Interview mit Marcus Chiba: Nachhaltigkeit als Grundhaltung

Bereits in fünfter Generation fertigt das Familienunternehmen Chiba aus dem Berchtesgadener Land Qualitätshandschuhe für die verschiedensten Einsatzbereiche in Sport und Alltag. Seit vielen Jahren setzt Geschäftsführer Marcus Chiba zudem auf Nachhaltigkeit. Welchen Stellenwert Nachhaltigkeit für ihn hat und wie sie in seinem Unternehmen und bei der Herstellung der Produkte umgesetzt wird, erfuhren wir im Interview mit ihm.


Geschäftsführer Marcus Chiba setzt zudem auf Nachhaltigkeit
Geschäftsführer Marcus Chiba setzt zudem auf Nachhaltigkeit

Welche Produkte oder Materialien werden nachhaltig produziert?

Dass ökologisches Verhalten nicht nur eine Maßnahme ist, die dann im Marketing ausgeschlachtet wird, sollte uns klar sein. Viele kleine und auch große Maßnahmen sind nötig, um ein Unternehmen nachhaltig zu machen. Oft ist das Produkt auch gar nicht das Problem, sondern die Verpackung, der Transport oder die Produktion. Chiba hat bereits 2020 auf Plastikverpackungen verzichtet. 20 Prozent unserer Kunden erhalten die Handschuhe in einer Einzelverpackung aus recyceltem Papier und 80 Prozent sogar ganz ohne Einzelverpackung. Da Verpackungen den Großteil des Abfalls ausmachen, denke ich, dass das schon ein großer Erfolg ist. Wir sparen außerdem Energie durch den Einsatz energiesparender Nähmaschinen oder Beleuchtungen, erzeugen den benötigten Strom zu mehr als 100 Prozent mit einer eigenen Fotovoltaik-Anlage oder recyceln unsere Abfälle in der Produktion in Asien als auch in Deutschland zu fast 90 Prozent. Diese Maßnahmen treffen natürlich alle unsere Produkte. Zusätzlich haben wir dann auch beim Produkt selbst auf nachhaltige Materialien umgestellt.

 

Welche nachhaltigen Rohstoffe finden Verwendung?

Da Chiba als einzige deutsche Radhandschuhmarke noch fast alle Modelle selbst herstellt, haben wir natürlich mehr Möglichkeiten, auch in der Produktion oder dem Materialeinkauf nachhaltig zu arbeiten. Bei den recycelten Materialien sind wir ein wirklicher Pionier und verwenden seit mehr als sieben Jahren bereits recycelte Oberhandstoffe aus Econyl für den Großteil unserer Radhandschuhe. Für Polsterungen verwenden wir Naturlatex oder recycelte Mikrofasern für die Innenhände.

 

Wie werden diese Materialien hergestellt?

Econyl wird aus alten Teppichen, Fischernetzen und Plastik-Flaschen hergestellt, die aus den Meeren gefischt, gesammelt und gereinigt werden und wieder zu Fäden verarbeitet werden. Aus diesen Fäden bestehen die Oberhandstoffe von Chiba Radhandschuhen. Auf ähnliche Weise werden auch die anderen recycelten Stoffe hergestellt.

 

Was hat Sie dazu bewogen, nachhaltige Materialien einzusetzen?

Chiba ist ein Familienunternehmen in fünfter Generation. Nachhaltiges Wirtschaften und ein gesundes Unternehmen an die nächste Generation zu übergeben, gehört zu unserer DNA. Meist ist nachhaltig zu wirtschaften auch langfristig die betriebswirtschaftlich bessere Lösung. Ich möchte Ihnen ein Beispiel geben: Seit 30 Jahren trennen wir die Abfälle in unserer Produktion in Asien und verkaufen diese an Wiederverwerter. Wir bekommen nicht viel Geld dafür, dieses Geld wird aber gesammelt und wir verwenden es für Ausflüge oder zinslose Kredite für unsere Mitarbeiter. Unsere Mitarbeiter sind von den Maßnahmen begeistert, die Bindung zum Unternehmen und die Motivation steigt, die Umwelt wird geschont und andere Unternehmen kommen zu günstigen Rohstoffen. Alle haben gewonnen.

 

Ab wann wurde auf nachhaltige Materialien umgestellt?

Seit mehr als sieben Jahren benutzen wir recycelte Stoffe. Wir haben aber bereits 1992 einen Versuch gestartet, in unserem Unternehmen Plastiktüten abzuschaffen. Leider waren wir damals der Zeit weit voraus und unsere Kunden haben sich über die „hässlichen“ recycelten Tüten unserer Handschuhe beschwert. Man könnte das Produkt und die Farbe des Handschuhs nicht mehr sehen, nicht mehr den Inhalt auf einen Blick erkennen und die Verpackung würde der Marke schaden. Das waren damals andere Zeiten. Wir mussten diese Maßnahme nach einem Jahr wieder zurücknehmen. Trotzdem haben wir nicht aufgegeben und dann eben leichter umzusetzende Maßnahmen ergriffen. Zum Beispiel werden schon seit 1993 alle Abfälle selbst in der Produktion in Asien getrennt und dem Recycling zugeführt. Heute sind die Maßnahmen unzählig.

 

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?  

Recycelte Stoffe zu verwenden, ist für uns nur eine Zwischenlösung. Ziel sollte es sein, keinen Abfall mehr herzustellen. Deshalb arbeiten wir an Produkten, die ausschließlich aus natürlichen oder natürlich abbaubaren Materialien bestehen.

 

Wie sind die Resonanzen Ihrer Kunden und was macht Chiba Handschuhe so einzigartig?

Die Resonanz unserer Kunden ist natürlich sehr positiv. Warum Chiba über fünf Generationen hinweg so großen Erfolg mit Handschuhen hatte, liegt darin, dass seit der Gründung des Unternehmens immer die Passform der Handschuhe und damit die Anatomie der Hand im Mittelpunkt stand. Seit 170 Jahren steht Chiba für ergonomische Handschuhe, in denen sich unsere Kunden besonders wohlfühlen, weil sie perfekt passen, komfortabel sind und optimalen Schutz bieten.

 

Mehr Informationen: https://www.chiba.de/