Radprofi Björn Thurau: Fertig und los

„Fertig und los.“ Nicht viel sagen, sondern zeigen. Das ist das Motto für Radprofi Björn Thurau für die Saison 2017. Der Facebook-Post fällt knapp aus. Das Bild ist Symbol. Von hinten soll man ihn sehen, vor allem die Konkurrenz.

 

Radprofi Björn Thurau. Der Deutsche mit dem berühmten Namen (siehe exklusiv auf VeloTOTAL). Die Startnummer 72 bei der Tour de Filipinas 2017 gehört ihm. Das Rennen ist sein Einstieg in die neue Saison. Mit einem neuen Team. VeloTOTAL nimmt dies zum Anlass und wirft einen exklusiven Blick auf die bisherige Karriere von Björn Thurau.

 

In der Abschlusswertung sucht man ihn vergebens. Dabei hat Björn Thurau die ersten beiden Etappen der Tour de Filipinas bravourös auf den Rängen 24 und 25 beendet. Es ist ein guter Anfang, nachdem es noch vor wenigen Monaten, gar Wochen so aussah, als würde der inzwischen 28-jährige gebürtige Frankfurter seine Profi-Karriere beenden müssen. Doch Björn Thurau ist eine Kämpfernatur. Schon öfter war es schwierig. Mit 20 Jahren im österreichischen Elk-Team begann Thurau erste größere Rennen zu fahren. Die Österreich Rundfahrt beispielsweise. "Ein Team wie eine Familie", so Thurau heute. Doch als 2009 das überraschende Aus für Elk kam, fand sich nur schwer eine neue Mannschaft. Björn Thurau musste mit dem deutschen Team Bergstraße in die U23 zurück. Zwischenzeitlich jobbte er an der Supermarktkasse. Erst 2011 dann neue Hoffnung, als ihn das deutsche NSP-Team verpflichtete.
 
Und alles Kämpfen hat sich gelohnt. Von 2012 bis 2014 hatte Björn Thurau sein bislang bestes Jahr. In Diensten der Franzosen. Europcar verpflichtete mit Pierre Rolland einen Top-Star und Björn Thurau als Helfer. Ein Traum ging in Erfüllung. Björn Thurau, zu Elk-Zeiten noch mit dem Satz zitiert: "Papa, bald kann ich den Giro fahren", war nun tatsächlich dort angekommen. Im Jahre 2014 stand er im Aufgebot für die berühmte Italienrundfahrt. Und fuhr beeindruckend. Lange Zeit als bester Deutscher im Gesamtklassement und mit mehreren Ausreißversuchen, die ihm fast einen Etappensieg einbrachten. Allein gesundheitliche Probleme auf der Königsetappe Richtung Stilfserjoch und Ziel im Südtiroler Martelltal führten zu seiner Aufgabe. Team-Kapitän Pierre Rolland wurde am Ende Vierter im Gesamtklassement. Nicht zuletzt durch die Hilfe von Björn Thurau auf den Etappen zuvor. Bei der anschließenden Tour de Suisse holt Björn Thurau das Rote Trikot des besten Bergfahrers.
 

Dann die Sensation. Die deutsche Bora-Mannschaft will an die großen Zeiten von Vater Dietrich "Didi" Thurau und von Jan Ullrich anknüpfen. Mit Ziel Tour de France 2017, deren Start in Düsseldorf erfolgt. Björn Thurau erhält 2015 einen Zweijahresvertrag bei Bora und träumt von der Tour. Doch am Ende kommt alles anders. Enttäuscht von seiner Nichtnominierung wechselt Thurau schon nach dem ersten Bora-Jahr zum belgischen Wanty-Team. Bei der Österreich Rundfahrt 2016 will er sich zeigen und stürzt schwer. Keine Tour und kein Vertrag mehr.
 
Es folgt die schwierige Suche nach der letzten Chance. Thurau ist am Verzweifeln. Dann der Lichtblick. Ein Team aus Kuwait nimmt Thurau auf, gemeinsam mit einem anderen Deutschen, Stefan Schumacher. Kuwait-Cartucho.es heißt die Continental- Mannschaft. Ein Schritt zurück wie schon öfter. Und immer wieder hat sich das Kämpfen gelohnt.
 
Exklusiv für VeloTOTAL: Dr. Josef Bernhart
Foto 1 (privat): Radprofi Björn Thurau fährt 2017 für Kuwait-Cartucho.es
Foto 2 (Archiv): Bei Elk-Haus begann 2008 die Profi-Karriere von Björn Thurau