SRAMs kabellose Elektro-Schaltung eTap Red ist nicht nur technisch, sondern auch optisch revolutionär – so aufgeräumt sahen Rennräder noch nie aus. Vor allem aber dürften Hobbyschrauber und
Profimechaniker die eTap lieben. Und die Leichtbauer. Und die Rennfahrer. Eigentlich alle.
Verständlich & praktisch: die Technik
Mit ferngesteuerten Schalttasten kann man mit den Händen am Lenker schalten, pro Lenkerseite sind zwei Tasten verwendbar. Markant ist die Schaltlogik: Der einzige linke Schalthebel schaltet nach
links, der einzige rechte nach rechts. Ein Druck auf beide Hebel betätigt den Umwerfer. Charmantes Detail: Diese Logik konnte man auf der Eurobike mit einem 80er-Jahre-Computerspiel üben - links,
recht, Feuerknopf! Die Teile verfügen über eigene Akkus, am Umwerfer und am Schaltwerk sind sie identisch, können also bei leerem Akku getauscht werden, so dass man noch qualfrei nach hause
kommt.
Das Gewicht: eTap ist die leichteste Elektro-Schaltung des Marktes
Die gesamte eTap Red Gruppe soll laut SRAM 2095 Gramm wiegen. Bei gleichen Kurbeln, gleichem Innenlager und kurzem Schaltkäfig wäre sie nach Angaben des Herstellers damit etwa 137 Gramm schwerer
als die derzeit leichteste Schaltgruppe des Marktes, die mechanische SRAM Red. Weiterhin verspricht SRAM, dass die eTap Shimanos Dura Ace Di2 je nach Konfiguration um 77 bis 104 Gramm
unterbieten.
Vorsichtig & langsam: die Idee
Die Schaltung tauchte schon seit Jahren immer wieder auf Rennen auf; Schnappschüsse geisterten in sozialen Netzwerken herum. Warum also erst jetzt die Marktreife? Geraldine Bergeron,
Produktmanagerin für Rennradteile, erklärt: „Das eTap Projekt begann vor fünf Jahren. Wir haben die Gruppe seit zwei Jahren intensiv im Labor und auf der Straße getestet. Diese Gruppe ist
die bestgeprüfte SRAM-Gruppe aller Zeiten.“ Ursache für den Aufwand dürfte der Lerneffekt aus dem Scheibenbremsen-Rückruf sein. Ein zarter Hinweis auf die besondere Vorsicht ist der bei
Elektro-Schaltungen erstmalig angewandte Industriestandard IP69K. Dieses kryptische Kürzel bedeutet, dass mit Hochdruck aufgesprühtes Wasser nicht in die Elektronik eindringt (natürlich empfiehlt
SRAM trotzdem keine Hochdruckreiniger!).
Wie geht es weiter?
Unsere Meinung: Die eTap läutet die nächste Runde im Wettstreit mit Shimano und Campagnolo ein. Auch werden immer andere Hersteller (etwa Magura mit der Vyron-Sattelstütze) auf Funk-Fernbedienung
umstellen. Nur Bremsen dürften den sicheren Hydraulikschlauch behalten, auch wenn bereits Prototypen von kabellosen Funkbremsen für Fahrräder existieren. Wir glauben nicht an die Zukunft der
Funkbremse weil vor Jahren Mercedes mit der als revolutionär gepriesenen elektrohydraulischen Bremse einen der größten Rückrufe der Automobilgeschichte durchführen musste. Seitdem verbauen die
Stuttgarter wieder konventionelle Hydraulikschläuche.