Starker Start. Schwieriger Kurs. Viele Stürze. Das ist das Ergebnis des Cross-Weltcups in Fiuggi Nähe Rom. Am Ende gab es einen Start-Ziel-Sieg von Marianne Vos aus den Niederlanden. Eva Lechner wird wie schon in Heusden-Zolder gute Fünfte.
Eva Lechner war zuversichtlich. "Ich kenne den Kurs zwar nicht und wollte zum Training etwas früher hinfahren. Aber dann kam der Wetterumschwung dazwischen", sagte die Südtirolerin gut gelaunt noch vor wenigen Tagen. Und ergänzte: "Obwohl mir schlechtes Wetter entgegenkommt. Am besten ist es, wenn es schneit." Bekanntermaßen kann Eva Lechner mit schwierigen Witterungsbedingungen gut umgehen. Sie ist technisch stark und deshalb auf rutschigem Terrain versiert.
Fiuggi ist ein kleines Städtchen in der Nähe von Rom. Bekannt vor allem für die dortige Mineralwasserquelle. Das Wasser soll sogar Michelangelo inspiriert haben. Die Bewohner füllen es direkt an den städtischen Brunnen ab, schwören auf dessen Heilkraft. Wasser benötigten auch die Fahrerinnen im Ziel, weniger zum Trinken als zum Duschen. Schlamm ist zwar typisch für ein Crossrennen, aber so rutschig, wie es in Fiuggi war, so wenig sauber waren die Fahrerinnen am Ende. Jede Athletin lag zumindest einmal am Boden. In der TV-Zusammenfassung des Rennens hatte man den Eindruck, es gab überhaupt nur Stürze in jeder Rennphase. Oder zumindest kaum einmal länger befahrbare Passagen.
Was den Rennverlauf angeht, war die Niederländerin Marianne Vos wie schon beim vorangegangenen Weltcupeinsatz in Heusden-Zolder nicht zu schlagen. Die Ausnahmeathletin und siebenfache UCI-Weltmeisterin im Cross landete einen unangefochtenen Start-Ziel-Sieg. Im Ziel sagte sie: "Ich konnte meine eigene Linie fahren, das war wichtig."
Eva Lechner legte einen starken Start hin und versuchte zu folgen. Das war wohl auch der Grund, dass der Südtirolerin in Diensten des US-Teams Clif am Ende etwas die Kraft ausging. Mit einem Rückstand von einer Minute und 34 Sekunden kam sie als gute Fünfte ins Ziel. Vor Eva Lechner und am Podium platzierten sich Lechner-Teamkollegin Katarina Nash aus Tschechien und Sophie De Boer aus den Niederlanden. Beide hatten im Ziel einen Abstand von weniger als einer Minute auf Siegerin Marianne Vos. An vierter Stelle kam die junge Annemarie Worst ins Ziel, ebenfalls aus den Niederlanden und als erste U23-Fahrerin. Noch in den Top-Ten platzierte sich Lechner-Landsfrau Chiara Teocchi als Neunte.
Nachdem es am kommenden Wochenende im Cross-Weltcup ins niederländische Hoogerheide geht, wo Eva Lechner bereits 2015 gewinnen konnte, stehen eine Woche später die Cross-Weltmeisterschaften in Luxemburg an. Im dortigen Bieles laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Eva Lechner war bereits einmal Vize-Weltmeisterin im Radcross. Im Jahre 2014. Siegerin damals: Marianne Vos. Austragungsort: Hoogerheide.
Redaktion (exklusiv für VeloTOTAL): Dr. Josef Bernhart
Interview: Eva Lechner relaxed
Nichts mehr zu spüren von der Müdigkeit, die Profi-Mountainbikerin Eva Lechner aus Südtirol noch im Herbst zu schaffen machte. Dazu kamen Verletzungen und irgendwie das Gefühl, einmal aussteigen zu müssen. Die Auszeit war erfolgreich. Eva Lechner hat sich mit Top-Platzierungen im Cross-Weltcup zurückgemeldet. Und die nächsten Rennen stehen bevor, darunter die Weltmeisterschaften Ende Januar in Luxemburg. Dr. Josef Bernhart hat Eva Lechner nach ihrem achten Italienmeistertitel zu Hause besucht und exklusiv für VeloTOTAL gesprochen.
