WM-Vorschau Bieles 2017: Frauen-Power im Cross

Foto (UCI): Eva Lechner im Gespräch mit Cross-Weltmeisterin 2016 Thalita de Jong
Foto (UCI): Eva Lechner im Gespräch mit Cross-Weltmeisterin 2016 Thalita de Jong

Südtirol und Luxemburg haben einiges gemeinsam. Klein, aber fein. Idyllische Landschaften, innovative Betriebe, drei Amtssprachen. Und ganz viel Frauenpower auf zwei Rädern. Warum dieser Vergleich? Insider wissen es ...

 

Am kommenden Wochenende vom 28. bis 29. Januar 2017 findet im luxemburgischen Bieles ein besonderer Sportevent statt. Die Weltmeisterschaften im Radcross. Es ist ein Highlight, an dem schon lange gearbeitet wird. In Gedanken vermutlich seit den 1960er Jahren, als im fernen 1968 bereits eine Cross-WM in Luxemburg stattfand. Damaliger Sieger bei den Profis: Erik De Vlaeminck aus Belgien, insgesamt siebenfacher Weltmeister im Radcross.

 

Weltmeisterin? Fehlanzeige. Cross-Weltmeisterschaften der Frauen gibt es erst seit dem Jahr 2000. Und seit es sie gibt, gibt es zwei Frauen, die die Siegerlisten dominieren: Hanka Kupfernagel aus Deutschland mit insgesamt vier Mal Gold. Und unangefochten bis heute: die Niederländerin Marianne Vos, die bereits sieben Mal WM-Gold holen konnte. Während Hanka Kupfernagel ihre Karriere inzwischen beendet hat, wird Marianne Vos auch in Bieles als Topfavoritin gehandelt. Kein Wunder, hat sie doch nach längerer Cross-Pause die letzten drei Weltcuprennen eindrucksvoll für sich entschieden. Im belgischen Heusden-Zolder ebenso wie im italienischen Fiuggi und vor wenigen Tagen in ihrer Heimat Hoogerheide.


Damit scheint es allein um die Frage zu gehen: wer wird mit Marianne Vos auf dem Treppchen stehen? Aus Sicht der Gastgeber kommt Luxemburgs Sportlerin des Jahres 2013 eine besondere Rolle zu. Christine Majerus ist nicht nur offizielles Testimonial der WM, sondern auch eine erfolgreiche Radcrosserin. Und eine Heim-WM ist immer etwas Besonderes. Eine zweite Frau mit Ambitionen kommt aus dem italienischen Team. Eva Lechner hat sich viel vorgenommen: "Ich habe gute Beine und freue mich auf die WM", sagt die Südtirolerin nach ihrer Rückkehr aus Hoogerheide und ergänzt: "Es war für mich in Hoogerheide nicht das beste Rennen, obwohl ich vor allem zu Beginn ganz vorne mit dabei war. Doch nach dem Sturz in Runde vier war es nicht mehr möglich, den Anschluss zu halten. Dafür war das Rennen zu schnell."

 

Mit einem vierzehnten Platz in Hoogerheide war Eva Lechner zwar immer noch Italiens Beste, aber als Siegerin von 2015 auf dieser Strecke dennoch nicht ganz zufrieden. Doch Bieles kann kommen, und WM-Silber hat Eva Lechner schon. Es war im Jahre 2014. Siegerin damals: Marianne Vos. Für Eva Lechner war es ein historischer Erfolg. Noch nie zuvor konnte eine Italienerin im Radcross eine WM-Medaille holen, ganz zu schweigen vom Regenbogentrikot. Dieses trug bis vor einer Woche noch die Niederländerin Thalita de Jong. Sie wird in Bieles verletzungsbedingt fehlen, da in Hoogerheide gestürzt und mit einem Muskelfaserriss außer Gefecht.


Text (exklusiv für www.velototal.de ): Dr. Josef Bernhart