MTB-Soccer-Cup: Nicht nur die Tore zählten

© Erhard Goller
© Erhard Goller

Gleich mehrfach hätte man den Fairness-Preis vergeben können, und für Spaß und Spannung war reichlich gesorgt. Die fußballernden Mountainbiker machten ihren 11. MTB-Soccer-Cup aber auch zu einem gelungenen Fest der Begegnung, bei dem das "Tor" für Flüchtlinge aus der Region weit offen stand.  


Der Soccercup der Mountainbiker hat am Samstag eine "sehr gelungene elfte Auflage erlebt und dabei Flüchtlingen gleich noch die Gelegenheit gegeben dem Alltag zu entfliehen. Die Titelverteidiger vom Ballkunstensemble konnten sich den Wanderpokal zum dritten Mal sichern. Doch das war schon beinahe Nebensache – wenn auch die für viele Menschen schönste Nebensache der Welt. 


Eine Szene im Halbfinale spiegelt Atmosphäre und Charakter der Veranstaltung vielleicht am besten wider. Die Albstädter Tobolde (RSG Zollernalb) hatten gegen das Ballkunstensemble die Führung erzielt, aber die Titelverteidiger glichen bald wieder aus. Es war noch rund eine Minute zu spielen, da gelang dem Titelverteidiger ein weiteres Tor. Doch dann bekannte sich das Ballkunstensemble zu einem Foulspiel, das dem Schiedsrichter entgangen war. Der Titelverteidiger verzichtete somit auf den Tor-Erfolg.

Dass die "Ballkünstler" später via Neun-Meter-Schießen doch noch ins Finale einziehen würden, konnten sie zu diesem Zeitpunkt  ja nicht wissen. "Das war sehr, sehr fair, wirklich. Das muss man hervorheben", betonte Tobias Sindlinger von den Tobolden.

Das war an diesem Tag auch nicht die einzige Aktion, für die man gemeinhin einen Fairness-Preis bekommt, und so war in diesem Fußball-Turnier auch das drin, was von Anfang an als Etikett auf diesem kleinen Kuriosum MTB-Soccercup drauf klebte: eine Spaß-Veranstaltung für Radsportler zu sein und eine Begegnung jenseits von Pedalen, Lenkern und Sätteln. Nicht nur die Tore zählten, sie waren – wie gesagt – eher Nebensache. Aber halt doch die für viele Menschen schönste ...

Das Motto Begegnung erlebte am Samstag eine zusätzliche, nicht unbedeutende Facette. Asylbewerber aus Gambia, Nigeria und Syrien waren mit dabei, teilweise in Teams integriert, aber auch mit einem kompletten Team. "We had a lot of fun, es hat sehr viel Spaß gemacht, ein toller Tag. Vielen Dank für die Einladung", sagte Banguran Tamba, der aus Gambia stammt.

Und Waseem Blelo aus Syrien strahlte ebenfalls: "Es war ein tolles Erlebnis, hier dabei sein zu dürfen." Und das obwohl er als Spieler des Team Tune nicht so viel Grund zum Jubeln hatte. Doch weil bei zehn Mannschaften jede gegen jede spielte, gab es für alle genügend Spielminuten. Die "Team Africa" genannte Equipe schied im Viertelfinale dann gegen die Tobolde aus.

"Ich denke, das war eine gute Sache, dass die Jungs hier dabei waren. Sie waren prima integriert, hatten ihren Spaß und haben sich wohlgefühlt. Es hat sich jedenfalls gelohnt, dass wir diesen Aufwand betrieben haben", so Markus Bauer, der mit seinem Nationalmannschaftskollegen Simon Stiebjahn gemeinsam die organisatorische Regie führte. Zu diesem Aufwand gehörte es auch, den Asylbewerbern Hallen-Schuhe und Spielkleidung zu organisieren, sie abzuholen und sie wieder ins Dreisamtal zurückzubringen.

Unter den Augen von MTB-Bundestrainer Peter Schaupp wurden, abgesehen von kleineren Wehwehchen, keine Verletzungen notiert, auch wenn es an heißen Zweikampf-Szenen keinen Mangel gab. Dem Ballkunstensemble gelang das Kunststück, alle drei K.o.-Spiele erst im Neun-Meter-Schießen für sich zu entscheiden. Die Gelegenheiten, das Ganze weniger spannend zu gestalten, ließen sie in der regulären Spielzeit jeweils aus.

Im Finale gegen den SC Hausach, der in Lukas Wälde (12 Treffer) seinen überragenden Torjäger hatte, gelang es den Ballkünstlern durch Elias Klein und Markus Bauer einen 0:2-Rückstand (Kindler und Wälde) noch auszugleichen. Dann traf man noch die Tor-Umrandung, aber halt nicht mehr. So musste schließlich Torhüter Hannes Loh im Neun-Meter-Schießen die Kohlen aus dem Feuer holen, wie er es schon im vergangenen Jahr getan hatte. Den entscheidenden Schuss setzte dann aber Heiko Gutmann zum 4:3 (n.9m).

Der dritte Platz wurde im Shoot-Out vergeben. Die Tobolde setzten sich gegen MHW-Cube durch.
Der Preis für den besten Torschützen ging an den Ex-Nordisch-Kombinierten Andreas Günther, der außer im Finale immer traf. Der Hobby-Mountainbiker ließ den Ball 13 Mal im Netz zappeln.

Weil der Pokal-Gewinner das folgende Turnier veranstalten muss, kommt das Ballkunstensemble 2016 erneut in den Genuss, den Ausrichter spielen zu dürfen. "Es hat uns Spaß gemacht, das Turnier zu organisieren. Wir müssen uns auch bei allen unseren Helfern bedanken", erklärte Sprint- und Marathon-Vizemeister Simon Stiebjahn. Und Markus Bauer wollte den Hausherrn nicht vergessen: "Olympiastützpunktleiter Uli Wiedmann hat uns ganz toll unterstützt. Und vielen Dank auch an Mountainbike Freiburg e.V., die für die Bewirtung gesorgt haben."

Wenn nichts Gravierendes dagegen spricht, dann wird das Dutzend MTB-Soccercups am 3. Dezember 2016 voll.