
Eva Lechner ist gut gelaunt. Überhaupt hat sie nach einer erfolgreichen Cross-Saison gut lachen. Auch wenn es am Ende nicht zum erhofften WM-Titel gereicht hat, ist die sympathische Südtirolerin
vom Colnago-Team mit dem bisherigen Verlauf zufrieden. "Ein Weltcupsieg im Cross (in Hoogerheide/Holland, Anm.d.Red.), dem ersten in meiner Karriere, damit konnte ich vor der Saison nicht rechnen
und deshalb bin ich vollends zufrieden. Sicherlich wäre bei der WM viel möglich gewesen, aber das ist jetzt Geschichte. Die Konzentration gilt dem Mountainbikeweltcup."
Weiße Straßen
Und auf dem Weg dorthin will Eva Lechner auch bei Straßenrennen starten. So geschehen am Samstag, 7. März 2015, bei den legendären "Strade Bianche", zu deutsch "Weiße Straßen", angelehnt an die
Staubwolken, die die Fahrer auf dem größtenteils nicht asphaltierten Parcours hinterlassen. Ein Terrain, das einer erfahrenen Profi-Mountainbikerin jedenfalls liegt. Co-Organisatoren des
Eintagesrennens, das am selben Tag auch von den männlichen Profis (Fabian Cancellara hat schon zweimal, 2008 und 2012 gewonnen, Anm.d.Red.) gefahren wird, sind RCS-Sport gemeinsam mit der
renommierten Sportzeitung "La Gazzetta dello Sport", welche den Giro d'Italia ausrichten.
Kapitän und Konkurrenz
Wie bekannt, fährt Eva Lechner in der MTB-Saison gemeinsam mit dem Schweizer Fabian Giger im Colnago-Team. Ernesto Colnago, legendärer Rahmenbauer aus Mailand, ist vom Italo-Schweizer-Duo
überzeugt und hat aus diesem Grunde auch das Sponsoring verlängert. Dies, obwohl sich viele Sponsoren aus dem MTB-Profizirkus zurückgezogen haben und so manches Team komplett von der Bildfläche
verschwunden ist. "Aber die seriöse Arbeit von uns über all die Jahre und vor allem die konstanten Erfolge von Eva haben Colnago überzeugt", sagt Team-Chef Jernej Sobocan. Er stammt aus Slowenien
und hat auch den Kontakt zum Straßenteam von Eva Lechner eingefädelt. Es handelt sich um das slowenische Damen-Team mit dem Namen "BTC CITY LJUBLJANA". Wenn Eva Lechner am Start ist, ist sie in
der Kapitänsrolle. So auch bei den "Strade Bianche", bei dem sie (Startnummer 61) ein Team von weiteren fünf Fahrerinnen anführte. Unter den 94 Starterinnen traf Eva Lechner auf Konkurrentinnen
wie Lizzie Armitstead, Emma Johansson, Lisa Brennauer, Giorgia Bronzini, Elisa Longo Borghini oder Rossella Ratto.
Viel Wind und wenig Schlaf
Das Rennen, das um 9.00 Uhr morgens in San Gimignano, der "Stadt der Einhundert Türme" gestartet wurde und knapp zwei Stunden und 103 Kilometer später am Hauptplatz in Siena endete, wurde von der
Amerikanerin Megan Guarnier (Boels Dolmans Cycling Team) gewonnen. Die US-Amerikanerin konnte sich 20 Kilometer vor dem Ziel absetzen. Zweite wurde ihre Teamkollegin Elizabeth Armitstead, die 37
Sekunden später zeitgleich mit Elisa Longo Borghini (Wiggle Honda) die Ziellinie überquerte. Eva Lechner kam mit einem Rückstand von 15 Minuten und sieben Sekunden auf die Siegerin als 58. ins
Ziel. "Ich musste schon um 5:30 Uhr aufstehen. Wer mich kennt weiß, dass das für mich eine Katastrophe ist. Ich musste drei Kaffee trinken, um wach zu werden. In der Folge hatte ich einen
komischen Magen und dadurch, dass es extrem windig war, war es am Ende echt hart. Trotzdem, eine super Kulisse und tolle Erfahrung. Ich fühlte mich insgesamt gut, nur leider schwanden meine
Kräfte zum Ende hin, sodass ich nur mehr ins Ziel kommen wollte."
Redaktion: Dr. Josef Bernhart
