Ride of Silence: Radfahrer gedenken weltweit der Unfalltoten

 © Ride of Silence
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In Berlin und mehr als 300 Städten weltweit, in 26 Ländern, auf sieben Kontinenten und zum bereits zwölften Mal gedenken Radfahrer beim Ride of Silence ihrer im Straßenverkehr tödlich verunglückten Gesinnungsgenossen. Am Mittwoch, den 20. Mai um 19 Uhr zieht in Berlin der Fahrradkorso durch die Stadt – in weißer Kleidung, schweigend, dem Anlass entsprechend. 


Zur ersten Teilnahme Berlins am Ride of Silence ruft die Initiative Clevere Städte zusammen mit Vertretern von Bündnis90/Die Grünen und Piraten, autofrei leben! e.V., Autofreies Kreuzberg und der Berliner Fahrradschau auf. Vom Brandenburger Tor geht es in besinnlichem Tempo zu den Orten der letzten tödlichen Radverkehrsunfälle. Damit wollen sie der Getöteten und ihrer Familien gedenken und ein Zeichen für mehr Aufmerksamkeit an die Stärkeren senden.

Der Ride of Silence ist eine jährliche Radfahrt und findet jeweils am dritten Mittwoch im Mai statt. Der erste Ride of Silence wurde in Dallas (Texas/USA) im Jahr 2003 erstmals von Chris Phelan organisiert. Ursprünglich einmalig im Andenken an einen Freund angedacht, der durch einen Seitenspiegel eines unachtsamen Busfahrers starb, stieg die Zahl der "Rides of Silence" weltweit auf 315 teilnehmende Städte zehn Jahre später: Von den Fitnessräumen in der Antarktis bis zu den Straßenschluchten New Yorks, von Hongkong bis zu den Niagara-Fällen. In Deutschland finden neben Berlin auch Rides in Stuttgart, Wiesbaden, Hannover, Hamburg, Oldenburg, Freiburg und Osnabrück statt.

"Wir erinnern an die Toten und zeigen Solidarität mit Verletzten und ihren Angehörigen. Und wir fordern mehr Priorität für den nichtmotorisierten Verkehr und einen regierenden Bürgermeister, der dem Radverkehr die gleiche Priorität wie dem Flughafen und der A100 gibt", sagt Heinrich Strößenreuther von der Initiative clevere Städte, Initiator des Ride of Silence in Berlins. "Eine Weltstadt wie Berlin sollte den Radverkehr fördern, so wie es in Paris oder London gemacht wird."

"Die Sicherheit der Menschen im Alltagsverkehr gehört in den Mittelpunkt verkehrspolitischer Arbeit. Tödliche Unfälle sind nur so vermeidbar. Notwendig ist vor allem eine bessere Radverkehrsinfrastruktur und die Sensibilisierung für Vor- und Rücksichtnahme auf der Straße", ergänzt Stefan Gelbhaar, verkehrspolitischer Sprecher von Bündnis 90/ Die Grünen in Berlin.

Der Ride of Silence soll das Leid der Angehörigen von Hunderten von Radfahrerinnen und Radfahrern in Erinnerung rufen, die als Schwächere im Verkehr getötet wurden, und an weitere Tausende, die verletzt wurden: Jede zweite Stunde wird ein Radfahrer in Deutschland verletzt, jeder vierte Verkehrstote in der Stadt war auf dem Fahrrad unterwegs, man zählt 70.000 verletzte Radfahrer im Jahr. "Wer Rad fährt, ist aktiver Helfer gegen Stau, Lärmbelästigung und Umweltverschmutzung – und wird von Autofahrern, Polizei und Politik aber am liebsten als Verkehrsrowdy und sowieso mitschuldig an Unfällen gesehen", so Jonas Metternich, Gründer der Initiative "Autofreies Kreuzberg".

Mehr als 1.000 Radler werden am 20. Mai in Berlin erwartet, die in Weiß und schweigend durch die Stadt radeln. Der Aufruf verbreitete sich via Twitter und Facebook blitzschnell durch Berlin. Es werden die Orte abgeradelt, wo die letzten Radfahrer getötet wurden; diese sind durch so genannte weiße "Geisterräder" gekennzeichnet. Bereits bei den letzten schweren Unfällen oder Toten gab es spontane Mahnwachen oder Sit-ins bei der monatlichen Radfahrt, der Critical Mass. In Holland haben massive Proteste dieser Art in den 70er Jahren unter dem Slogan "STOP KINDERMOORD" die Politik zum Handeln pro Sicherheit, Radverkehr und urbane Lebensqualität gezwungen.

Für die Teilnahme: Bitte weiße Kleidung anziehen, mindestens ein weißes T-Shirt, Hemd oder Bluse, während der Fahrt bitten wir um Stille. Die Fahrt ist als Demonstration angemeldet und wird nach den Regeln der Critical Mass gefahren (http://criticalmass-berlin.org/critical-mass/verhaltensregeln/).

Weitere Informationen finden Sie unter www.RideOfSilence.org