bennett fühlt sich offensichtlich wohl in Bayern © Bora–Argon 18