Trauer in Italien: Erminio Bolgiani verstorben

Ein Bild aus Glanzzeiten: Team-Präsident Erminio Bolgiani (ganz rechts) mit Eva Lechner, Ernesto Colnago, Nathalie Schneitter und Edmund Telser (v.r.n.l.; Foto: Josef Bernhard)
Ein Bild aus Glanzzeiten: Team-Präsident Erminio Bolgiani (ganz rechts) mit Eva Lechner, Ernesto Colnago, Nathalie Schneitter und Edmund Telser (v.r.n.l.; Foto: Josef Bernhard)

Erminio Bolgiani, einer der letzten „Grandi Signori“ des Italienischen Radsports lebt nicht mehr. Er hat in den 1960er Jahren Giro-Sieger gecoacht, zuletzt das Colnago-Team um Eva Lechner, die heute für das US-Team Luna fährt. Eva Lechner ist tief traurig. "Er war mein größter Fan", sagt sie unter Tränen.

 

Radsport im Herzen
Erminio Bolgiani war immer ein Mann mit Stil. In jeder Situation. Ob bei Sieg oder Niederlage. Und er hatte den Radsport im Herzen. In den 1960er Jahren Teamchef der Profiequipe „Max Meyer“, enger Freund von Radhersteller Ernesto Colnago, zuletzt Präsident des von diesem gesponserten MTB-Teams. Dort, wo Eva Lechner zur Weltspitze herangeführt wurde. Von ihm und von Edmund Telser als Trainer. Von einer Fahrerin auf Amateur-Niveau zur Weltklasse-Athletin. Mit Siegen im Weltcup, WM-Medaillen. Im Leader-Trikot der weltbesten Mountainbikerin ebenso wie als Teil des weltbesten Teams. Zur Freude des großen Ernesto Colnago, dessen Name nicht nur Radsportfans ein Begriff ist. Unternehmerpersönlichkeit, ausgezeichnet vom Staatspräsidenten, empfangen vom Papst. Kaum ein großer Radprofi ist nicht schon einmal auf seinen Rädern gefahren.

Sturz mit dem Rad
„Es sind unglaublich harte Tage, die ich erlebt habe. Nicht im Weltcup, sondern im Bangen um Erminio“, sagt eine sichtlich gerührte Eva Lechner. Es war am vergangenen Mittwoch, als Erminio Bolgiani, wie könnte es anders sein, auf dem Fahrrad unterwegs war. Im Park, um seine Zeitung zu lesen. Mit dem Fahrrad, das so sehr sein Leben bestimmte, ist es passiert. Ein Sturz, eine Kopfverletzung, Koma, Lebensgefahr. Erminio Bolgiani hat den Kampf ums Überleben verloren, wenige Tage nach dem fatalen Sturz. Eva Lechner ringt nach Worten: „Er war nicht nur Teamchef, er war mein zweiter Vater. Immer stand er hinter mir. Niemand glaubte mehr an mein Talent als er. Nach schweren Rennen hat er mich motiviert, nach Siegen haben wir gefeiert. Er war mein größter Fan und ich werde ihn nie vergessen. Gott segne ihn.“

Wie geht es weiter?
Damit werden auch die aktuellen Weltcupergebnisse relativiert. Eva Lechner ist im schweizerischen Lenzerheide ein respektables Rennen gefahren. In der ersten Runde noch auf Platz 12, gingen ihr am Ende etwas die Kräfte aus. Dennoch ist Platz 26 ein Schritt nach vorne. „Das gute Gefühl kommt langsam zurück, aber jetzt trauere ich erstmal um Erminio“, so die Südtirolerin nach ihrer Rückkehr. Als weitere Renneinsätze stehen für Eva Lechner neben den Italienmeisterschaften am 22. Juli die Europameisterschaften Ende Juli, ebenfalls in Italien und der Heimweltcup in Val di Sole am 27. August auf dem Programm.

 

Redaktion: Dr. Josef Bernhart, exklusiv für VeloTOTAL

 

Erminio Bolgiani als Chef der Profimannschaft „May Meyer“ in den 1960er Jahren (Foto: Archiv Bolgiani)
Erminio Bolgiani als Chef der Profimannschaft „May Meyer“ in den 1960er Jahren (Foto: Archiv Bolgiani)