VeloTOTAL: Nach einer längeren Pause im Spätherbst sind die Erfolge zurück. Wie fühlt sich das an?
Eva Lechner (relaxed): Es fühlt sich sehr gut an. Die Gesundheit ist alles. Ich habe ein ganz neues Gefühl beim Training. Und die Erfolge geben mir recht. Es war eine Pause dringend nötig.
VeloTOTAL: Was heißt dringend nötig?
Eva Lechner: Man muss wissen, wann es eine Auszeit braucht, bevor es zu spät ist. Ich bin schon so lange im Profigeschäft. Training, Rennen, Training. Viele Reisen. Das mag alles spannend sein, aber wenn es ständiger Druck ist, dann braucht es auch Entlastung. Sonst knallt es irgendwann.
VeloTOTAL: Und wo findet eine Eva Lechner ihre Ruhe?
Eva Lechner: In erster Linie daheim. Meine Familie gibt mir die nötige Ruhe, auch meine Tiere. Genau genommen die Pferde. Inzwischen sind es vier an der Zahl. Motown, Elba, Bodo und Everest.
VeloTOTAL: Man hört, die Pferde sind so erfolgreich wie Eva Lechner.
Eva Lechner (lacht): Es sind zwar keine Rennpferde, aber sie haben auch schon einiges gewonnen. Zum Beispiel Elba den Eppaner Burgenritt. Und das Fohlen Everest hat einen berühmten Vater. Feuer Jade , Vize-Europameister im Schönheitswettbewerb.
VeloTOTAL: Das klingt gut. Und wer schaut auf die edlen Tiere, wenn Eva Lechner unterwegs ist?
Eva Lechner: Ich habe einen guten Bekannten, der sie dann verlässlich füttert und betreut. Er ist Hirte und im Sommer auf der Alm, so wie meine Pferde auch. Und wenn ich zu Hause bin, kümmere ich mich selbst dreimal täglich um sie, erziehe, füttere und reite aus.
VeloTOTAL: Zurück zum Sport. Wie läuft es für eine Südtirolerin im US-Team?
Eva Lechner: Das Clif-Pro-Team ist sehr professionell. Ich fühle mich total wohl, kann mich optimal auf den Sport konzentrieren. Das ist sehr angenehm, wenn man Drumherum Entlastung hat. Außerdem fährt mit Andrea Waldis eine gute Freundin im selben Team.
VeloTOTAL: Apropos Freundinnen. Welche Kontakte gibt es da?
Eva Lechner: Neben Andrea auch zu Jolanda Neff und Nathalie Schneitter. Jolanda fährt in einem anderen Team und deshalb sehen wir uns nicht so oft. Und Nathalie Schneitter hat eigentlich ihre Karriere beendet. Dadurch ist der Kontakt seltener.
VeloTOTAL: Eine Andrea Waldis und Nathalie Schneitter haben denselben Entdecker wie Eva Lechner. Edmund Telser ist inzwischen Schweizer Nationalcoach.
Eva Lechner: Ja, der Edi ist unser aller Entdecker. Leider hören und sehen wir uns nur noch selten.
VeloTOTAL: Und wie steht es um die Fans?
Eva Lechner: Da gibt es immer wieder nette Geschichten. Vor allem bei den Cross-Rennen in Belgien und Holland sind die Fans sehr präsent. Einige schenken mir regelmäßig etwas zu Weihnachten. Letzthin zum Beispiel ein komplettes Dusch-Set.
VeloTOTAL: Kommenden Sonntag, 15. Januar 2017 findet nach drei Jahren wieder ein Cross-Weltcup in Italien statt. Welche Erwartungen dürfen wir haben?
Eva Lechner: Ich freue mich schon auf das Rennen, vor allem nach der Titelverteidigung als Italienmeisterin. Es ist Schnee vorausgesagt. Das liegt mir.
VeloTOTAL: Dann alles Gute für das Rennen und die Saison und danke für das Gespräch.
Eva Lechner: Danke auch und alles Gute an VeloTOTAL.
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Redaktion (exklusiv für VeloTOTAL): Dr. Josef Bernhart